OGBL und LCGB / Gescheiterte Tarifverhandlungen: Cargolux-Mitarbeiter streiken ab Donnerstag

Die Gewerkschaften OGBL und LCGB haben am Mittwochmorgen bekannt gegeben, dass die Mitarbeiter der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft am morgigen Donnerstag in den Streik treten werden. In gleich zwei Pressemitteilungen erklären die beiden Akteure die Hintergründe der Entscheidung.
Bei Cargolux wird gestreikt – und zwar ab Donnerstag, wie die beiden Gewerkschaften OGBL und LCGB in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Mittwochmorgen erklären. Grund sind demnach die gescheiterten Verhandlungen über einen Kollektivvertrag zwischen dem Unternehmen und den Gewerkschaften. Zum Streikbeginn sei zudem eine Pressekonferenz für 10.30 Uhr am 14. September anberaumt worden.
In der zweiten Julihälfte habe eine große Mehrheit der Mitglieder von LCGB und OGBL den letzten Vorschlag von Cargolux formell abgelehnt. „Nach 27 Verhandlungssitzungen und fünf Sitzungen bei der Nationalen Schlichtungsstelle konnte bei der letzten Sitzung am 31. August keine Einigung erzielt werden“, so die Gewerkschaften. Zudem sei die gesetzliche Frist von 16 Wochen für das Schlichtungsverfahren am 14. Juli abgelaufen – OGBL und LCGB erklärten somit am 8. September die „Nicht-Schlichtung“.
Michelle Cloos, Zentralsekretärin des OGBL-Syndikats Zivile Luftfahrt, erklärt am Mittwochvormittag im Gespräch mit dem Tageblatt: „Wir haben mehr als anderthalb Jahre lang verhandelt und hatten uns auch von den Sitzungen mit dem Nationalen Schlichtungsamt erhofft, eine Lösung zu finden, doch das war einfach nicht möglich.“ Man habe sich zwar bei einigen Punkten einigen können, doch die wichtigsten vier Hauptpunkte seien das Problem gewesen. Dabei ging es laut Cloos vor allem darum, wie sich die Gehälter in den kommenden Jahren entwickeln und beispielsweise um das Arbeiten von zu Hause aus.
Warum scheiterten die Verhandlungen?
In der Pressemitteilung erklären die Gewerkschaften, worum es bei den Punkten genau geht:
– „Der Vorschlag des Arbeitgebers, eine Lohnerhöhung von 4 Prozent über vier Jahre vorzunehmen, ist angesichts der hervorragenden Ergebnisse der letzten Jahre und der Inflation unzureichend;
– die Forderung der Gewerkschaft, eine Inflationsgarantie in den Tarifvertrag aufzunehmen, die die Gleichbehandlung aller Cargolux-Mitarbeiter im Fall einer Änderung der Gesetzgebung über die automatische Indexierung der Löhne und Gehälter (Deckelung oder ähnliche Maßnahmen, die in diesem Fall zu einer Umwälzung der Lohnstrukturen und der Tarifverhandlungen führen würden) garantieren soll;
– das Management weigert sich, über eine neue Gehaltstabelle für das Bodenpersonal zu verhandeln, obwohl eine diesbezügliche Vereinbarung im letzten Tarifvertrag unterzeichnet wurde;
– im Bereich der Telearbeit will das Management eine interne Regelung durchsetzen, die eine Verschlechterung der gesetzlichen Bestimmungen zur Mitbestimmung darstellt.“
„Um diesen Sozialkonflikt zu lösen, fordern LCGB und OGBL die Direktion von Cargolux auf, ihre Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern des Unternehmens wahrzunehmen“, schreiben die beiden Akteure zum Schluss der Pressemitteilung. „Für die Gewerkschaften muss der Kollektivvertrag attraktive Löhne garantieren und damit die Attraktivität von Cargolux sichern.“
Es ist wirklich traurig, dass wir an diesen Punkt kommenZentralsekretärin des OGBL-Syndikats Zivile Luftfahrt
Laut Cloos werde der Streik durchaus Auswirkungen auf den Wirtschaftszweig der Luftfracht haben, wenn die Flugzeuge am Boden bleiben. „Es ist wirklich traurig, dass wir an diesen Punkt kommen, zumal in Luxemburg ja immer der Sozialdialog hochgehalten wird“, sagt sie. Cargolux habe in den vergangenen Jahren zudem Milliardenprofite gemacht und habe schließlich auch eine staatliche Beteiligung. Die Zentralsekretärin wolle jedoch auch den Cargolux-Arbeitnehmern für ihre „Courage“ danken, mit der sie sich für ihre Interessen einsetzen.
Forderungen „nicht unverhältnismäßig“
Nach der Streikankündigung lud Cargolux am Mittwoch zu einer Pressekonferenz, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Der OGBL und der LCGB lassen den Vorwurf, dass ihre Forderungen unrealistisch und übertrieben seien, nicht gelten. Sämtliche Forderungen seien untrennbar miteinander verknüpft. „Nur eine globale Einigung über alle strittigen Punkte kann den Streik, der morgen früh beginnen wird, beenden“, teilen die Gewerkschaften in einer auf die Cargolux-Pressekonferenz folgenden Erklärung mit.
Die Gewerkschaften weisen darauf hin, dass es bei Cargolux zwischen 2002 und 2018 keine Lohnerhöhung für Piloten und 2006 lediglich eine einprozentige Erhöhung für das Bodenpersonal gegeben habe. Erst ab 2019 sei eine lineare Lohnerhöhung von durchschnittlich einem Prozent für Piloten und 1,5 Prozent für das Bodenpersonal über vier Jahre hinweg durchgesetzt worden. Vor diesen Hintergründen halten die Gewerkschaften eine sechsprozentige Lohnerhöhung über vier Jahre für „nicht unverhältnismäßig“. Darüber hinaus habe man sich 2019, zu einem Zeitpunkt, an dem die finanzielle Lage von Cargolux weniger günstig war als heute, ohnehin auf eine Lohnerhöhung von sechs Prozent geeinigt.
OGBL und LCGB schreiben zudem, „entgegen den Behauptungen des Generaldirektors wurde eine Erhöhung um fünf Prozent über fünf Jahre nie offiziell unterbreitet“. Sie hätten lediglich einen schriftlichen Vorschlag mit einer Erhöhung von vier Prozent erhalten.
Die in den letzten 20 Jahren realisierten Lohnerhöhungen des Bodenpersonals seien keine Entschuldigung dafür, bereits eingegangene Verpflichtungen nicht zu erfüllen.
Die von Cargolux vorgeschlagene Gewinnbeteiligung komme darüber hinaus in keinster Weise einer wahren Lohnerhöhung gleich und stelle demnach keine nachhaltige Verbesserung der Löhne und Gehälter dar. Die drei vergangenen Jahre hätten außerordentlich gute Resultate zu verzeichnen, dem sei aber nicht immer so. Besonders in Anbetracht des geplanten „Refleeting“ werde „die Auszahlung einer solchen Prämie für die kommenden Jahre viel unwahrscheinlicher“, schreiben die Gewerkschaften.
Ist die Regierung schuld?
OBGL und LCGB würden außerdem „diesen Versuch ablehnen, Verhandlungen in der Öffentlichkeit zu führen“, heißt es in der Mitteilung. Die Gewerkschaften betonen, dass ihre „Forderungen darauf abzielen, die Attraktivität der Arbeitsplätze bei Cargolux zu gewährleisten“. Dies sei auch angesichts des zukünftigen Einstellungsbedarfs wegen zahlreicher Pensionierungen, des Mangels an technischem Personal und Piloten und andererseits wegen erheblicher Lohnverbesserungen bei konkurrierenden Fluggesellschaften durchaus notwendig.
Auch „déi Lénk“ äußerte sich am Mittwochmittag zum Scheitern der Verhandlungen: Es sei „klar, dass die Mitarbeiter von den guten Ergebnissen, die durch ihre Arbeit erzielt wurden, profitieren sollen“. Sie gaben auch der Regierung die Schuld am Scheitern der Verhandlungen. Der Staat sei zwar Hauptaktionär von Cargolux, aber der zuständige Minister François Bausch („déi gréng“) habe sich im Mai auf eine Anfrage von „déi Lénk“ zum Verlauf der Verhandlungen „hinter dem Statut des Privatunternehmens versteckt, um jede Verantwortung von sich zu weisen“. Damals habe es geheißen, die Verhandlungen würden von der Direktion geführt, die Regierung halte sich heraus.
„déi Lénk“ ruft alle ihre Mitglieder dazu auf, an dem Cargolux-Streik vor dem Sitz des Unternehmens teilzunehmen.
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Danke zum Streik. Somit habe ich weniger Fluglärm