BahnhofsviertelGerichtsprozess um Brandstiftung: Bitcoins, dunkle Mächte und andere Vermutungen

Bahnhofsviertel / Gerichtsprozess um Brandstiftung: Bitcoins, dunkle Mächte und andere Vermutungen
Hinter einer vermeintlichen Brandstiftung aus finanziellen Gründen scheint mehr zu stecken. Sicher ist, dass sich die Justiz länger mit dem Fall, der nun bereits sechs Jahre zurückliegt, beschäftigen werden muss.  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Vor sechs Jahren brennt in der rue Origer im Bahnhofsviertel in Luxemburg-Stadt ein Haus. Das Opfer, ein Geschäftsmann, ist heute beschuldigt, das Feuer selbst gelegt zu haben. Doch weshalb? Der erste Prozesstag hat am Dienstag vor allem eines gezeigt: Eine einfache Brandstiftung ist es nicht gewesen. Internationale Verstrickungen sind nicht ausgeschlossen. Auf ein Urteil in diesem Fall darf man gespannt sein.

Brandstiftung ist eine schwerwiegende Straftat. Es kann mit hohen Geld- und Gefängnisstrafen geahndet werden. Ein solches Verbrechen ist aber nicht so einfach nachzuweisen. Folglich ist es also auch nicht so einfach, darüber zu urteilen, und zu verurteilen. Diese Erkenntnis konnte man am Dienstagmorgen am Bezirksgericht Luxemburg gewinnen.

Worum geht es? Nun, um ein Feuer im Sommer 2015 (!) im Bahnhofsviertel von Luxemburg-Stadt. In der Nacht auf den 28. Juli 2015 brennt in der rue Origer ein Haus. Die Polizei und die Feuerwehr rücken gegen halb drei an. Ein Zeuge hat einen Brand im Dachstuhl eines Hauses gesichtet und Alarm geschlagen. Das Feuer droht, laut Zeugenaussagen, auf andere Gebäude überzugreifen. Nach drei Stunden ist alles im Griff.

Warum?

Eine Person ist im Juli 2015 in der Nacht aus dem Haus aufs Dach geflüchtet, von wo aus sie, leicht verletzt, von den Rettungskräften in Sicherheit gebracht werden kann. Bei dieser Person handelt es sich um den heute Beschuldigten B., einen Geschäftsmann, der das Haus seit längerem gemietet hat, um seinen Geschäftsaktivitäten nachzugehen. Dementsprechend hat er sein Büro, seine Produktionsstätte und auch eine Übernachtungsmöglichkeit dort eingerichtet.

Hat B. sein angemietetes Haus selbst in Brand gesteckt? Wie? Warum? Eine klare Antwort darauf gibt  es am ersten Prozesstag, am Dienstag, nicht. Den Vorwurf der Brandstiftung weist B. klar von sich: „Es ist alles falsch, was man mir vorwirft.“

Das, was B. falsch erscheint, wirkt auf Außenstehende konfus. Zumindest am Schluss der Aussagen der Zeugen. Hätte B. einen finanziellen Vorteil durch den Brand haben können? Ja! Aber auch nein, da er eigentlich nicht vollumfänglich versichert war. Wusste er das? Nein, zum Zeitpunkt des Brandes scheinbar nicht.

Wie war seine finanzielle Situation? Mal schlecht, mal besser, so eine Zeugin. Allerdings sagt sie, sich nicht mehr an alles erinnern zu können, was sie damals vor sechs Jahren unter die Lupe genommen hat. „Entschuldigung, es ist alles lange her.“

Womit der vermeintliche Brandstifter wie und wo sein Geld verdient hat, bleibt unklar. Auch die Aussagen einer Zeugin, die damals für die Buchhaltung des Betriebes von B. verantwortlich war, bringen die Sache nicht wirklich weiter. „Man habe eine ganz normale Buchhaltung für ein ganz normales Unternehmen geführt.“

Die zum Brand befragten Zeugen geben an, dass es sich eindeutig um Brandstiftung gehandelt habe. Größere Mengen an leicht entflammbarer Flüssigkeit seien gefunden worden. Scheinbar ein eindeutiges Indiz. Auch sei am Schloss der Eingangstür manipuliert worden. Von Einbrechern oder von B. selbst? Es gibt keine klare Antwort. 

Internationale Verstrickung?

Doch warum? Immerhin ist der nun Beschuldigte zum damaligen Zeitpunkt im Haus. Er habe dort geschlafen, sei erwacht und habe Rauch und Feuer bemerkt. Daraufhin, so B., sei er übers Dach geflüchtet. Das ist Fakt, da er dort von der Feuerwehr gerettet wurde. Ob seine Flucht übers Dach allerdings eine Notwendigkeit war oder ob sie geplant gewesen sei, das können die Zeugen nicht wirklich belegen. Einig sind sie sich darüber, dass, wenn er tief geschlafen hätte, er nicht so schnell hätte weglaufen können. „Rauch sei schnell tödlich.“  Doch falls er die Sache geplant habe, warum habe er dann den schwierigen Weg übers Dach gewählt. Alles Spekulationen. 

Genauso unklar ist die Suche nach den Ursachen der Tat. Was ist das Motiv des Täters? Im Verlauf des Prozessmorgens gerät man vom Drogenmilieu in von ausländischen Mächten oder Terroristen gesteuerte Welten. Bitcoins spielen eine Rolle und vieles mehr. Kleinkriminalität oder organisiertes Verbrechen? Wurde der nun Beschuldigte bedroht? Wenn ja, von wem? Seit wann?

Am Ende des ersten Prozesstages ist klar, dass vieles denkbar ist, nichts aber gewiss. Allerdings scheint auch klar, dass die vermeintliche Brandstiftung Teil von etwas anderem, von etwas viel Größerem ist. Der Prozess wird fortgeführt. Aufs Urteil darf man gespannt sein.