Escher GastronomieGemischte Gefühle im Hinblick auf die Terrassenöffnung am 7. April 

Escher Gastronomie / Gemischte Gefühle im Hinblick auf die Terrassenöffnung am 7. April 
Die Terrasse des „Le Pirate“ in Lallingen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Freudensprünge hat die Perspektive, am 7. April die Terrassen wieder öffnen zu können, bei der Escher Gastronomie nicht ausgelöst. Zu viele Unwägbarkeiten trüben die Aussicht auf eine partielle Wiedereröffnung nach vier Monaten Zwangsschließung.   

Steigende Infektionszahlen, strenge Öffnungsregeln, unsicheres Wetter und infrastrukturelle Grenzen: Das sind in erster Linie die Gründe, weshalb die am Mittwoch von Premier Xavier Bettel (DP) in Aussicht gestellte Öffnung der Terrassen zum 7. April in der Horeca-Branche von vielen mit Skepsis gesehen wird.

Das Restaurant „Moustache“ in der Grand rue
Das Restaurant „Moustache“ in der Grand rue Foto: Editpress/Hervé Montaigu

„Ça ne change rien du tout“, sagt zum Beispiel Lena Breda aus dem „Moustache“. Das Restaurant in der Grand rue hat eine durchaus charmante, aber eben auch kleine Terrasse. Ein Hinterhof, auf dem zu normalen Zeiten 20 Personen Platz finden. Mit den Corona-Regeln (maximal zwei Personen pro Tisch, sofern nicht aus demselben Haushalt; mindestens 1,5 Meter Abstand zwischen den Tischen) reduziert sich die potenzielle Gästezahl auf 10 bis 12 Personen. Dafür lohnt es sich nicht, das Restaurant zu öffnen. Zumal bei Öffnungszeiten von 6 bis 18 Uhr. Das Abendgeschäft fällt flach und der Mittagstisch ist nur bei einer entsprechend hohen Gästezahl finanziell interessant. „In der Mittagspause wollen die Leute schnell essen, abends dagegen kommen die Paare, die sich dann auch mal eine Flasche Wein leisten“, erklärt Lena Breda.

Also bleibt im Restaurant „Moustache“ auch nach dem 7. April alles beim Alten. Das Restaurant ist geschlossen und der Takeaway und Lieferdienst gehen weiter. Das funktioniert eher schlecht als recht, statt sechs arbeiten momentan nur vier Personen im „Moustache“. Lena Breda sagt: „Die Einnahmen aus dem Takeaway bezahlen noch nicht mal unsere laufenden Rechnungen, momentan werden all unsere Ersparnisse aufgefressen.“ Der Frust sitzt tief, weshalb Breda die nun angekündigten „Lockerungen“ auch als „Augenwischerei“ bezeichnet.

Die Terrasse des „La Storia“ in „Al Esch“
Die Terrasse des „La Storia“ in „Al Esch“ Foto: Editpress/Hervé Montaigu

In die gleiche Kerbe haut Domenico Raimondo aus dem „La Storia“ in „Al Esch“. „Erst am Abend wird das Geschäft interessant“, sagt der Restaurateur, „mittags nehmen die Gäste das Tagesmenü und eine Cola, da kommen vielleicht 15 Euro zusammen. Der Mittagstisch bedeutet viel Arbeit für wenig Ertrag.“ Man wisse demnach noch nicht, ob man überhaupt am 7. April die Terrasse öffnen soll. Theoretisch fänden auf ihr 20 bis 30 Gäste Platz. Doch dazu müsste auch das Wetter mitspielen. „Es ist sinnlos, zu öffnen und tags drauf bei schlechtem Wetter die Terrasse wieder zu schließen“, sagt Raimondo. Momentan macht das „La Storia“ mit seinem Lieferdienst 30 bis 35 Prozent seines gewohnten Umsatzes. Das Personal ist von 14 auf 6 reduziert. Daran wird sich auch nach dem 7. April nicht viel ändern, glaubt Domenico Raimondo und schlussfolgert genau wie Lena Breda: „Ça ne change rien du tout.“

Tracing via SMS

„Babbocaffè“-Besitzer Saro Pica unter seiner Marquise
„Babbocaffè“-Besitzer Saro Pica unter seiner Marquise Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Anders sieht es im „Babbocaffè“ an der place des Remparts aus. Hier verkauft Barista Saro Pica seinen selbst gerösteten Kaffee. Mit allerlei Einfallsreichtum wehrt er sich seit geraumer Zeit gegen die Krise. Seine mit lokalen und regionalen Partnern zusammengestellte Brunch Box ist seit Monaten nicht nur in Esch in aller Munde. Trotzdem ist das seit Ende November geschlossene Café essenziell für sein Geschäft. Picas großer Vorteil ist, dass er viel Platz vor seinem Café hat. Die Terrasse hat er vor einiger Zeit schon mit einer großen Marquise ausgestattet. So ist er weniger abhängig vom Wetter.

Da das Café zu Bürozeiten funktionierte, behindert ihn auch die Einschränkung der Öffnungszeiten nicht. Und auch die Registrierung der Gäste, die ab der Wiedereröffnung am 7. April Pflicht wird, bereitet Saro Pica kaum Kopfzerbrechen. „Ich kann nicht servieren und gleichzeitig Polizist spielen“, sagt er. „Alles aufschreiben und zu kontrollieren, dafür bräuchte ich eine zusätzliche Person.“ Seine Idee ist es, die Registrierung via Smartphone laufen zu lassen. „Auf dem Tisch steht dann eine Telefonnummer und die Gäste melden sich auf dieser Nummer mit ihrem Namen via SMS an. Sie können dann zwar falsche Namen angeben, die Telefonnummer ist aber trotzdem richtig.“ Wenn das Wetter mitspielt, denke er sogar daran, Tische und Stühle nachzukaufen. Bis es allerdings so weit ist, bleibt in Anbetracht steigender Infektionszahlen Bangen angesagt. Nicht ganz von offizieller Seite geklärt ist zudem die Frage der genauen Modalitäten zur Öffnung der Terrassen. Das Beispiel Rheinland-Pfalz schreckt Saro Pica ab. Dort braucht es einen negativen Schnelltest, um in der Außengastronomie bedient zu werden. „Das macht keinen Sinn. Sechs bis acht Euro kostet ein Schnelltest. Niemand geht einen Kaffee für elf Euro trinken“.    

Das „Mise en scène“ am Brillplatz
Das „Mise en scène“ am Brillplatz Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Sich mit Mittagsmenüs zum Abholen über Wasser zu halten versucht derweil das „Mise en scène“ neben dem Theater. Im Januar und Februar war es ganz geschlossen, seitdem probiert Laurent Sguerra mehr schlecht als recht, den Betrieb aufrechtzuerhalten: „Ich mache rund 15 Mittagsmenüs zum Abholen pro Tag. Das deckt bei Weitem nicht die laufenden Kosten“, sagt er. Momentan arbeitet er alleine, sonst war man hier zu fünft. Das „Mise en scène“ ist bekannt für seinen Mittagstisch. Und für seine Terrasse. So freut sich Sguerra auf den 7. April, sofern denn das Wetter mitspielt. Nicht gefallen tut ihm der Zapfenstreich um 18 Uhr. Auf das Apéro-Geschäft und die Theatergäste muss er weiter verzichten.    

Erste Reservierungen

Ebenfalls auf Mittagsmenüs zum Abholen setzt seit geraumer Zeit das „Café Le Pirate“ in Lallingen. Zudem werden am Freitagabend Spezialitäten, meist luxemburgische, als Takeaway angeboten. Das reicht noch lange nicht, um den Einnahmeverlust der seit November geschlossenen Kneipe zu kompensieren. „Wir brauchen gerade unsere Reserven auf“, sagt Inhaberin Eva Mokrosova. Erschwerend kommt hinzu, dass es vor drei Wochen im Nebensaal gebrannt hat. Das Geld für die Renovierung müsse man nun vorstrecken, bis die Überweisung der Versicherung auf dem Konto ist. Viele Escher und viele Klubs, deren Vereinslokal das „Le Pirate“ ist und die just in jenem Nebenraum tagen, haben daher Geld gespendet. „Wir sagen ihnen alle vom ganzen Herzen Danke für die Unterstützung“, so Eva, um kopfschüttelnd fortzufahren: „Die Spenden werden jetzt allerdings vom Staat bei der Errechnung der Corona-Hilfen unserem Umsatz zugerechnet. Also gibt es weniger Unterstützung. Das muss man sich mal vorstellen!“ So etwas will ihr nicht in den Kopf, genauso wie die Situation ihrer Schwester Jana. Die ist offiziell Angestellte des Cafés, aber gleichzeitig Teilhaberin. Demnach bekommt sie keine Unterstützung vom Staat, während Eva wenigstens die Hilfe für Selbstständige erhält.    

Auf die Wiedereröffnung freuen sich dennoch beide, auch wenn sie sich den Zapfenstreich um 20 Uhr gewünscht hätten. Sieben Tische gibt auf der Terrasse, zwei entlang der Straße. Das ist die maximale Kapazität des „Le Pirate“ ab dem 7. April. Erste Reservierungen für diesen Tag sind übrigens bereits  eingegangen … 

Ein Gast
26. März 2021 - 11.02

Punkto Hinterhof Terrassen .....???