Gewerkschaft fordert Reform des Referendariats für Lehrer in Luxemburg

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Mehr als 250 Lehrer und angehende Grundschullehrer sind dem Aufruf des SEW-OGBL gefolgt und haben sich am Samstag zu einer Protestveranstaltung im Casino syndical getroffen. Ihre Botschaft: Das aktuelle Referendariat ist nicht haltbar, es gehört reformiert.

Kurz vor der „Rentrée“ 2017 schlugen Grundschulen Alarm. Es fehlte flächendeckend an Lehrpersonal. Die Diagnose: Lehrermangel. Bildungsminister Claude Meisch (DP) reagierte auf das Problem mit einem neuen Gesetz, das den Zugang zum Lehrerberuf vereinfacht. Seit der vergangenen „Rentrée“ können sogenannte Quereinsteiger mit einem dreijährigen Bachelorabschluss den Zugang zum Lehrerberuf in der Grundschule erhalten. Ein Lehramtabschluss ist nicht mehr erforderlich.

Für das Bildungssyndikat SEW-OGBL („Syndikat Erzéiung a Wëssenschaft“) war das der vollkommen falsche Ansatz. Ein „Feuerwehrgesetz“, das lediglich kurzfristig die Symptome bekämpft, aber nicht die Ursachen. Denn das Problem des Lehrermangels lässt sich laut SEW-Präsident Patrick Arendt auf ein Problem zuspitzen: „Die Attraktivität des Berufs leidet seit Jahren.“ Arendt macht vor allem das Referendariat hierfür verantwortlich. Nach dem Grundschullehramt müssen angehende Lehrer eine zweijährige „Stage“-Zeit berufsbegleitend absolvieren. Neben der Ausübung des Lehrerberufs müssen sie noch pädagogische Kurse belegen, Examen ablegen, Dossiers schreiben.

Eine künstlich hergestellte Stresssituation, die auf Kosten aller Beteiligten geht: sowohl für Lehrer als auch für Schüler. Und letztlich leide daran auch die Qualität des Unterrichts und das Bildungsniveau. Grundschullehrer starten „ausgelaugt und ausgebrannt“ in den Beruf, so Arendt. Schlechte Voraussetzungen, um eine Karriere zu beginnen.

IFEN-Kurse in der Kritik

Das sehen auch die rund 250 Pädagogen so, die sich am Samstag zu einer Protestveranstaltung im „Casino syndical“ versammelt haben. Sie folgten dem Ruf der Gewerkschaft und unterstützen das Anliegen, das Referendariat zu reformieren. Die Argumente für die Reform reichen von „zu zeitaufwendig“ bis hin zu „vollkommen sinnlos“.

Im Fokus der Kritik liegt vor allem das „Institut de formation de l’éducation nationale“ (IFEN). Angehende Lehrer müssen hier nebenberuflich Kurse belegen, die nur mit sehr viel Fantasie den Arbeitsalltag eines Pädagogen verbessern würden, so die Kritik. Die sinnvollen Aspekte der Seminare habe man sowieso schon im Studium vermittelt bekommen, so eine Lehrerin. „Jeder Lehrer wurde theoretisch und praktisch voll ausgebildet und geprüft“, sagt auch Arendt. Erneut bewertet zu werden, sei komplett überflüssig und sogar kontraproduktiv. Kurz: IFEN-Kurse sind zeitaufwendig und schaden mehr, als sie nützen.

Die Kritik des SEW-OGBL am „Stage“ ist dabei nicht neu. Seit Jahren wird eine Reform bzw. eine grundsätzliche Abschaffung des Referendariats gefordert. Bildungsminister Meisch ist den Gewerkschaften vergangene Legislaturperiode in Teilen entgegengekommen und hat das Referendariat von drei auf zwei Jahre gekürzt. Allerdings klagen angehende Lehrer, dass sich dadurch das Arbeitspensum nur noch intensiviert habe. Bis jetzt hat Meisch auf die Forderungen des SEW nicht reagiert. Es soll jedoch bald zu einem Treffen kommen. Das Koalitionsabkommen spricht sich dabei vage für eine Evaluierung des IFEN-Programmes aus.