Escher GalgenbergGroße Abholzaktion: Klimawandel und Borkenkäfer verändern das Waldbild

Escher Galgenberg / Große Abholzaktion: Klimawandel und Borkenkäfer verändern das Waldbild
 Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Dem Wald geht es nicht gut. Auch dem Escher Wald nicht. Momentan werden auf dem Galgenberg bis zu 700 Fichten gefällt. Sie wurden Opfer des Klimawandels im Allgemeinen und des Borkenkäfers im Speziellen. Ein Ortsbesuch mit Förster Pol Zimmermann.

Vor zwei Jahren fand eine große Abholzaktion im „Ellergronn“ statt. Damals wurden über 2.000 m3 Fichten gefällt. Jetzt ist der Galgenberg dran, weshalb seit Dienstag der „Lannewee“, auch „Kutschewee“, „Luuchtewee“ oder 2-km-Weg genannt, für Spaziergänger gesperrt ist. Die Arbeiten sollen spätestens am 1. Dezember abgeschlossen sein. 

Förster Pol Zimmermann
Förster Pol Zimmermann Foto: Editpress/Julien Garroy

„Das wird das Waldbild des Galgenbergs verändern“, sagt Förster Pol Zimmermann. Er weiß, dass so etwas bei den Menschen für ziemlich viel Aufregung sorgen kann. „Wir machen das nicht aus Spaß oder aus ökonomischen Gründen“, unterstreicht er. Das Abholzen der Fichten ist alternativlos, denn sie sind krank und stellen ein Sicherheitsrisiko für Waldbesucher dar. „Wenn sie an irgendeiner hinteren Ecke des Waldes stehen würden, dann würden wir der Natur freien Lauf lassen. Aber hier am Wegesrand ist die Gefahr groß, dass die Fichten den Leuten auf den Kopf fallen.“

Am großen Parkplatz beim Waldfriedhof kann man sich momentan ein Bild davon machen, wie krank die Fichten sind. Hier lagern die Stämme der gefällten Bäume. Ihr Kernholz ist zum Teil morsch. Schuld daran ist der Borkenkäfer. Seine Spuren sind in Form von Fraßgängen der Larven deutlich an der Oberfläche der entrindeten Stämme zu sehen. Die wenige Millimeter großen Insekten legen ihre Eier unter der Rinde ab. Die schlüpfenden Larven fressen dann die wichtigsten Schichten des Stammes und zerstören so die Lebensadern des Baumes. Der produziert kein Harz mehr und ist somit nicht geschützt. Der Wasserfluss von den Wurzeln in die Baumspitze ist gestoppt, der Stammkern verfault. Dieser Prozess kann relativ schnell gehen. Bereits nach ein bis zwei Jahren kann der Stamm der Fichte so morsch sein, dass er bei einem leichten Sturm bricht. Kranke Bäume sind an rot gefärbten Nadeln und aufgeplatzter respektive abgefallener Rinde zu erkennen.

Problem Klimawandel

Da sich aus einem einzigen Käferpaar innerhalb eines Jahres bis zu 100.000 Nachkommen entwickeln können, ist die Wirkung der Borkenkäfer für die Fichtenpopulation im Wald verheerend. Ist ein Baum befallen, kann er in der Regel nicht mehr gerettet werden. Es gibt kein Insektizid, das Borkenkäfer unschädlich macht, ohne andere Käferarten zu bedrohen. Dass das Fichtensterben momentan so rasant voran schreitet, daran ist vor allem der Klimawandel schuld. Die Fichte hat im Vergleich zu anderen Bäumen flache Wurzeln und ist wegen des Absinkens des Grundwasserspiegels eh schon geschwächt. Der Borkenkäfer hingegen profitiert von den hohen Temperaturen und der Trockenheit. Frost und lange Regenzeiten sind sein Feind. 

So richtig eisig waren die Winter in Luxemburg aber schon lange nicht mehr, was für den Wald zunehmend zum Problem wird. Immerhin war dieser Sommer ein verregneter. „Das war für uns Menschen nicht schön, für den Wald aber sehr wichtig. Denn so konnte der Borkenkäfer in diesem Jahr nur einmal fliegen“, erklärt Zimmermann. Trotzdem gibt es für den 33-Jährigen nur eine Alternative: „Wir müssen die Fichten wegnehmen und keine neuen mehr anpflanzen.“ Zimmermann betreut die 400 Hektar Wald in Esch, die in Gemeindehand und in Staatsbesitz sind. Weitere 100 Hektar gehören ArcelorMittal. Rund 20 Prozent des Escher Walds besteht aus Nadelholz. Eigentlich kommen die Fichten aus den Bergregionen. Im Minette wurden sie zu Zeiten der aufkommenden Stahlindustrie verstärkt angepflanzt, da sie im Vergleich zu anderen Bäumen eine kurze Umtriebszeit haben, das Holz also früher genutzt werden kann. Kam zu Beginn des Bergbaus in erster Linie Eichenholz zum Einsatz, wurde ab Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund des enormen Bedarfs an Grubenholz verstärkt auf Nadelholz zurückgegriffen. 

In fünf Minuten gefällt und zerlegt 

Jetzt sind die Nadelbäume im Escher Wald zu einem Problem für die Sicherheit der Besucher geworden. 600 bis 700 Fichten werden in den zwei Wochen gefällt, schätzt Zimmermann, halb so viel wie im „Ellergronn“. Dafür ist eine spezialisierte Firma aus Gilsdorf am Werk. Lediglich drei Mitarbeiter sind vor Ort. Den Hauptteil der Arbeit erledigt der Holzvollernter, ein relativ kleiner Traktor, der die Bäume fixiert, fällt, entastet und in Stücke sägt (Neupreis bis zu 700.000 Euro). In rund fünf Minuten ist eine 30 Meter hohe Fichte gefällt und zum Abtransport zerlegt. Das noch zu gebrauchende Holz soll lokal genutzt bzw. von der Gemeinde verkauft werden.  

Und natürlich wird der Escher Wald dort, wo die abgeholzten Fichten standen, wieder aufgeforstet werden. Mit welcher Baumart, darüber zerbrechen sich Pol Zimmermann und seine Kollegen schon seit einiger Zeit den Kopf. Denn der Klimawandel setzt dem Wald in seiner Gesamtheit arg zu. Die Rotbuche, Hauptbaumart in  Luxemburg, leidet momentan enorm und auch das Eichensterben geht weiter, berichtet Zimmermann. Schuld ist meist Pilzbefall. Klimaresistente Eichen und die Winterlinden könnten die Lösung sein. „Wahrscheinlich müssen wir uns mehr am mediterranen Bereich orientieren. Aber da muss man gut aufpassen, dass keine invasiven Arten dabei sind“, sagt der Escher Förster. Da Bäume lange brauchen, bis sie in den Himmel wachsen, müssen sich die Waldbesucher am „Lannewee“ wohl oder übel erst einmal an das neue Waldbild gewöhnen.

Günther
19. November 2021 - 21.31

@Nomi "Wann mer daat gefaalend Holz geifen aus den Boescher huelen," Dir huelt guer näischt aus MENGEM Bësch! 54% vun de Bëscher sinn an eiser, privater Hand. Dir hutt net déi geréngste Anung, wéi den Trump, dee wollt och d'Bëscher reechen. Dat ka kee Mënsch a kee Staat sech leeschten.

Rosseljong
19. November 2021 - 15.06

Wow, der Borkenkäfer hat die Stämme aber sauber abgesägt.

Observer
19. November 2021 - 11.42

Wir brauchen Bauholz! Also holzen wir regional ab wo wir haben. Bekommt ein Klimafreundlich Siegel da nicht aus dem Amazonas importiert.Arme kranke Welt!

jo60
19. November 2021 - 9.55

Das Gleiche kann ich für die Haard auf der Düdlinger Seite bestätigen! Zwar befindet sich das Gebiet auf der französischen Seite, Langenberg genannt, wo ein großes Waldgebiet in eine Steppe verwandelt wurde. Die Neuanpflanzung ist zwar schon erfolgt aber bis man dort wieder durch einen schattigen Wald wandern kann werden Jahrzehnte vergehen.

Nomi
19. November 2021 - 9.55

Wann mer daat gefaalend Holz geifen aus den Boescher huelen, an doraus Hackschnetzel machen fir Gemengenheizungen, haetten mer och manner Borkenkaefer an den Boescher !

Romain
19. November 2021 - 9.01

Und wieviele Bäume werden gefällt obwohl diese noch kerngesund sind nur um Strassen, Tram und sonstiges zu errichten. Wenn man weis dass Bäume gefällt werden, sollte im Voraus neues angepflanzt werden. Es dauert länger dass ein Baum wächst, wie es dauert um jenen zu fällen