Sonntag2. November 2025

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Begeisterung und KritikGespräch mit Katholiken am Rande des Papstbesuchs

Begeisterung und Kritik / Gespräch mit Katholiken am Rande des Papstbesuchs
Eine Gruppe aus Deutschland angereister argentinischer „Fans“ wartet auf dem Pont Adolphe auf die Vorbeifahrt von Franziskus Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Säumten hunderte von Schaulustigen und Gläubigen die Route des Papamobils, konnte man die Zahl der auf der „Kinnekswiss“ Anwesenden an den Fingern abzählen. Wir unterhielten uns mit einigen Katholiken über ihre Erwartungen bezüglich des Papstbesuches.

Die Betreiberin eines Foodtrucks auf der „Kinnekswiss“ zeigt sich enttäuscht und optimistisch zugleich: „Nun, es ist ja noch früh (11.00 Uhr), vielleicht kommen ja noch Leute. Und das Wetter ist ja nicht das beste.“ Das dortige Public Viewing drohte in der Tat ins Wasser zu fallen.

Für Ernesto ist der Papst ein Hoffnungsträger
Für Ernesto ist der Papst ein Hoffnungsträger Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Vor der Leinwand haben sich knapp ein Dutzend Menschen versammelt, die die ersten Momente des Papstes in Luxemburg live verfolgen, wie z.B. Ernesto aus Echternacherbrück. Er ist ein gläubiger Katholik, und einer von den ganz wenigen, die auf die „Kinnekswiss“ gekommen sind. „Nein, dass so wenig Leute gekommen sind, hat nichts mit dem Wetter zu tun“, meint er. Die Gesellschaft entwickele sich leider immer mehr zum Individualismus hin. Und er macht keinen Hehl daraus, dass er die Schuld dafür auch bei der vorigen Regierung unter Premierminister Bettel sieht. „Xavier Bettel hat unter dem Einfluss destruktiver Kräfte gestanden.“

Erst ist der bekennende gläubige Katholik nur zu ein paar Worten für die Presse bereit gewesen, doch auf die Frage, ob er sich etwas vom Papstbesuch erhoffe, sprudelt es aus ihm heraus: Ja, an den Besuch des Papstes knüpfe er große Hoffnungen. „Der Papst zeigt mit seinen Reisen seine große Weltoffenheit, und dass er ins kleine Luxemburg kommt, ist schon etwas Besonderes. Ich hoffe, dass sein Besuch helfen wird, die Verweltlichung der Gesellschaft zu stoppen, und dass sich auch in der Kirche etwas tut.“ Für Ernesto repräsentiert Franziskus ein dem allgegenwärtigen Individualismus entgegengesetztes Ideal. Der Papst sei darüber hinaus der Richtige, um die Probleme der Kirche – z.B. Fragen rund um die Familie und die Aussöhnung mit den Ostkirchen – anzugehen. „Ich hoffe, dass er ein drittes vatikanisches Konzil in die Wege leitet.“ – Zu diesem dürfte es aber wohl nicht kommen, hat sich der Papst doch schon selbst dagegen ausgesprochen.

Kritik wegen Caritas

Nicht weit von Ernesto schaut sich Simone, eine Luxemburgerin, die Live-Übertragung an. Sie ist eine praktizierende Katholikin und sagt, sie sei froh, dort zu sein. Es verwundert sie allerdings nicht, dass fast keine Menschen anwesend sind. Der Grund dafür sei wohl ganz einfach in der Bequemlichkeit der Leute zu suchen. „Es ist doch wesentlich gemütlicher in seinem Sessel zu Hause.“

Sie meint allerdings gleichzeitig, das mangelnde Interesse könnte auch den Problemen in der Kirche selbst geschuldet sein. Wir kommen auf die Caritas zu sprechen. Wie die Kirche mit der Organisation umgehe, findet sie „lamentabel“. „Die Kirche soll für die Menschen da sein. Ich bin richtig enttäuscht.“ Und dann meint sie: „Kardinal Hollerich macht auch keine gute Werbung für unsere Kirche, sehen Sie sich nur das Interview an (im Luxemburger Wort vom Dienstag). Der Mann weiß ja gar nicht, was in der Bevölkerung läuft.“

Vielleicht war es die Einsamkeit auf der „Kinnekswiss“, die die Anwesenden über die Kirche philosophieren ließ. Auf der Adolphe-Brücke hingegen begegnen wir Begeisterung pur. Eine Gruppe von 40 Personen aus elf verschiedenen Ländern – darunter Deutschland, Polen, Kolumbien, Burkina Faso und Argentinien – ist zusammen aus Schönstatt (einem Wallfahrtsort bei Koblenz) angereist. Einige tragen das Trikot der argentinischen Fußballnationalmannschaft. Lautstark skandieren sie „Esta es la juventad del papa“. (Dies ist die Jugend des Papstes). Ich frage sie, ob sie auch gekommen wären, wenn der Papst kein Argentinier wäre. Einer der Angesprochenen schaut mich „ungläubig“ an: „Aber natürlich!“

Als das Papamobil seine Runde gedreht hat, lichten sich die Reihen der Zuschauer in der Avenue de la Liberté schlagartig. „War das jetzt schon alles?“, entfährt es einer Zuschauerin.

JJ
27. September 2024 - 9.37

Oh Ernesto. Du solltest die destruktiven Kräfte deiner Kirche unter die Lupe nehmen. In der "Kriminalgeschichte des Christentums" von K.H.Deschner kannst du alles nachlesen. Die mentale Befreiung der Kinder ,durch den Ausschluss der Priester und Nonnen aus den Schulen ,wird sich als nützlich erweisen. Es gibt gute Menschen die Gutes tun und es gibt böse Menschen die tun Böses.Aber damit ein guter Mensch Böses tut,dazu braucht es die Religion. Und noch ein Buchvorschlag für Ernesto. "
" Sodoma" von F.Martel Da kann er lesen was sich unter den Rotröcken abspielt.

Grober J-P.
26. September 2024 - 19.53

„Xavier Bettel hat unter dem Einfluss destruktiver Kräfte gestanden.“ Wahrscheinlich vom Teufel geritten. Ernesto erinnert mich an unseren Kaplan der die destruktiven Kräfte mit dem Lineal aus uns raushauen wollte. Der hatte Freude daran die kleinen Schutzbefohlenen übers Knie zu legen.