Kopf des Tages / Gilles Hoffmann war Luxemburgs Hilfe in Beirut

Gilles Hoffmann hilft bei Katastrophen
Gilles Hoffmann war Luxemburgs Hilfe in Beirut
Am 4. August war die Explosion, nur zwei Tage später landete Gilles Hoffmann in Beirut. Der 39-Jährige war Luxemburgs Beitrag für die Direkthilfe vor Ort. Das Außenministerium hatte ihn zum Katastrophenerkundungs- und Koordinierungsteam der Vereinten Nationen (Undac) entsandt. Seit Mittwoch ist er zurück.
„Der normale Alltag ist das nicht“, sagt Gilles Hoffmann, „aber dermaßen ungewöhnlich ist es auch nicht“. Aus diesem Grund steht daheim in Goetzingen immer ein halb gepackter Koffer bereit. Der Mann, der unter anderem nach Naturkatastrophen in Nepal und auf den Philippinen im Einsatz war sowie in Sierra Leone während des Ebola-Ausbruchs half, hat das Nötigste immer beisammen liegen, inklusive Cash-Dollar.
Wie seine vorherigen Einsätze begann auch dieser mit einer SMS vom Undac. „Ich muss dann nur Bescheid sagen, ob ich zur Verfügung stehe oder nicht, und dann geht es los“, sagt Gilles Hoffmann. Der Einsatz in Beirut habe sich besonders in einem Punkt von früheren unterschieden. Anders als bei Stürmen oder Erdbeben sei das Katastrophengebiet weniger großflächig gewesen. „Als ich dann im betroffenen Gebiet in Beirut ankam, wurde mir das Ausmaß der Zerstörung erst bewusst“, sagt Hoffmann. „Das war schon spektakulär.“

Am 4. August war es im Hafen von Beirut zu einer der weltweit größten nicht-nuklearen Explosionen gekommen, als 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat detonierten. Die Substanz war jahrelang ungesichert im Hafen gelagert gewesen. Mehr als 180 Menschen kamen ums Leben, mehr als 6.000 weitere wurden verletzt. Das Hafengelände wurde verwüstet, Autos umhergeschleudert, Fassaden und Balkone abgerissen und ganze Gebäude zerstört. Rund 300.000 Menschen wurden obdachlos. Als ob halb Luxemburg von einem Moment zum anderen sein Dach über dem Kopf verloren hätte.
In einem international zusammengesetzten Team mit neun anderen ging es für Gilles Hoffmann zu Beginn erst einmal um die Bestandsaufnahme: Was ist zerstört, was wird gebraucht? Erst dann konnte alles koordiniert werden. „Wir schauen, dass nichts doppelt, anderes vielleicht gar nicht gemacht wird“, erklärt Gilles Hoffmann. Zu Beginn ging es insbesondere um die Suchaktionen in den Trümmern und die medizinische Versorgung der Tausenden Verletzten. Später auch darum, die Vereinten Nationen bei ihrem Aufruf zur Nothilfe zu unterstützen.
Da der Libanon seit gestern erneut im Corona-Lockdown ist, kam Gilles Hoffmann eine Woche früher zurück als vorgesehen. Was nicht zuletzt die Familie des studierten Informatikers, der sein berufliches Glück als Koordinator für Emergency.lu beim Außenministerium gefunden hat, erfreute. „Die machen sich schon Sorgen“, sagt er. Vor Ort bleibe man aber ruhiger, „da kann ich das immer selber beurteilen, dann geht das“. Das sei auch bei der Ebola-Epidemie schon so gewesen. Gilles Hoffmann scheint nichts so leicht aus der Ruhe zu bringen. Auch der halb gepackte Koffer steht wieder bereit. A.B.
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