Rosch HaschanaGroßrabbiner Alain Nacache erklärt das jüdische Neujahrsfest

Rosch Haschana / Großrabbiner Alain Nacache erklärt das jüdische Neujahrsfest
 Alain Nacache ist der Großrabbiner der israelitischen Gemeinde von Luxemburg Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Am 31. Dezember feiert die Welt den Abschluss des Kalenderjahres 2019 und läutet mit Feuerwerk und viel Getöse das neue Jahr 2020 ein. Das gilt auch für einen Großteil Luxemburgs. Doch nicht jede kulturelle oder religiöse Gemeinschaft richtet sich nach dem gregorianischen Kalender. Der jüdische Neujahrstag Rosch Haschana wurde schon vor drei Monaten, vom 18. bis zum 20. September, gefeiert.

Rosch Haschana fand nach jüdischer Zeitrechnung dieses Jahr zwischen dem 18. und 20. Elul 5779 statt. Der Name bedeutet Kopf des Jahres und deutet auf den Anfang des jüdischen Kalenderjahres hin. Damit feierten Anhänger der Religion das neue Jahr drei Monate früher als die Menschen, die sich nach dem gregorianischen Kalender richten. Auch an den alten Traditionen wird festgehalten – mit Partystimmung und lauter Musik haben diese Festlichkeiten wenig zu tun.

Rosch Haschana ist ein Fest, das in der Synagoge und mit der Familie gefeiert wird“, erklärt der Großrabbiner der israelitischen Gemeinde von Luxemburg, Alain Nacache. „Was nicht bedeutet, dass wir unseren Jugendlichen verbieten, am 31. Dezember mit ihren Freunden zu feiern“, wirft er hinterher.

 Foto: Editpress/Julien Garroy

„Schana tova“, sagt man auf Hebräisch, um sich ein frohes Jahr zu wünschen. Es bedeutet in etwa „ein gutes Jahr“. Die Feierlichkeiten dauern über zwei Tage an. „Ein traditioneller Bestandteil der Zeremonie in der Synagoge ist das Blasen des Schofars, eines Schafshorns“, erklärt Nacache. Wichtig ist auch die traditionelle Speise: ein in Honig getunkter Apfel. „Er symbolisiert den Wunsch nach einem süßen Jahr.“ Das seien die beiden prägenden Ereignisse an Rosch Haschana.

Jüdische Gottesdienste für jeden zugänglich

Im aschkenasischen und sephardischen Judentum (siehe Extra) unterscheiden sich die Bräuche nicht wesentlich voneinander. „Es gibt hier größtenteils nur kulinarische Unterschiede“, erklärt der Großrabbiner. Weniger genau nimmt es hingegen das liberale Judentum – oftmals auch als Reformjudentum bezeichnet –, das in den USA die größte Strömung innerhalb der Religionsgemeinschaft darstellt. „Sie nehmen es weniger genau mit den Traditionen, begehen das Fest nur an einem Tag oder verlegen es auf eine Woche später, wenn es ihnen passt“, sagt Nacache und zeigt sich wenig erfreut über den Einfluss dieser Richtung in Europa. Die jüdische Gemeinschaft in Luxemburg ist eher dem orthodoxen aschkenasischen Judentum zuzuordnen.

 Foto: Editpress/Julien Garroy

Die Feierlichkeiten in der hauptstädtischen Synagoge waren dieses Jahr nur Mitgliedern der jüdischen Gemeinde vorbehalten. „Das schrieb uns die Polizei aus Sicherheitsgründen vor“, so Nacache. Ansonsten sei es aber jedem gestattet, freitagabends die Gottesdienste in der Synagoge zu besuchen. „Das ist immer wieder nett, wenn andere ihre Freunde mitbringen.“

Der Unterschied zwischen aschkenasischen und sephardischen Juden

Als Aschkenasim oder aschkenasische Juden werden jene aus Mittel-, Nord- und Osteuropa bezeichnet. Bis heute bilden sie die große Mehrheit der in Europa lebenden Juden. Als Sephardim oder sephardische Juden bezeichnen sich heute die Nachfahren der Gläubigen, die bis zu ihrer Vertreibung im 16. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel lebten. Heute leben sie vor allem in den südlicheren Gefilden Europas und in Afrika. Als dritte ethnische Gruppierung können noch die Mizrachim aufgezählt werden. Zu den Mizrachim werden vor allem die Juden der arabischen Welt, aus Indien und aus  Georgien gezählt.