Burglinster Gemeinsam sind wir stärker: Belgien, Niederlande und Luxemburg wollen Beispiel für gelebtes Europa sein

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Erweiterter Benelux-Gipfel: Wenn Freunde sich treffen und sich freuen: Jean Rottner, Alexander De Croo, Xavier Bettel, Mark Rutte und Hendrik Wüst (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Begriffe wie Entschlossenheit, Zusammenarbeit und Solidarität standen im Mittelpunkt des Benelux-Gipfels am Montagabend auf Schloss Burglinster. Belgien, die Niederlande und Luxemburg wollen mehr denn je ein Beispiel für ein gelebtes Europa sein – und Nachbarregionen mit einbeziehen, wenn es um die Bewältigung von Krisen geht.

Unterschreibung der gemeinsamen Erklärung, wie es in der Benelux-Union weitergehen wird: Alexander De Croo, Xavier Bettel und Mark Rutte (v.l.n.r.)
Unterschreibung der gemeinsamen Erklärung, wie es in der Benelux-Union weitergehen wird: Alexander De Croo, Xavier Bettel und Mark Rutte (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Wie es unter Freunden wohl üblich ist, besonders nach Pandemie-Entbehrungen, wurde viel gefeixt und gelacht am Montagabend beim Benelux-Gipfel in Burglinster. Zumindest bei dem Teil des Treffens, an dem die Presse dabei sein durfte, wurden Freundschaft und Einigkeit zelebriert.

Die Premierminister Alexander De Croo, Belgien, sowie Mark Rutte, Niederlande, wurden von Xavier Bettel, ihrem Luxemburger Amtskollegen und aktuellen Vorsitzenden der Dreiländer-Union, im Schloss empfangen. Mit etwas Verspätung, weil, wie es hieß, Ruttes Flugzeug ein Reifenproblem hatte.

Trotz offensichtlich guter Laune machten die Regierungschefs der drei Länder deutlich, dass die Lage ernst sei und es mehr denn je nötig sei, als Benelux und harter Kern des europäischen Integrationsprozesses Impulse zu geben – an die Großregion und an die EU.

Ukraine

Zu den multiplen Herausforderungen des Benelux-Raums und der Europäischen Union gehöre besonders der russische Angriffskrieg in der Ukraine und seine Folgen, darunter die Auswirkungen auf die Sicherheit der Energieversorgung innerhalb der EU.

Die Premierminister betonten geschlossen ihre volle Unterstützung für die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine. Die Benelux-Staaten seien auch bereit, beim Wiederaufbau der Ukraine in den kommenden Jahren zusammenzuarbeiten.

In der gemeinsamen Erklärung heißt es unter anderem: „Mit der Rückkehr des Krieges auf unseren Kontinent sind unsere europäischen Grundwerte der Demokratie, der Menschenwürde und der Freiheit in den Mittelpunkt gerückt. Wir, die Benelux-Staaten, werden standhaft bleiben und die europäische Einheit und Solidarität fördern.“

Alle zusammen

Zur Energiekrise sagte Bettel, dass man alles daransetze, die Energieminister der EU zu unterstützen, damit sie einheitliche Vorschläge und Lösungen für den nächsten EU-Gipfel im Dezember vorschlagen könnten.

Auch die Pandemie, deren Nachwehen, aber vor allem die Grenzschließung und die Aufarbeitung der sanitären Krise waren Thema. Festhalten kann man, dass niemand Grenzschließungen wollte und diese sich in Zukunft nicht wiederholen sollen. Nur gemeinsam könne man Probleme lösen, hieß es. „Gemeinsam“ solle sich aber nicht nur auf die drei Benelux-Länder beziehen, sondern auch auf Nachbarländer oder Nachbarregionen. Synergien müssten gefördert werden.

Synergien ausweiten

Deshalb waren am Montagabend auch zwei Nachbarn mit dabei, nämlich der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, und der Präsident des Gipfels der Großregion und Vorsitzende des Regionalrats Grand Est, Jean Rottner. Xavier Bettel betonte, dass die Synergie mit den angrenzenden Regionen ein wesentliches Instrument sei, um die ganze Region widerstandsfähiger zu machen.

Ziel der Benelux-Staaten sei es, eine Region ohne Grenzen zu sein, die das Wohlbefinden der Menschen, ihre Mobilität, die Sicherheit und die nachhaltige Entwicklung für jeden fördert. Aus diesem Grund seien die Benelux-Staaten „immer noch“ das ideale Laboratorium, um die europäische Integration im Sinne der Bürger-innen voranzutreiben und ein Gebiet zu bleiben/schaffen, das innovativ sei und eine Zukunft für die Bürger in einer komplexen Welt bedeuten könne.

Kommentierung anderer Fragen

Zu den Themen, die am Montagabend bei einer gemeinsamen Pressekonferenz angesprochen, dort aber nicht wirklich ausdiskutiert wurden, gehören unter anderem die Steuer- und Flüchtlingsfrage in der EU. Auch die Frage der Mobilität wurde nur ansatzweise behandelt. Die Ankündigung einer gemeinsamen Fahrradweg-Initiative klingt schwammig, die Forderung nach deutschem Hafenzugang in den Niederlanden egoistisch oder leicht utopisch, genau wie die mögliche Verbesserung der Zugstrecke zwischen Brüssel und Luxemburg. Premierminister Xavier Bettel ließ keinen Zweifel daran, dass ihm die Fahrzeit mit dem Zug nicht behage und er deshalb mit dem Auto fahren würde. Auf diese offenen Fragen – auch was den möglichen Nutzen der Wasserstoffenergie anbelangt, um sich von fossilen Brennstoffen zu lösen – werden wir zurückkommen.

Benelux

Die Zusammenarbeit zwischen den Benelux-Ländern geht auf 1944 zurück. Damals wurde eine Zollunion zwischen den Niederlanden, Belgien und Luxemburg vereinbart. Diese wurde dann 1958-60 mit dem Benelux-Vertrag weitgehend in die Tat umgesetzt. Dass diese drei Länder auch Mitglied der Europäischen Union sind, ändert nichts an der Bedeutung der Partnerschaft. Sie entspricht dem, was oft als das Europa der mehreren Geschwindigkeiten bezeichnet wird. Einige preschen vor, andere folgen. Ja, die Benelux-Union ist ein Laboratorium, ein Versuch, es gemeinsam besser zu machen. Der Benelux-Gipfel am Montagabend sollte zeigen, dass dem immer noch so ist.

Robert Hottua
30. November 2022 - 20.26

Ob Herr De CROO und Herr RUTTE die Verleihung des Adler-Ordens im Jahre 1937 kennen? (…) Der Annäherungsversuch BECHs an das Hitler-Deutschland wurde im April 1937 unverkennbar mit der Verabschiedung eines Gesetzes, das Gefängnisstrafe für freiwillig auf Seiten der legitimen Republik Spanien gegen FRANCO kämpfende Luxemburger vorsah; am 4. Juli wurden sechs Düdelinger in einem Abwesenheitsverfahren zu 14 Tagen Haft und 20 Franken Buße verurteilt. Ihre Rehabilitierung konnte erst 2003 von Mars di BARTOLOMEO und Alex BODRY durchgesetzt werden. (…) Am 10 Mai 1940 flüchteten Großherzogin Charlotte und die Regierung nach London, und so wurde BECH ein "Widerstandskämpfer" gegen die Nazis. Doch das ist eine andere Geschichte. • Wie wurde Bech und/oder seine Regierung im Ausland gesehen? In den USA: "Les tentatives diplomatiques de BECH […] sont considérées par les diplomates américains comme un véritable rapprochement, voire comme un alignement pro-nazi. […] At the present time the Nazi movement in Luxembourg is so powerful that the possibility must be envisaged that Luxembourg might fall into Nazi hands". [...] L'ambassadeur français CAMBON, parlant longuement de BECH, disait que "M. BECH n'a pas la foi dans la puissance du bloc franco-anglais-américain. Il m'a dit qu’il la considérait comme inférieure à celle du bloc germano-italo-japonais […] et qu’il n'est pas exclu qu’il ne pense à être l’homme que les Allemands trouverait devant eux pour représenter le Grand-Duché et avec lequel ils pourraient engager des pourparlers." Auf Vorschlag des deutschen Gesandten RADOWITZ wurde BECH 1937 von HITLER mit dem "Großkreuz des Adler-Ordens" ausgezeichnet. (Tino RONCHAIL, Kulturissimo No.140, 09.07.2015) MfG Robert Hottua