„Gut für uns und gut für Esch“: Cactus Lallingen soll 2022 eröffnet werden

„Gut für uns und gut für Esch“: Cactus Lallingen soll 2022 eröffnet werden

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Am 31. Januar 2009 wurde der Cactus Hobbi in Lallingen geschlossen. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Das Tageblatt hat bei Laurent Schonckert, 61, dem Geschäftsführer der Cactus-Gruppe, nachgehakt, wie es um den Neubau bestellt ist und welchen Stellenwert die zweitgrößte Stadt Luxemburgs in den strategischen Überlegungen der Gruppe hat.

Tageblatt: Auf dem vier Hektar großen Gelände, wo sich einst der Cactus Hobbi befand, klafft nach wie vor eine Baulücke. Warum ist das so?

Laurent Schonckert: Um auf diese Frage zu antworten, muss ich ein bisschen ausholen. Als wir 1995 unseren Supermarkt dort eröffneten, wo sich früher das Fußballgelände der US Esch befand, war dieser eigentlich als Provisorium gedacht. Aus dem Provisorium – wir bezeichnen ihn im Übrigen im internen Sprachgebrauch immer noch so – sollte irgendwann etwas anderes werden. Das war der Plan vor 24 Jahren. Der Abriss des Cactus Hobbi ist mittlerweile über zehn Jahre her. Eigentlich war alles klar. Aber manchmal verlaufen Dinge eben anders als angedacht.

Dabei begann alles vielversprechend. Im Jahr 2010 fand eine große Präsentation des neuen Cactus in Lallingen statt. Gemeinsam mit den Anrainern …

Ja, daran kann ich mich noch ganz gut erinnern. Die Gemeinde hatte eigens ein Zelt aufgestellt, weil gerade Umbauarbeiten im Escher Theater stattfanden. Das Interesse war riesig und die Anrainer standen von der Grundstimmung her dem Projekt positiv gegenüber. Nur einige hatten ein paar Beanstandungen. Es gab dann eine zweite Sitzung, zu der sich etwa 40 Anwohner aus Lallingen eingefunden hatten. Auch da sprach man sich mehrheitlich für das Projekt aus. Es sah demnach ganz danach aus, als würde es zügig vorangehen.

Der neue Cactus wird über eine Verkaufsfläche von 7.500 Quadratmetern verfügen und einen unterirdischen Parkplatz für 850 Fahrzeuge. Darüber hinaus werden 60 Wohnungen entstehen, ein Fitnessstudio, eine Kindertagesstätte sowie 15 bis 17 Geschäfte.

Und dann begannen die Probleme …

Ja, so war es. Das „Mouvement écologique“ und zahlreiche Privatpersonen hatten Beschwerde beim Innenministerium eingelegt. Es gab Ungereimtheiten in Sachen allgemeiner Bebauungsplan der Stadt Esch und Teilbebauungsplan. Es folgten Einsprüche vor dem Verwaltungsgericht. Wegen der Neuzuordnung des Geländes. Die Kläger bekamen in erster Instanz recht. All dies zog einen Zeitverlust von drei bis vier Jahren nach sich. Kurz vor Weihnachten 2014 hob das Verwaltungsgericht in zweiter Instanz das Urteil auf, sodass eine wichtige Hürde genommen war und wir eigentlich mit dem Bau Anfang 2015 hätten anfangen können …

Auf diesem vier Hektar großen Gelände wird der neue Cactus Lallingen entstehen

Warum passierte das dann nicht?

Weil wir intern in einen Überlegungsprozess gekommen und uns nicht mehr sicher waren, ob eine so große Verkaufsfläche noch zeitgemäß war oder eine mittelgroße Struktur sinnvoller gewesen wäre. Ursprünglich war eine Bruttofläche von 35.000 Quadratmetern vorgesehen, mit rund 50 Geschäften und 2.000 Parkplätzen. Kurz: Das Projekt war in der Form in Frage gestellt. Und es ist ja nicht so, als wären wir in der Zeit untätig gewesen. Windhof, Redingen/Attert, die Coopérative in Bonneweg, um nur die zu nennen, sind alles Projekte, die wir in dem Zeitraum angegangen sind. Auch die Konkurrenz war in dem Zeitraum nicht untätig, siehe Cloche d’Or, Centre Hamilius und nicht zu vergessen Wickringen/Liwingen, auch wenn letzteres Projekt nicht zustande kam.

Zurück nach Lallingen. Wie sieht das Timing aus?

Anfang des Jahres haben wir ja bekanntlich die Baugenehmigung bekommen. Es sind aber noch einige Vorbereitungsarbeiten zu machen, bevor die Bagger kommen. Wenn alles so läuft wie geplant, ist der Baubeginn für Ende 2019 oder Anfang 2020 vorgesehen. Die Eröffnung ist im Verlauf des Jahres 2022 geplant.

Rechtzeitig zur Europäischen Kulturhauptstadt also …

Das ist zwar eher Zufall, aber sicherlich kein Nachteil. Zweieinhalb bis drei Jahre werden ins Land ziehen bei einer geplanten Bauzeit zwischen 30 und 36 Monaten.

Im Jahr 1995 entstand auf dem ehemaligen Fußballplatz der US Esch der damals als Provisorium angedachte Cactus

Welche Rolle spielte in dem Zusammenhang der politische Wechsel in Esch?

Das ist eine gute Frage. Wir hatten stets einen guten Draht zu den Politikern der alten Koalition und zu den jeweiligen LSAP-Bürgermeisterinnen. Ein politischer Wechsel ist aber immer auch gleichbedeutend mit einer neuen Dynamik. Das liegt in der Natur der Sache. Und Politiker sind ja auch darauf aus, positive Nachrichten anzukündigen. (lacht) Das hat uns in dem Dossier aber zweifellos weitergeholfen. Aber vielleicht wäre auch unter einem anderen Bürgermeister als Georges Mischo eine solche Dynamik entstanden.

Das Grundstück ist vier Hektar groß. Wie gestaltet sich die neue Fläche?

Grob gesagt: zwei Drittel Kommerz und ein Drittel Wohnen. Wir werden in der Tat einen neuen Weg beschreiten, denn neben der Verkaufsfläche von 7.500 Quadratmetern und einem unterirdischen Parkraum für 850 Fahrzeuge ist einerseits ein Fitnessstudio vorgesehen und andererseits werden wir auch in Sachen Wohnungsbau aktiv. Neu ist auch, dass wir eine Kindertagesstätte geplant haben.

Welches Ranking wird der neue Cactus landesweit bekleiden?

Mit 7.500 Quadratmetern wird es der drittgrößte Cactus im Land sein, nach der Belle Etoile und dem in Bascharage. Es werden 15 bis 17 Geschäfte hinkommen, allesamt aus dem Bereich Service. Mir schwebt ein Mix vor zwischen u.a. Optiker, Reiseagentur, Textilreinigung, Zeitungsladen, Friseur. Vor dem Gebäude wird es keine Parkplätze geben, die sind alle unterirdisch auf zwei Etagen. Zum Supermarkt gelangt man via Aufzug. Vorgesehen ist auch eine Dachbegrünung, wo später eine Fotovoltaikanlage, so wie in Bascharage oder Redingen/Attert, hinzukommen könnte. Es ist also nicht so, dass dort ein Fußballfeld hinkommt oder gar Urban Gardening. (lacht)

Was ist mit dem Fitnessstudio?

Es gab erste Gespräche mit einem Spezialisten aus der Branche, denn es ist nicht so, dass wir als Cactus-Gruppe das Studio betreiben werden.

Nach Bereldingen war der Cactus auf dem Escher Brillplatz der zweite hierzulande

Und in Zukunft kann dann die Marketingabteilung von Cactus mit Sport und „healthy food“ werben?

(lacht) Wir hoffen natürlich, dass die, die im Fitnessstudio etwas für ihre Gesundheit machen, ihre Einkäufe ein paar Meter weiter erledigen werden.

Wie viele Wohnungen werden entstehen?
Es sind rund 60 Appartements von einer Größe von bis zu 90 Quadratmetern geplant, die wir vermieten werden.

Cactus ist einer der größten Jobmotoren hierzulande. Wie viele neuen Stellen werden mit dem Projekt in Lallingen geschaffen?

Rund 250, mit dem Fitnessstudio und der Kindertagesstätte.

Welchen Stellenwert hat der Standort Esch für die Cactus-Gruppe?

Wir sind seit 1968 mit dem Cactus auf dem Brillplatz hier vertreten und seit 1969 mit einem zweiten Standort eben in Lallingen. Ich denke, das sagt alles über die Wichtigkeit des Standortes Esch aus. Damals war dies der zweite Cactus hierzulande nach Bereldingen.

Es tut sich viel in Esch. Dann ist da die Europäische Kulturhauptstadt. Wir sind überglücklich, dass es jetzt mit dem Neubau endlich losgeht und wir im Verlauf des Jahres 2022 über eine Verkaufsfläche in Esch verfügen werden, die der zweitgrößten Stadt des Landes würdig ist und wir uns obendrein modern und zeitgemäß in Lallingen darstellen können. Es ist gut für uns und gut für Esch.

Foto aus den 70er Jahren vom ehemaligen Lallinger Cactus

Was passiert mit dem Gelände an der Luxemburger Straße, auf dem der eingangs von Ihnen als Provisorium bezeichnete Cactus steht?

Claude Ganser, mit dem ich einst zusammen bei Union Luxemburg gespielt habe, ist ja „Gérant“ dort. Er hat im Übrigen bei der US Esch seine Fußballerkarriere begonnen und dort gekickt, wo jetzt das Provisorium steht. Was ich damit sagen will, ist diese Verwurzelung der Cactus-Gruppe mit Esch. Und in dem Zusammenhang auch die Tatsache, dass die Belle Etoile bereits Trikotsponsor ist bei Jeunesse Esch. Wir sind ein Stück Jeunesse und stolz auf diese langjährige Partnerschaft. Bekanntlich wird sich auf der Industriebrache zwischen Schifflingen und Esch einiges tun. Es gibt noch keinen Plan. Aber es wird sich etwas tun auf dem Gelände. Für mehr ist es aber noch zu früh.

Abschließend noch ein paar Worte zur Escher Kundschaft …

Sie ist treu und meint es ehrlich mit denen, die es ehrlich meinen mit ihr.

Laird Glenmore
3. Juli 2019 - 18.18

Leute fahren also in den Supermarkt genau so ist es und frei Parken ohne pausenlos auf die Uhr zu sehen und dann zur Parkuhr rennen, damit man kein Knöllchen bekommt, Parkhäuser meistens kpl. voll, dann kommen die Wildparker die Garagen Feuerwehreinfahrten und Privatgrundstücke blockieren.

DanV
3. Juli 2019 - 15.12

@ Jean Sie haben recht, aber ich hoffe doch, dass die Gemeindeverantwortlichen solche Kommentare auch lesen, zumal sie in einer Escher Online-Zeitung zu finden sind. Das Gerichtsgebäude kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden, aber das Sackgassengewirr und die schlechte Anbindung der Alzette-Straße können durch ein paar Schilder und ein bisschen Macadam-Beschriftung sehr schnell wieder kundenfreundlicher gestaltet werden. Und nicht zu vergessen: die letzten Gemeindewahlen haben das Parteienverhältnis in Esch erheblich verändert. Das läßt hoffen.

Jean
3. Juli 2019 - 9.02

Der Cactus wird zwar Leute anziehen aber das Problem ist dass all ihre kritikpunkte gegen Esch und die Alzette-Straße bestehen bleiben. Die Leute fahren also in den Supermarkt und dann wieder nach Hause. Wieso sollten sie sich durch das Sackgassengewirr schlängeln und sich der Staugefahr aussetzen um dann durch eine fast leere Einkaufstraße zu gehen, in der es nichts gibt was man woanders nicht auch bekommt?

DanV
2. Juli 2019 - 20.05

@ Laird Glenmore Ich behaupte das Gegenteil. Endlich wieder ein bisschen Leben in Esch. Endlich werden die Kunden wieder angelockt. Und hoffentlich finden sie den Weg dann auch wieder in die Alzette-Straße. Die Gemeinde hat jahrelang viel getan, um den Anwohnern eine verkehrsberuhigte Stadt mit mehreren Statussymbolen zu bieten. Aber Attraktivität gibt's nicht ohne Rummel. D.h., die Stadt hat damit gleichzeitig eine Menge getan, um die Kunden aus Esch rauszuhalten: - die Grouss-Strooss vom Leben abgetrennt, - die enge Lëtzebuerger Strooss statt der Grouss-Strooss als Zugang zum größten Parkhaus, - Monstergerichtsgebäude, das den Eingang in die Haupteinkaufstraße gefühlt blockiert, - Boulevard Kennedy ein einziger Stau, aber leider gibt's keine Alternativroute mehr, - Sackgassengewirr rund um die Uelzecht-Stross, die Grouss-Strooss und den Breedewee bis zum schaarfen Eck (Beneluxplaz), - Grümanlage ohne Bänke vor dem alten Gerichtsgebäude (oder gibt's jetzt welche?, war lange nicht mehr rund um den Brillplatz), - Gemeindehausparkplatz abgeschafft und damit gleichzeitig die Möglichkeit, auch mal schnell was einzukaufen (hätte ein 1-Stunden-Parkplatz werden können mit erhöhten Gebühren, nachdem das runde Parkhaus - übrigens eine Super-Initiative, gefällt mir gut! - zur Verfügung stand) - usw. Und Cactus hat die Lage nicht gerade verbessert: kleine Auswahl, nichts Neues, immer wieder das Gleiche. Wenn man dann in die Belle Étoile, nach Bascharage oder zum Howald-Cactus fährt, fühlt man sich wie im Schlaraffenland... Die frühere Infrastruktur von Esch hat viel zur Anziehungskraft beigetragen und gute Geschäftshäuser angezogen, die leider nach und nach verschwunden sind. Neue gute Geschäfte sind nur selten dazugekommen, aber eine Menge mit schlechter Qualität. Die Auswahl war viel besser als heute, sogar viel besser als in Luxemburg-Stadt. Heute schläft Esch (und das alte Cactus-Geschäft) und ich hoffe wirklich, dass der neue Cactus die Lust auf Esch wieder neu belebt. Dann können auch die kleinen Unternehmer wieder aufatmen.

Simba
2. Juli 2019 - 17.53

Es sind vielleicht auch die hohen Mietpreise in der Alzette-Strasse die den Ladenbesitzern einen Strich durch die Rechnung machen und nicht der Cactus.

Laird Glenmore
2. Juli 2019 - 8.25

Noch mehr Supermärkte für Esch / Alzette damit die kleinen Einzelhändler in der City vor die Hunde gehen, dann wird die längste Fußgänger Zone in Luxemburg demnächst als als leer stehendes Spekulationsobjekt dastehen. Die Gemeindeverwaltung ist wirklich bemüht dem kleinen Unternehmer den Garaus zu machen, Bravo tolle Leistung.