Großregion Grenzwertige Haarsorgen auf beiden Seiten der Grenze

Großregion  / Grenzwertige Haarsorgen auf beiden Seiten der Grenze
Irina Grenz (35) hat einen Friseursalon in Perl (D). Trotz Wiedereröffnung am 1. März hat sie die Sorge, dass viele ihrer luxemburgischen Kunden wegbleiben. Sie fürchtet eine erneute Grenzschließung.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die einen haben Kunden, die anderen müssen schließen. Dazwischen liegen oft nur wenige Meter. Wie unterschiedlich sich die Pandemie auf einzelne Geschäftsbereiche in der Grenzregion auswirkt, zeigt das Beispiel der Friseure. Irina Grenz (35) hat ihren Salon in Perl (D) und bereitet die Wiedereröffnung vor. Sie hat ein turbulentes Jahr 2020 hinter sich.

Der Nachname von Irina Grenz und ihre Adresse „Am Dreiländereck“ ist Programm. Im Januar 2020 übernimmt die Friseurmeisterin den Salon in Perl (D) samt zweier Mitarbeiterinnen und einer Auszubildenden. Ihr Lehrling im dritten Ausbildungsjahr kommt aus Luxemburg und die Hälfte ihrer Kundschaft. Der kleine, unbürokratische Grenzverkehr ist Teil ihres Geschäftsmodells.

Als sie ihre Existenz gründet, arbeitet sie knapp drei Monate ungestört und ist glücklich, bis die Pandemie kommt. Am 19. März muss ihren Laden zum ersten Mal schließen. Den ersten Lockdown hat sie, wie sie sagt, mit „einem blauen Auge“ überstanden. Die Hilfen kamen schnell – im Gegensatz zu jetzt. Am 4. Mai 2020 macht sie wieder auf und hat gut zu tun.

Bis die Grenzschließungen im Juli kommen. Der Rückschlag ist hart. „Wir leben davon, dass die luxemburgischen Kunden, die hier einkaufen, danach noch zum Friseur gehen“, sagt sie. Die Discounter nur wenige Meter weiter leben von ausländischen Kunden. In dem Moment bricht das Geschäftsmodell zusammen. 700 Kunden hat sie in ihrer Datei, davon stammt die Hälfte aus Luxemburg.

Am 16. Dezember 2020, sie hat gerade für das Weihnachtsgeschäft eingekauft, muss sie erneut schließen – mitten in einem der umsatzstärksten Monate. Ihre Kollegen auf der anderen Seite der Grenze, die für viele in dieser Region keine mehr ist, dürfen weiterarbeiten. Grenz übersteht die erneute Schließung nur mit einem Überbrückungskredit, um die Gehälter zu bezahlen. Erst seit wenigen Tagen kann sie überhaupt online Hilfen und Kurzarbeit beantragen.

„Laden auf, Laden zu, Grenze auf, Grenze zu“ nervt

Die Tatsache, dass seit dem zweiten Lockdown auf der deutschen Seite viele Deutsche stattdessen in Luxemburg zum Friseur gehen, wird nicht nur in der Branche aufmerksam verfolgt. Das Wort vom „Friseurtourismus“ macht die Runde. Die Friseurinnung in Luxemburg ist nach eigenen Angaben nicht glücklich damit. „Es stimmt, dass es einen Anstieg von deutschen Kunden gegeben hat, aber seit bekannt ist, dass die deutschen Friseure wieder öffnen, ist er deutlich zurückgegangen“, heißt es von dort.

Das ist das eine. Durch den „Tourismus“ haben die Friseure in Luxemburg, auf der anderen Seite der Grenze, weder die Ausfälle des ersten Lockdowns kompensieren können, noch sind sie auch nur ansatzweise an die Umsätze von 2019 herangekommen, heißt es bei der Innung. Umsatzeinbußen gibt es nämlich immer noch.

Daran haben die deutschen Neukunden auf Zeit nichts geändert. Zwar dürfen die luxemburgischen Friseure arbeiten, aber es gibt pandemiebedingt keine feierlichen Anlässe mehr als Grund für den Friseurbesuch. Viele ältere Menschen bleiben aus Angst fern. Und in den Salons darf nur eine begrenzte Zahl an Kunden bedient werden. Laufkundschaft gibt es nicht mehr. 

Obwohl Irina Grenz ihren Salon am 1. März wieder öffnen kann und sie die ersten beiden Wochen danach gut gebucht ist, bleibt eine Sorge. Zwar halten ihr viele ihrer luxemburgischen Kunden die Treue und haben geduldig auf einen Termin gewartet, aber die Zukunft bleibt unsicher. Die Frage, ob alle wiederkommen, kann ihr niemand beantworten. Das ständige „Laden auf, Laden zu, Grenze auf und Grenze zu“ nervt viele und sie fürchtet, dass aktuell der kleine Grenzverkehr wieder zusammenbrechen könnte. Für Politiker in Berlin und Paris ist es offenbar nicht nachvollziehbar, dass man zum Haareschneiden schon mal eine nationale Grenze überquert. Im Dreiländereck passiert das ganz schnell.

Hatfield
26. Februar 2021 - 13.50

Wieder einseitige Artikel und die passenden Kommentare von den üblichen Verdächtigen. (Scholer und Klawir) Komisch, von einer Grenzschliessung von Frankreich zu Deutschland wird im Tageblatt nicht berichtet.... Ach ja richtig, dass passt ja auch nicht ins Motto des TB. Lieber werden hier vereinzelte Friseure befragt. Der Großteil meiner Landsleute im Grenzgebiet vermisst die Luxemburger überhaupt nicht. Selbst die Schweizer haben euch nun ausgeschlossen, nachdem im Skiurlaub noch schnell gemolken wurde.

Klawir
26. Februar 2021 - 13.04

Man erinnere sich an den Metzger von drüben : „Luxemburger unerwünscht“?

Freiherr von Blücher
26. Februar 2021 - 8.20

Vor geraumer Zeit wurde der Kunde aus Luxemburg wegen Risikogefahr von der deutschen Politik ausgeschlossen und sein Geld war den deutschen Geschäften nichts mehr wert.Nun jammert man wieder auf hohem Niveau des angerichteten Schadens durch deutsche Politik. Luxemburg wurde seiner Pandemie Politik von vielen Politiker, Kommentaren in den Foren kritisiert.Sollen die die heute wieder nach den Kunden aus Luxemburg schielen sich an die wenden, die Kritik übten als Kunden werben, denn damals bei Grenzschliessung war der Luxemburger keinen Cent der Solidarität wert, ihn in geöffnete Geschäfte einzuladen.