25 Jahre WeltkulturerbeGespräch mit dem Unesco Site Manager Robert L. Philippart

25 Jahre Weltkulturerbe / Gespräch mit dem Unesco Site Manager Robert L. Philippart
 Foto: Editpress/AlainRischard

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Ganze zwei Tage lang wurde in Luxemburg die Zugehörigkeit zur Weltgemeinschaft der Unesco gefeiert: mit der Vorstellung des Festprogramms, der Enthüllung einer Nachbildung des Triumphbogens von Palmyra und einer akademischen Sitzung im Cercle. Anlässlich der Eröffnung des Besucherzentrums im „Lëtzebuerg City Museum“ am 17. Dezember unterhielt sich das Tageblatt mit Unesco Site Manager Robert L. Philippart über das Weltkulturgut „Luxemburg, Altstadt und Festung“ sowie Bauprojekte in der Hauptstadt.

Tageblatt: Die Nachbildung des Triumphbogens von Palmyra wurde als Aufruf zur Sensibilisierung für Frieden und Respekt des Weltkulturerbes dargestellt. Versteckt sich dahinter die Idee, originalgetreue Nachbauten vergangener Zeiten errichten zu wollen – Stichwort Wiederaufbau des Mansfeld-Schlosses?

Robert L. Philippart: Die Aufstellung einer Kopie des ehemaligen Triumphbogens von Palmyra soll zeigen, dass digitale Forschung es ermöglicht, historische Objekte numerisch zu erfassen und nachzubauen. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hatte versucht, diesen Bogen zu vernichten. Das „Institute for digital Archaeology“ ermöglichte mit der Nachbildung des Bogens, eine Friedensbotschaft auf Welttournee zu schicken. Mit Nachbauten vor Ort muss man sehr vorsichtig sein, denn sie können der Geschichtsfälschung dienen. Zerstörung gehört leider ebenfalls zur Menschheitsgeschichte, auch wenn sie verhindert werden sollte. Was das Mansfeld-Schloss betrifft, so ermöglichten rezente Forschungen und archäologische Funde eine digitale Rekonstitution der einst prächtigen Schlossanlage. Dies bietet die Gelegenheit, den Ort im Respekt zur Geschichte aufzuwerten.

Der Bau der Straßenbahn durch die Avenue de la Liberté wird stolz im Unesco Visitor Center dargestellt. Dabei verschwanden sämtliche Bäume einschließlich jener des Pariser Platzes. Ist es nicht dreist, solch ein Projekt als „Unesco-gerecht“ darzustellen?

Im Februar 2018 hatte die Luxemburger Unesco-Kommission sowohl der Luxtram als auch dem zuständigen Minister ihre Bedenken mitgeteilt. Nur wenige Tage später war die Kommission offiziell zum „ständigen Begleiter“ des Baus des „tronçon B du tram“  ernannt worden. Das „Comité de gestion de l’Unesco Site Management“ hinterfragte weiter kritisch die eingereichten Pläne, formulierte seine Empfehlungen und reichte sie beim „World Heritage Centre“ der Unesco ein. Ein internationales Expertenteam der Icomos begutachtete die Pläne und Empfehlungen der Luxemburger Unesco-Kommission. Im Oktober 2018 kam das offizielle „Go“ mit der Bedingung, die Realisierung des Projektes genauestens zu verfolgen. Das tun wir zusammen mit dem nationalen Forschungszentrum für Archäologie, „Sites et monuments nationaux“ und der Stadt Luxemburg.

Die Turnhalle am „Kéibierg“ (die Gemeinde Luxemburg hat sie kürzlich gekauft) und die ehemalige Kapelle am Plateau du Rahm standen kürzlich im öffentlichen Kreuzfeuer der Kritik. Weshalb unternehmen Sie hier nichts?

Die Kapelle auf Rahm wurde letztes Jahr befestigt, eine Stabilitätsstudie wurde dazu erbracht. Über künftige Funktionen wurde im Respekt mit dem direkten Umfeld nachgedacht. Besser ist, ein historisches Bauwerk so zu erhalten, wie es ist, anstatt gleich nach einer schnellen Lösung zu suchen, die nicht nachhaltig ist. Die beschädigte Turnhalle am Eingang zum Unesco-Gebiet wird bald aus dem Stadtbild verschwinden und die Sicht wird frei auf einen Teil der Wenzelsmauer. Manche Projekte sind komplexer, als es den Anschein hat. Nur Ungeduldige glauben an Untätigkeit.

Die Zukunft des Postgebäudes sorgt für viel Unruhe. Viele Menschen sind enttäuscht davon, dass die Sicht auf das historische Gebäude teilweise verdeckt ist. Wie weit kann ein solch geschichtsträchtiges Gebäude umgestaltet werden?

Die Aldringen-Schule war 1882 errichtet worden, das Postgebäude erst 1908. Nach Abriss der Schule, 1974, wurde die Sicht auf den damals angelegten Busbahnhof und das Postgebäude erst möglich. Jetzt entsteht ein öffentlicher Platz, auf dem sich Menschen aufhalten können, genau gegenüber der Post. Die mögliche Funktion des Postgebäudes ist klar über den allgemeinen Bebauungsplan der Gemeinde (PAG) geregelt. Das Gebäude wurde bereits 2017 als nationales Denkmal geschützt. Auch für die Gemeinde Luxemburg ist es zusätzlich über den PAG geschützt. International gehört es zur Unesco-Zone. Angesichts dieses dreifachen Schutzes denke ich, dass nur ein behutsamer Umgang mit dem historischen Baubestand möglich ist.

Heiß diskutiert wurde auch die Renaturierung des Petrusstals. Wie stehen Sie dazu?

Das Projekt erstreckt sich bereits über mehrere Jahre. Die Gemeinde Luxemburg hat die Pläne mit allen technischen Partnern sowie mit Vertretern der Zivilgesellschaft ausgearbeitet. Die Luxemburger Unesco-Kommission hat ihre Empfehlungen im Juli an den Schöffen- und Gemeinderat weitergegeben und das „Centre du patrimoine mondial“ in Paris über das Vorhaben informiert. Auch die Cosimo (“Commission des sites et monuments) hat das Projekt begutachtet. Das nationale Forschungszentrum für Archäologie und „Sites et monuments“ sind eingebunden. Wie beim Bau der Straßenbahn gilt es nun, das Projekt bei der Umsetzung weiter zu begleiten.