„Nischenpolitik war 20. Jahrhundert“

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Kein Zweifel: Während Großherzog Henris Staatsvisite bewegt die Japaner vor allem eins an der EU – der Brexit. Jean Asselborn bestätigt diesen Eindruck: „Die Japaner sind ganz stark am Thema Brexit interessiert. Wir haben lange darüber gesprochen. Dies übrigens auch mit dem Kaiser“, so der Außenminister.

Asselborn ist Teil der luxemburgischen Delegation, die Großherzog Henri begleitet. „Man verrät natürlich nicht, worüber man mit dem Kaiser Akihito gesprochen hat. Aber er hat mich um meine Meinung zum Brexit gefragt. Das Gleiche gilt für den japanischen Außenminister.“

Es herrsche demnach ein großes Austauschbedürfnis. „Die Japaner haben großes Interesse am Standort London. Viele japanische Unternehmen haben ihren Hauptsitz in London, weil es eine große City, aber auch weil Großbritannien ein EU-Mitgliedstaat ist. Sie wollen mit ihren Unternehmen in der Europäischen Union bleiben.“

„Sind nicht auf der Lauer“

In den letzten Wochen hätten sich drei große japanische Versicherungsunternehmen dafür entschieden, nach Luxemburg zu kommen. „Wir sind nicht auf der Lauer, um Japaner oder andere aus Großbritannien nach Luxemburg zu locken. Wenn aber jemand bei uns einen Antrag stellt, ist er selbstverständlich willkommen.“

Auf Nachfrage des Tageblatt, ob Luxemburg neben seiner Steuerpolitik auch noch etwas anderes für Brexit-Unternehmen zu bieten habe, antwortet der Außenminister: „Luxemburgs Fondsindustrie ist weltweit die Nummer zwei. Wir haben die Kompetenz unseres Bankenstandorts, die niemand infrage stellt. Unser Bankenplatz ist so gut wie andere Bankenplätze. Auch wenn sie gelegentlich mit den gleichen Problemen konfrontiert sind.“

Funktioniert nicht mehr im 21. Jahrhundert

Asselborn warnt jedoch davor, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen oder gar alte Rezepte erneut anzuwenden. „Ich habe es schon mehrere Male wiederholt. Ich gehöre noch zur Generation, die immer wieder gehört hat: Wenn das Bankgeheimnis fällt, gibt es den Bankenstandort Luxemburg nicht mehr. Es hat sich aber gezeigt, dass das nicht der Fall ist“, so Asselborn, und weiter: „Wir müssen aber wissen, dass die Nischenpolitik aus dem 20. Jahrhundert stammt. Das funktioniert heute im 21. Jahrhundert nicht mehr.“

Seit der Finanzkrise müsse man solche Modelle vergessen und der Konkurrenz mit Kompetenz Paroli bieten. „Ich glaube, dass es unsere Chance ist, wenn Unternehmen in der Europäischen Union bleiben wollen. In Luxemburg sind sie in einem Land, das einen gut funktionierenden Bankenstandort hat. Das ist ein Mehrwert, den nicht jeder EU-Mitgliedstaat hat.“

Deutschland oder Holland hätten nicht den gleichen Ruf wie Luxemburg als Finanzstandort. „Es ist klar, dass die Konkurrenz hier eine Rolle spielt. Luxemburg hat aber kein Interesse daran, jetzt wieder einen Weg zu beschreiten, um erneut Nischenpolitik zu betreiben.“

Serenissima, en Escher Jong
28. November 2017 - 18.57

Nischenpolitik hat Luxemburg gross gemacht, und wir müssen immer neue Nischen suchen weil die alten eben mit der Zeit obsolet werden, aber ein kleines Land hat nicht viele Alternativen, wir müssen eben immer schneller und besser sein als unsere Nachbarn...wie bewiesen im Finanzdienstleistungssektor ohne den Luxemburg nicht mehr bestehen würde als selbständiger Staat nach dem Verlust des Stahlsektors.......