Corona-PandemieGesundheitsministerin Lenert: Menschen stecken sich im Privaten an

Corona-Pandemie / Gesundheitsministerin Lenert: Menschen stecken sich im Privaten an
„Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit, Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Statec-Direktor Serge Allegrezza Foto: Editpress/Julien Garroy

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Seit Ende Juni sind die Infektionszahlen in Luxemburg wieder sprunghaft angestiegen. Schuld daran ist scheinbar, dass die Menschen unvorsichtig geworden sind. Bei einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag sagte Gesundheitsministerin Paulette Lenert, die meisten Menschen steckten sich „grosso modo im Privaten an“, also innerhalb der Familie und bei kleinen Zusammenkünften, etwa beim Grillen mit Freunden.

Allerdings berichtete die Ministerin auch von zwei großen Wohngemeinschaften, in denen sich die Bewohner gegenseitig infiziert haben. In diesen Wohngemeinschaften hätten die Menschen in suboptimalen sanitären Bedingungen gelebt. Einige hätten keine Sozialversicherung gehabt und schwarzgearbeitet, was die Behörden vor eine neue Herausforderung stellt. Es sei allerdings das erste Mal, dass so etwas vorgekommen sei, sagte Lenert.

Eine klare soziale Ungleichheit bei den Infektionen wurde in Luxemburg, anders als in anderen Ländern, nach Auskunft der Ministerin bislang nicht festgestellt. Im Klartext: Menschen mit geringem Einkommen sind nicht stärker gefährdet als Reiche.

Die Gesundheitsministerin gab auch einen Überblick über das Infektionsgeschehen der vergangenen Woche. Vom 29. Juni bis zum 5. Juli wurden in Luxemburg 49.388 PCR-Tests durchgeführt. Dabei wurden 289 Neuinfektionen entdeckt, 37 davon im Rahmen des „Large-scale Testing“. Elf Fälle wurden am Flughafen entdeckt.

Bei 62 Prozent der neuen Fälle zeigten die Erkrankten Symptome. Die Ermittler des Tracing-Teams mussten fast 2.000 Kontakten nachgehen. Unter den neuen Fällen sind 40,6 Prozent Frauen und 59,4 Prozent Männer. Das Durchschnittsalter beträgt 34,1 Jahre. Im Schnitt wurden 19 Covid-Patienten pro Tag im Krankenhaus aufgenommen – drei benötigten Intensivpflege.

Vermehrtes Testen nicht schuld am Anstieg

Bei zehn Prozent der neu entdeckten Fälle handelt es sich um Grenzgänger. Dass diese Fälle Luxemburg zugerechnet werden (weil sie hier entdeckt wurden) trägt dazu bei, dass die Zahl der Infizierten pro 1.000 Einwohner steigt. An dieser Zahl orientieren sich einige Staaten, wenn sie Einreisen aus Ländern, die schwer von Covid getroffen wurden, verbieten. Allerdings sei der Anteil der Grenzgänger auch nicht so hoch, dass er die hohe Zahl erkläre, sagte Lenert, die erneut unterstrich, dass der sprunghafte Anstieg der Infektionszahlen nicht auf das vermehrte Testen zurückzuführen sei.

Mit am Tisch saß der Direktor der Statec, Serge Allegrezza. Die Luxemburger Statistikbehörde sammelt nicht erst seit kurzem Daten über den Gesundheitszustand der Bevölkerung, wie er betonte. Nur seien diese Daten besonders jetzt von hoher Bedeutung. Die Reproduktionszahl R ist mittlerweile auch zu einem wirtschaftlichen Indikator geworden. In diesem Sinne begrüßte Allegrezza die enge Zusammenarbeit zwischen dem Statistikinstitut und dem Gesundheitsministerium im Rahmen der sanitären Krise.

Statec und Ministerium werden ab sofort das „Flash-Covid“, ein Informationsblatt mit statistischem Zahlenmaterial rund um Covid-19, in regelmäßigem Abstand veröffentlichen. Die am Freitag veröffentlichte erste Ausgabe beschäftigt sich mit den vier „Centres de soins avancés“, den Notfallzentren in Esch-Belval, Luxemburg, Grevenmacher und Ettelbrück, die zum Ziel hatten, die Krankenhäuser zu entlasten. Daraus geht hervor, dass die Zentren 21.313 Mal in Anspruch genommen worden sind.

Dass die Wirtschaft in Luxemburg wieder aus dem unfreiwilligen Schlaf erwacht und damit auch der Verkehr wieder zunimmt, sieht Allegrezza positiv. „Ich hätte nie gedacht, dass Verkehr ein guter Indikator ist“, sagte er. Trotzdem arbeitet Allegrezza derzeit mit zwei Szenarien – „einem schlechten und einem ganz schlechten“.

Um einen zweiten kompletten Lockdown zu verhindern, empfiehlt das Gesundheitsministerium, die bekannten Schutzmaßnahmen (Maske, Händewaschen, Abstandhalten …) nicht zu vergessen. Außerdem sollen die Bürger einen Überblick über ihre Kontakte behalten, um im Fall der Fälle den Mitarbeitern der Kontaktverfolgungs-Einheit die Arbeit zu erleichtern. Diese Einheit ist mittlerweile wieder auf 60 Personen hochgefahren worden. Zwischenzeitlich war sie mit nur einer Handvoll Mitarbeitern ausgekommen.

D´ Bockemaul
12. Juli 2020 - 15.46

Im gerammelt vollen Bus kann man sich nicht anstecken, auch nicht in dem stickigen vollen, mit Abstand OK, Arztpraxis Wartezimmer. Da haben Herr und Frau Bettel -Lehnert Recht, das ist ja keine Party

de Schmatt.
11. Juli 2020 - 18.40

Frau Lenert hat 100% recht. Es ist die Pflicht jedes Einzelnen , durch strikte Befolgung der Sicherheitsmassnahmen, sich und die anderen zu schützen, ob In-oder Ausländer. Wenn es nicht anders geht, müssen strengere Repressalien ein-und durchgeführt werden. Diese Pandemie ist kein Kinderspiel und zügelloses Partyfeiern ist zu diesem Zeitpunkt nicht angesagt. Das hat nichts mehr mit persönlicher Freiheit zu tun. Unter Umständen müssen wir noch sehr lange mit Einschränkungen leben, es sei denn unsere Gesundheit und unser Leben ist es uns nicht wert. Ja, da stimmt wirklich einiges nicht, um nicht zu sagen vieles. Und daran ändert auch keine Statistik etwas, die eh eine Bestandaufnahme ist.

HTK
11. Juli 2020 - 11.01

Die Zahl der Grenzgänger nicht so hoch? Wieviele aus Deutschland,aus Belgien und Frankreich.Und das täglich ,Ein- und Ausreise? Und diese Leute machen auch Party an den Wochenenden. Da stimmt doch einiges nicht.Was sagt denn der Herr Dr.von der Statistik dazu? Und wie wäre es wenn sie täglich zu den "Neuinfektionen" auch die neuen Krankheitsfälle mit leichten bis schweren Symptomen angeben würden. Wenn von 60 Neuinfizierten keiner krank wird,das hat doch auch eine Bedeutung. Nichts genaues weiß man nicht-so kommt es einem vor.