Schuppige BewohnerGoldfische in Eisenbecken: Ausgesetzte Haustiere werden zu Belval-Maskottchen

Schuppige Bewohner / Goldfische in Eisenbecken: Ausgesetzte Haustiere werden zu Belval-Maskottchen
Die goldenen Fische scheinen sich in den Eisenbecken wohlzufühlen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Hunderte Goldfische schwimmen in den Eisenbecken auf Belval – und niemand weiß genau, wer sie dort ausgesetzt hat. Mittlerweile gehören sie zu den öffentlichen Wasseranlagen dazu. Laut Fonds Belval sind die schuppigen Tiere die „Maskottchen“ Belvals.

Belval zählt seit mehreren Jahren auch schuppige Bewohner. Aufmerksamen Passanten dürften die Hunderte Goldfische aufgefallen sein, die in den öffentlichen Wasserbecken unter den Hochöfen schwimmen. „Das sind unsere Maskottchen, die Menschen lieben sie“, sagt Christian Veletta, Architekt beim Fonds Belval.

Der Fonds Belval ist für die Instandhaltung und Pflege des staatlichen Teils von Belval zuständig – und dazu gehören auch die Eisenbecken. Gefüttert werden die Fische allerdings nicht – jedenfalls nicht vom Fonds Belval. Überhaupt sollen Passanten weder Brot noch andere Lebensmittel ins Wasser schmeißen. Das schadet sowohl den Fischen als auch der Wasserqualität, erklärt Veletta. Die Tiere können sich selbst von Pflanzenteilen und kleinen Wasserinsekten ernähren.

Doch wo kommen die Fische her? Genau könne man das nicht sagen, aber irgendjemand habe wohl irgendwann Fische in die Becken gekippt, die sich dann über die Jahre hinweg vermehrt haben. „Wir wussten, dass das passieren würde, das ist nicht untypisch für solche Anlagen, auch im Ausland“, sagt Veletta. Mittlerweile würden auch immer wieder andere Fischarten auftauchen. „Wir glauben, dass neue Arten von den Vögeln eingeführt werden“, so der Architekt. Enten könnten nämlich unabsichtlich Fischeier in ihren Federn oder Kot von einem Gewässer ins nächste transportieren.

„Wir müssen jetzt damit leben und wir passen auch auf sie auf“, sagt Frédéric Humbel vom Fonds Belval. Die Fische hätten auch kein Problem mit der Kälte im Winter. Trotzdem müsse man die Menschen darauf hinweisen, dass sie nicht einfach Tiere in die öffentlichen Gewässer freilassen sollen. Luxemburg-Stadt habe beispielsweise Probleme mit invasiven Schildkrötenarten.

Tote Fische im öffentlichen Becken

Warum wurden diese Wasserflächen überhaupt auf Belval installiert?

Die Anlagen halten die Menschen laut Architekt Christian Veletta davon ab, an den Überresten der Eisenindustrie hochzuklettern. Und: Das Wasser gebe dem ganzen Bereich mehr Tiefe – die Wasserfläche hätte außerdem eine abkühlende Wirkung.

„Das hier ist eigentlich wie ein kleiner Weiher“, sagt Humbel. Die Becken seien mit Regenwasser gefüllt – das Wasserwirtschaftsamt führe im Auftrag von Fonds Belval regelmäßig Wasserkontrollen durch, um herauszufinden, ob die Wasserwerte für die schuppigen Bewohner geeignet sind. „Und die Wasserqualität ist gut, weil es werden immer mehr“, sagt Humbel.

Vergangenes Jahr habe es im Sommer eine Trockenperiode gegeben, als die Becken gefährlich wenig Wasser aufwiesen. „Wir haben eine Krisenversammlung einberufen“, sagt Christian Veletta. Schlussendlich hat Fonds Belval alle Fische und das übrige Regenwasser in ein einziges gemeinsames Becken transportiert.

Das war allerdings nicht das erste Mal, dass das Leben der Fische in Gefahr war. Vor zwei Jahren wurde ein Becken aus Wartungsgründen geleert. Das Problem: Die Fische, die dort lebten, wurden vorher nicht entfernt. Die meisten der Tiere überlebten nicht. Der Vorfall sorgte damals für Aufregung in den sozialen Medien. „Wir verstehen die Menschen – wir waren nicht der Meinung, dass sich in diesem Becken Fische befanden“, sagt Veletta. Die Arbeiter hätten die Fische erst bemerkt, als das Becken fast leer war. „Das wird nicht mehr vorkommen – in Zukunft werden wir das Wasser langsamer ablaufen lassen und die Fische dann in ein anderes Becken transportieren“, so Veletta. Immerhin gehören die goldenen Schwimmer mittlerweile zum ehemaligen Industriegebiet dazu.