Ungewöhnlicher EinsatzGeräusche in Mine: So lief die Suchaktion im alten Schacht auf dem Schifflinger Berg

Ungewöhnlicher Einsatz / Geräusche in Mine: So lief die Suchaktion im alten Schacht auf dem Schifflinger Berg
Drei Stunden dauerte die Rettungsaktion. Im Einsatz waren unter anderem auch die Spezialkräfte von Grimp und die Hundestaffel des CGDIS. Foto: CGDIS

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Hektisches Treiben herrscht am Sonntagnachmittag rund um einen recht unscheinbaren Höhleneingang auf dem Schifflinger Berg. Ein Spaziergänger hatte Geräusche aus einer alten Mine vernommen und die Rettungskräfte alarmiert. Die rücken mit Hundestaffel und Spezialbergungsteam an – und finden nichts. 

Für die Luxemburger Rettungskräfte ist es ein „eher ungewöhnlicher Einsatz“ am Sonntagnachmittag auf dem Schifflinger Berg gewesen. Ein Spaziergänger hatte Geräusche aus einer alten Mine vernommen und den Notruf verständigt. Vor Ort konnten die Einsatzkräfte des „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) nicht ausschließen, dass tatsächlich Menschen die alte Mine betreten hatten und in Not waren. Deswegen wurde nach Rücksprache mit der Polizei eine große Suchaktion organisiert. 

„Insgesamt waren wir fast drei Stunden vor Ort“, sagt CGDIS-Pressesprecher Cédric Gantzer gegenüber dem Tageblatt. Die lokalen Feuerwehrleute erhielten beim Einsatz Unterstützung von der Hundestaffel und dem Spezialbergungsteam Grimp („Groupe de reconnaissance et d’intervention en milieu périlleux“). „Wegen der lokalen Gegebenheiten war das besondere Training der Spezialeinsatzgruppen unabdingbar“, sagt Gantzer. Die Mine sei hunderte Meter tief und habe sehr viele Abzweigungen. Außerdem stellte die totale Dunkelheit und die fehlende Funkverbindung zu den Einsatzgruppen in der Mine eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Die drei Teams, jeweils mit Einsatzkräften von Grimp und der Hunderettungsstaffel, seien eine Stunde lang in der Mine unterwegs gewesen. Insgesamt waren 25 Feuerwehrleute an der Suchaktion beteiligt. 

Unterstützer mit Ortskenntnis

Der Schifflinger Bürgermeister Paul Weimerskirch und der stellvertretende Förster des Waldes haben die Rettungskräfte „mit ihrer guten Ortskenntnis“ an der Mine unterstützt, heißt es im Facebook-Post der Feuerwehr. Weimerskirch selbst gibt sich am Montag am Telefon gegenüber dem Tageblatt bescheiden. „Wir haben versucht, mit dem, was wir wissen, zu helfen. Etwa, dass es weitere Ausgänge der Mine auf der Kayler Seite gibt.“ 

Insgesamt gibt es in Schifflingen rund 60 Kilometer Minenschächte, die auf der Suche nach Eisenerz in den Boden gegraben wurden. „Es gibt ein paar offizielle Eingänge – und ein paar inoffizielle, die von den Minenarbeitern geschaffen wurden“, erzählt Weimerskirch. Als das Bergwerk geschlossen wurde, wurden die Eingänge für die Öffentlichkeit blockiert. „Im Gegensatz zu der Mine in Rümelingen, die man heute besuchen kann, sind die Schächte in Schifflingen ungesichert und sehr gefährlich.“ 

Der Mineneingang, an dem der Einsatz am Sonntag stattfand, liege auf dem Privatgelände der Arbed. „Die Firma ist eigentlich dafür zuständig, alle Eingänge so abzusichern, dass da niemand rein kann.“ Und rund um den Höhleneingang gebe es auch gesicherte Absperrungen. Doch durch einen Bodenrutsch vor ein paar Monaten seien diese beschädigt und der Zugang so freigegeben worden. 

Geocaching in Gefahrenzonen

„Als ich den Anruf bekam, dachte ich erst, ,muss das sein‘“, sagt Weimerskirch. Der Einsatz habe ihm Sorge bereitet. Nicht nur für die möglicherweise rettungsbedürftige Person im Innern des Schachts, sondern auch für die Rettungskräfte. Diese hätten aber eine „tadellose“ Arbeit gemacht. „Sie haben mir versichert, es sei ihre Aufgabe nachzusehen. Selbst wenn niemand dort sei“, so Weimerskirch. 

Er selbst sei etwas ruhiger gewesen, als klar wurde, dass keine Vermisstenmeldung vorlag. „Wir haben alle gehofft, dass es ,nur‘ eine bessere Übung für den Ernstfall bleibt“, sagt Weimerskirch. „Während des Einsatzes wurden von den Rettungskräften auch T-Shirts und Bierflaschen gefunden. Beweise, dass die Minen durchaus betreten werden“, sagt Weimerskirch. Unter anderem beim „Geocaching“, eine Art Schnitzeljagd mit GPS, würden gesperrte Gebiete wie diese Zone in Schifflingen gerne aufgesucht. „Nicht von Einwohnern, aber manche Besucher sehen die Gefahren nicht.“ Weimerskirch wiederholt, dass das Betreten der Mine lebensgefährlich sein kann. „Der Zugang ist strikt untersagt.“ 

Ungeklärte Geräusche

Gefunden haben die Rettungsmannschaften am Sonntag allerdings niemanden. „Es wurde nicht abschließend geklärt, woher die Geräusche kamen“, sagt Gantzer. Doch man könne nicht ausschließen, dass sich tatsächlich jemand in der Mine befunden habe und durch einen der anderen Ausgänge den Ort verlassen habe. „Es kommt immer wieder vor, dass Menschen Höhlen, Minen oder Kasematten betreten, auch wenn ausdrücklich davor gewarnt wird“, sagt Gantzer. Trotzdem sei dieser Einsatz eher ungewöhnlich für die luxemburgischen Rettungsteams. „Wir waren in der Vergangenheit schon ein-, zweimal in einer Mine im Einsatz, weil uns große Rauchentwicklungen gemeldet wurden. Die stammen von Kupferdieben, die in den alten Minen nach freiliegenden Kabeln suchen. Sie verbrennen dann das umliegende Plastik, um an die Metalle zu kommen“, erklärt Gantzer. 

Laut Regelwerk des CGDIS wird ein Falschalarm der Rettungsdienste pro zwei Stunden mit 750 Euro verrechnet. Der Spaziergänger, der den Einsatz in der Mine ausgelöst hat, muss aber nicht befürchten, zur Kasse gebeten zu werden. „Wir verrechnen das nur, wenn ein Alarm bewusst ausgelöst wird, obwohl keine Gefahr besteht“, erklärt Gantzer.