Grünes Bauen: Luxemburg und Belgien wollen die Kreislaufwirtschaft fördern

Grünes Bauen: Luxemburg und Belgien wollen die Kreislaufwirtschaft fördern

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Am letzten Tag des belgischen Staatsbesuchs hat sich das königliche Paar über die Kreislaufwirtschaft im Bausektor informiert. Auch in diesem Bereich arbeiten Luxemburg und Belgien schon seit einiger Zeit erfolgreich zusammen.

Nicht nur König Philippe und Königin Mathilde haben dem „Biodiversum Camille Gira“ in Remerschen einen ersten Besuch abgestattet. Auch für Großherzog Henri war dies eine Premiere. Kurz vor Mittag kam der hohe Besuch an. Über 20 Unternehmen, die Gebäude nach den Kriterien der Kreislaufwirtschaft bauen, stellten sich mit ihren Ständen vor.

Experten und Firmenchefs aus beiden Ländern  referierten zum Thema „Kreislaufwirtschaft: Die Zukunft des Bauens“ und erklärten ihre Konzepte. In der Kreislaufwirtschaft sollen die eingesetzten Rohstoffe über den Lebenszyklus einer Ware hinaus wieder in den Produktionsprozess zurückgelangen. Das Konzept stelle eine Priorität für die belgische und die luxemburgische Regierung dar und sei im Rahmen der dritten industriellen Revolution einer der Pfeiler des nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstums.

Hierzulande spielt die „économie circulaire“ eine bedeutende Rolle bei immer mehr Bauvorhaben, zum Beispiel auf Belval, auf dem Kirchberg oder in Wiltz.  In Belgien zeichnet sich vor allem die Region „Bruxelles-capitale“ durch ihre nachhaltigen Bauprojekte aus. Hinzu kommen dann noch Betriebe, die Filialen in beiden Ländern besitzen.

Gegen Materialverschwendung

Die Kreislaufwirtschaft sei aber viel mehr als nachhaltiges Bauen, betonte Romain Poulles, Präsident des „Luxembourg CleanTech Cluster“. Viele Projekte würden auf Kosten der Ökosysteme realisiert. „Wir leben über unseren Verhältnissen, was die natürlichen Ressourcen betrifft“, so der Experte. 82 Prozent der Büroflächen würden nicht benutzt. Bei den Schulen seien es gar 93 Prozent. 80 Prozent der Geschäftsgebäude würden vorzeitig  abgerissen, weil kein Umbau möglich ist.  54 Prozent der Materialien landen bei einem Abriss auf der Bauschuttdeponie. Bei einem Bau würden 15 Prozent des Materials vergeudet.

Im Privatbereich sehe es nicht anders aus: 50 Prozent der Haushaltsgeräte würden nur selten benutzt und 80 Prozent aller Objekte in einem Haushalt weniger als einen Monat pro Jahr genutzt. Die Linearwirtschaft  oder Wegwerfwirtschaft sei der Hauptgrund für viele Umweltprobleme, sagte Poulles.  Sie funktioniere, weil Produkte wie Glühbirnen, Handys und Kleidungsstücke nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Häufig werde diese jedoch künstlich verkürzt.

Neues Wirtschaftsmodell

Um der Verschwendung von Ressourcen entgegenzuwirken, wird heutzutage eine Reduzierung des Mülls  und des Konsums empfohlen. Das sei aber die falsche Herangehensweise. Poulles plädiert für ein Umdenken.  Das Wirtschaftsmodell müsse sich ändern. Im Augenblick zahle man für den Besitz eines Produktes. In der Kreislaufwirtschaft zahle man jedoch für eine Dienstleistung, für die Nutzung des Objektes.

Der Bausektor sei ein gutes Beispiel, um zu zeigen, dass dieser neue Weg erfolgreich sein könne. Lichtquellen, Heizungen, Aufzüge, Rohstoffe, Luftqualität und Baugrund müsse man nicht besitzen, um davon zu profitieren.  Ein gutes Beispiel hierfür seien Gemeinschaftsgärten, die auf den Dächern der Gebäude geschaffen werden. Man könne sie teilen, mieten, tauschen.

Dazu benötige man aber einen entsprechenden juristischen Kader und die passende Technologie. Neue Berufe müssten entstehen. Um all diese Veränderungen herbeizuführen, seien öffentliche und private Akteure gleichermaßen in der Pflicht. Das hätten Belgien und Luxemburg erkannt und deswegen ihre Zusammenarbeit intensiviert, ergänzte Poulles.

Ives
18. Oktober 2019 - 20.39

Et ça continue. Nëmmen weider maachen, dir musst d'Leit geckeg an depressiv kréien.