„Gemeinschaftsgärten sind sinnvoll“

„Gemeinschaftsgärten sind sinnvoll“

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112 Sektionen gibt es derzeit landesweit. Zusammen zählen sie 19.500 Familien, die Mitglied sind. Auch wenn diese Zahl rückläufig ist – 2015 lag sie noch bei 21.500 – gehört „Gaart an Heem“ zu den ganz großen Organisationen des Landes. Wir sprachen im Vorfeld des Landeskongresses mit der Landespräsidentin Dr. Martine Mergen.

Tageblatt: Wie kamen Sie eigentlich zu „Gaart an Heem“?
Dr. Martine Mergen: Ich bin durch Zufall dazugestoßen, das war im Rollingergrund bei einer Verteilung von Blumensamen. Die Aktivitäten der Sektion gefielen mir, sodass ich erst Vorstandsmitglied und bald Vizepräsidentin wurde. Zu der Zeit war mein Vorgänger Jean Kieffer Landespräsident. Ich kannte ihn bereits länger und er meinte immer: „Du wirst einmal mein Amt übernehmen!“ Dass dies so schnell kommen würde, damit hatte ich damals nicht gerechnet.

Sie sind die erste Frau im Präsidentenamt der Liga. Am Sonntag muss Ihr Mandat erneuert werden.
Ja, denn ich habe vor, zu bleiben. Die ersten vier Jahren reichen eigentlich nur zur Einarbeitung. Das hatte mein Vorgänger mir schon gesagt und das stimmt auch. Die zweiten vier Jahre, so hatte er gemeint, könne man dann richtig „arbeiten“. Und mit einer dritten Mandatsperiode gehe man den Leuten nur auf den Wecker (lacht). Für mich wird es aber kein drittes Mandat geben.

Ein weiterer Punkt der Tagesordnung ist die Statutenänderung. Wie tiefgreifend ist diese und wie wird sie von den einzelnen Sektionen aufgenommen?
Ganz viel verändert sich durch die Änderung der Statuten nicht. Es geht vor allem darum, den Vorstand stärken zu können. Auch wurde eine Straffung in Sachen Kommissionen, von denen viele inaktiv waren, durchgeführt. Des Weiteren wurde eine Klausel, die die Mitgliederzahl der Südsektionen im Vorstand einschränkt, aufgehoben. Diese Änderungen wurden zunächst in den regionalen Sektionen gutgeheißen. Dabei gab es nirgendwo Gegenstimmen, lediglich einige wenige Enthaltungen.

Wie sieht es eigentlich mit dem Nachwuchs im „Gaart an Heem“ aus?
Auch wenn es Sektionen gibt, die Schwierigkeiten damit haben, fehlt es allgemein nicht an Nachwuchs. Gärtnern ist nämlich gerade derzeit ein echter Hype. Viele junge Eltern, die Wert auf eine gesunde Ernährung legen, und ihren Kindern außerdem ein gewisses Bewusstsein über den Wert unserer Nahrungsmittel vermitteln wollen, wenden sich an uns. Sie hätten oft gerne einen kleinen Gemüsegarten und leider ist dies in den meisten Fällen nicht möglich.

Was kann „Gaart an Heem“ hier unternehmen?
In den „Cités jardinières“ gibt es ellenlange Wartelisten. Daher bedauern wir sehr, dass immer mehr Schrebergartenanlagen Bauprojekten zum Opfer fallen. Ein aktuelles Beispiel bildet das neue Südspital in Esch, wo etwa 130 Gärten verschwinden werden, für die es keinen alternativen Standort gibt. Sobald in einer „Cité jardinière“ eine Parzelle frei wird, wird sie daher in mehrere Einheiten geteilt. Viele der Parzellen sind sehr groß, manche bis zu vier Ar, und einen Garten dieser Größe zu bestellen, schafft heute eh kaum jemand mehr. Vielerorts gibt es ja heute auch Gemeinschaftsgärten, eine sinnvolle Entwicklung, die wir natürlich sehr begrüßen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit diesen Gemeinschaftsgärten gemacht?
Das ist ein sehr gutes Modell: Hier wird ein Teil des Gartens, der von unseren Sektionen mithilfe der Gemeinden oder ganz durch diese angelegt wird, gemeinschaftlich bewirtschaftet und man hat meist auch die Möglichkeit, eine kleine, eigene Parzelle zu besitzen. Das birgt sehr viele Vorteile, auch weil man beispielsweise nur einen Geräteschuppen braucht, den sich alle teilen können. Besonders hervor sticht für mich derzeit der Sanemer Garten, der in vielerlei Hinsicht maßstabsetzend ist. Dort wird unter anderem auch Forschung betrieben: Gartenroboter werden getestet und es werden Versuche mit einer Kompost-Toilette durchgeführt.

Was sind Ihre Zukunftspläne für die kommenden vier Jahre als Landespräsidentin?
Prioritär ist für mich, die Kommunikation für die Mitglieder weiter zu erleichtern. Wir verfügen seit 2015 über ein ansprechendes, aber noch ausbaufähiges Internetangebot, das wir weiterentwickeln werden. Dann wollen wir auch die Zusammenarbeit mit dem Tourismusministerium weiter intensivieren, mit dem wir letztes Jahr anlässlich des „Dag vun der oppener Gaardepäertchen“ erstmals kooperiert haben. Unser Traum wäre es, das Gebäude der Landessektion hier in Bonneweg verkaufen zu können und dieses Geld in eine beispielhafte Anlage zu investieren. Eine, zu der auch ein Gemeinschaftsgarten gehören würde, denn hier ist dafür kein Platz. Dazu ein Vereinshaus mit Platz für Sekretärin, Gartenberater und Besucher. Doch wie gesagt, das ist bislang nur ein Traum. Aber sicherlich würde dies doch auch einen Mehrwert für eine Randgemeinde der Hauptstadt darstellen.