Geplantes Neubauprojekt in Escher Neudorf trifft auf Widerstand: „Fassungslos und entsetzt“

Geplantes Neubauprojekt in Escher Neudorf trifft auf Widerstand: „Fassungslos und entsetzt“
Die Fahrbahn und der Bürgersteig in der rue Saint-Nicolas sind insgesamt nicht einmal sechs Meter breit.

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Nach der Petition gegen das Hochhaus am „Portal Eent“ regt sich nun auch im Neudorf Widerstand gegen ein Neubauprojekt. Die Bewohner der rue Saint-Nicolas befürchten, dass ein geplantes Mehrfamilienhaus ihre Lebensqualität beeinträchtigen wird und ihre Häuser bei den Bauarbeiten beschädigt werden. Mit Unterstützung des Neudorfer Interessenvereins haben sie sich an den Schöffenrat gewandt, um die PAP-Prozedur zu stoppen.

In die rue Saint-Nicolas verirrt sich kaum jemand, der nicht dort wohnt oder zu Besuch kommt. In der schmalen Gasse verläuft der Strom noch zum Teil durch Freileitungen über Masten. Das sieht man in Luxemburg kaum noch. Nicht einmal in Esch. Nur 2,80 Meter ist die Fahrbahn breit, daneben verläuft ein ebenso breiter Bürgersteig. Für den Autoverkehr ist die Straße denkbar ungeeignet. „Die meisten Häuser hier wurden zwischen 1925 und 1932 gebaut“, sagt Rudy Leiner. Er ist ein Neudorfer Urgestein und Ehrenpräsident des Interessenvereins des Viertels. In der rue Saint-Nicolas wohnt er schon seit Jahrzehnten.

Dort sorgt ein Neubauprojekt zurzeit für viel Aufregung. Ein Bauherr plant ein Mehrfamilienhaus in der rue de Neudorf und hat einen entsprechenden Teilbebauungsplan (PAP) bei der Stadt Esch eingereicht. Vier Einfamilienhäuser und mehrere Garagen sollen dem dreistöckigen Neubau weichen. Auf einer Fläche von 5,09 Ar soll sich das Mehrfamilienhaus von der rue de Neudorf bis in die Parallelstraße rue Saint-Nicolas erstrecken.

Doch das Vorhaben der französischen Bauherren stößt auf den Widerstand der Anwohner. 13,50 Meter soll das Haus hoch werden. Zu hoch, finden die Bewohner der rue Saint-Nicolas. Sie reden von einer „Mauer“, die direkt am Straßenrand errichtet werden soll. Weil die Straße so schmal ist, werde das neue Haus ihnen das Sonnenlicht nehmen. Und die Privatsphäre. Denn die künftigen Bewohner könnten vom Balkon oder Fenster direkt in ihr Wohnzimmer sehen. Bislang waren sie das nicht gewohnt, denn zurzeit steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite nur ein einsames, schmales Einfamilienhaus. Der Rest besteht aus Hinterhöfen und kleinen Garagen.

Das einsame Haus gehört Nico Mahnen. Eigentlich liegt es innerhalb des Bauprojekts. Doch Mahnen wollte nicht verkaufen. Deshalb wird das neue Mehrfamilienhaus nun einfach um sein Haus herum gebaut. Zum Glück für die Baufirma hat es nur an der Vorderseite Fenster.

Mit „Bengelek“ und Kalkstein gebaut

Der Bauherr hatte ihm eine Wohnung in dem Neubau angeboten, wenn er sein Haus verkaufen würde, doch Nico Mahnen hat abgelehnt. „Ich habe mein ganzes Leben lang für dieses Haus gearbeitet. Ich bleibe hier. Die können mich jetzt nicht einfach rauswerfen“, sagt Mahnen. Stattdessen wird er nun eingekesselt.

Sein Haus könnte dabei Schaden nehmen, befürchtet er. Schon einmal hatten sich wegen eines nahe gelegenen Neubaus in seinem Badezimmer Mauerrisse aufgetan. Dieses Problem kennt auch Rino Mastrini. Als vor einigen Jahren eine kleine Residenz in seiner unmittelbaren Nachbarschaft gebaut wurde, rissen auch seine Wände.

Die Bewohner der rue Saint-Nicolas haben Angst, dass es beim Bau der über 30 Meter langen Residenz damit nun noch schlimmer werden könnte. Denn die Bauqualität der alten Häuser sei nicht mit der von heute vergleichbar. „Die meisten Häuser hier sind noch mit ‚Bengelek‘ (obere Erdschicht aus dem Erzabbau; Anm. d. Red.) gebaut. Das haben die Grubenarbeiter damals fast umsonst bekommen. Anstatt Zement haben sie Kalk- und Sandstein benutzt. Das war billiger“, erklärt Rudy Leiner.

Das geplante Mehrfamilienhaus soll neben den drei überirdischen Stockwerken zusätzlich über zwei Kelleretagen verfügen. Diese bereiten den Anwohnern am meisten Sorgen. Sie befürchten, dass die Straße reißt, wenn acht bis neun Meter tief gegraben wird. „Die Erschütterungen durch die Bohrungen werden in den anderen Häusern zu spüren sein“, meint Leiner.

Probleme könnten auch entstehen, wenn sich die Lastwagen durch die nicht einmal drei Meter weite Straße zwängen werden. „Die Lkws sind breiter als die Fahrbahn. Sie werden unweigerlich über den Bürgersteig fahren müssen. Das macht nicht nur Lärm, sondern ist auch gefährlich für die Passanten“, mutmaßt Rudy Leiner.

Um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, haben die Anwohner aus Neudorf vor zwei Tagen einen Brief an den Escher Schöffenrat geschickt. Sie seien „fassungslos und entsetzt“ vom Ausmaß des Bauprojekts, heißt es darin. Ihre Bedenken haben sie in zwölf Punkten zusammengefasst. Damit wollen sie den Escher Gemeinderat dazu bewegen, dem Teilbebauungsplan „PAP rue de Neudorf“ des Bauherrn Mel-Immolux nicht zuzustimmen. 18 Anwohner haben den Brief unterzeichnet.

Unterstützung erhalten sie vom Interessenverein Neudorf (IV). „Wir sind nicht gegen das Projekt an sich, wir begrüßen sogar, dass etwas passiert. Wir wollen nur, dass das Projekt etwas kleiner ausfällt und keine Beeinträchtigungen für die direkten Anwohner entstehen“, begründet IV-Präsident André Even die Solidarität mit den Bewohnern der rue Saint-Nicolas. Deshalb hat er in einem eigenen Brief den CSV-Bürgermeister Georges Mischo und seine Schöffen dazu eingeladen, sich die Lage einmal selbst vor Ort anzusehen.

roger wohlfart
22. Februar 2019 - 19.09

Gut so, die Leute sollen sich zur Wehr setzen. Solche Residenzen und Wohnblöcke schiessen allerorts wie Pilze aus dem Boden. Wie lange soll das noch so weitergehen? Wir können und dürfen doch nicht tatenlos zusehen, wie die Gemeindeverantwortlichen über die Köpfe der Bürger hinweg derartige Entscheidungen fassen. Die meisten Ortschaften platzen aus allen Nähten und immer mehr kubistische Zweckbauten verunzieren unsere Dörfer. Eines der abschreckendsten Beispiele dürfte die Gemeinde Lorentzweiler sein.

Entsaat
22. Februar 2019 - 10.36

Passt gudd op well de Moment gin gelungen Décisiuenen zu Esch geholl.