„Geh lieber wählen, bevor die Schwulen kommen!“

„Geh lieber wählen, bevor die Schwulen kommen!“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Russland dürfte heute (18.3.) seinen neuen alten Präsidenten wählen, Wladimir Putin. Er steuert ohne echten Herausforderer eine weitere sechsjährige Amtszeit an.

Da die Wahl schon entschieden scheint, bereitet die Wahlbeteiligung den Wahlstrategen des Kremls die größte Sorge. Schon die Regionalwahlen interessierten wenig, und das soll sich nicht wiederholen. Denn nach außen muss klar das Signal gesendet werden, dass Putin von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird.

„Mon dieu“: Ein schwarzer Soldat und ein Schwuler am Küchentisch

Um die angestrebte Formel 70/70 (70 Prozent bei der Wahlbeteiligung, 70 Prozent für Putin im Ergebnis) zu realisieren, werden die Bürger zur Stimmabgabe aufgefordert. Von Putin selbst, der an seine Landsleute appellierte, sich bei der Wahl von ihrem „Gewissen, Verständnis von Wahrheit und Gerechtigkeit und von ihrer Liebe zum Vaterland“ leiten zu lassen, aber auch von Videos mit recht zweifelhaften Botschaften.

So ging ein professionell produziertes Video viral, das die Bürger vor den Folgen warnt, wenn sie am Sonntag der Urne fernbleiben. Es handelt von einem Mann, der sich vor dem Zubettgehen über seine Frau lustig macht, die ihn an die Stimmabgabe erinnert. Er werde ausschlafen, gewählt werde auch ohne sie.

Als er am nächsten Tag aufwacht, hämmert ein von einem schwarzen Soldaten flankierter Offizier an die Tür und informiert darüber, dass der 52-Jährige in die Armee eingezogen werde, da der Präsident das Wehrpflichtsalter auf 60 Jahre heraufgesetzt habe.

Während er das Militär abzuwimmeln versucht, bittet sein Sohn um eine horrende Geldsumme, damit sich die Schule einen privaten Sicherheitsdienst leisten könne. Eine weitere Überraschung wartet in der Küche, wo ein schwuler Mann am Tisch sitzt. Seine Frau informiert ihren Gatten, dass es ein neues Gesetz in Russland gebe, wonach jeder einen von seinem Partner verlassenen Homosexuellen aufnehmen müsse, bis dieser wieder liiert sei. Werde kein Partner gefunden, müsse der Herr des Hauses ran. „Gesetz ist Gesetz“, meint dazu der Schwule und isst plakativ eine Banane.

Nur starke Regierung kann das Übel abwenden

Die Botschaft des Videos: Falls die Russen der Präsidentschaftswahl fernbleiben und die Wahl nicht zum Erfolg machen, werden sie in einer Welt aufwachen, in der es keine sozialen Garantien mehr gibt und in der schwarze Soldaten und der Zwang zur Homosexualität die Norm sind.

Solch ein Narrativ sei zentral in der Informationsstrategie des Kreml, schreibt die Seite „EU vs. Disinfo“: Ausländische Einflüsse könnten und würden Russland in den moralischen Abgrund führen, es sei denn, eine starke russische Regierung verteidige das Land und wende das Übel ab.

Das Video scheint nur auf den ersten Blick ein schlechter Scherz zu sein. Das Portal Meduza.io zitiert Personen aus der russischen Filmbranche, die in der Produktion die Handschrift des Kremls erkennen.

(Von 20min.ch/gux)

Henri N.
20. März 2018 - 12.58

Es gibt sehr viele Gründe für mich, nie einen Fuss in solch ein Land zu setzen. Die Russen werden von ihren Machthabern so missionniert und manipuliert wie das früher die Pfaffen taten. Arme Welt !

Frank Goebel
18. März 2018 - 14.26

Sehr geehrte Monavisa, schön ist das nicht, was man da zu sehen bekommt, da geben wir Ihnen Recht. Allerdings wirft es eben doch auch ein Licht auf die mögliche Verfassung zumindest eines Teils der russischen Gesellschaft, wenigstens aber der Politik, wenn ein so aufwendiges Filmchen erstellt wird, um Wähler zu mobilisieren. - Ihre Redaktion