EditorialGegen den FIFA-Strom: Warum man nicht gehorchen muss

Editorial / Gegen den FIFA-Strom: Warum man nicht gehorchen muss
Der stille Protest: Dänemark hat seine Trikots aus Protest so unauffällig wie möglich gestaltet Foto: AFP/Ritzau Scanpix

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„Menschenrechte für alle.“ Klingt banal und „universal“ (Spiegel). Könnte man meinen. Bei der FIFA schrillen bei solchen Tönen allerdings sämtliche Alarmglocken. Mit der Erkenntnis, dass ausgerechnet dieser Slogan inmitten einer von Skandalen geprägten Weltmeisterschaft zu politisch sei – und daher von offizieller Seite auch keinen Platz in den Stadien Katars erhalten dürfe. Der Fußballweltverband hat der dänischen Nationalmannschaft untersagt, Trainingstrikots mit dem Statement zu bedrucken, und deren offiziellen Antrag auf „kritische Botschaften“ abgelehnt. 

Die Dänen haben angekündigt, die Entscheidung zu „berücksichtigen“, und sahen bislang davon ab, eine Grundsatzdiskussion über die Definition einer politischen Aussage mit der FIFA zu führen. Gründe dafür waren wohl auch die angedrohten Sanktionen und Geldstrafen, die bei Nichteinhaltung auf den Verband zukommen würden. Es stellt sich also die Frage nach dem Begriff „Menschenrechte“ – und inwiefern es eine politische Aktion ist, sich für die Rechte des Menschen auszusprechen. Sie sind in internationalen Deklarationen und Abkommen festgeschrieben, Grundrechte hingegen in den Verfassungen der Staaten (Quelle: humanrights.ch).

Geht es nach den Plänen der FIFA, wird rund um die am Sonntag beginnende Weltmeisterschaft nur über das sportliche Geschehen auf dem Platz diskutiert und berichtet. Daher auch ein formeller Appell an die teilnehmenden Teams, sich „auf den Fußball zu konzentrieren und den Sport nicht in jede ideologische oder politische Schlacht hineinzuziehen“. Als der katarische WM-Botschafter und frühere Nationalspieler Khalid Salman Homosexualität vor wenigen Tagen als „geistigen Schaden“ bezeichnete, blieb die überfällige Reaktion der großen Fußballfunktionäre dagegen aus. Die FIFA legt sich ihren Interpretationsfreiraum bei sogenannten politischen und offensichtlich sexistischen Aussagen momentan nach Belieben zurecht. 

Doch die Machtverhältnisse könnten sich in Katar mehr denn je verschieben. Einen kompletten Boykott in Erwägung zu ziehen, ergibt aus Sicht eines Profifußballers über zehn Jahre nach der skandalösen Vergabe keinen Sinn – dafür ist es viel zu spät. Doch Dänemark und allen anderen 30 Teilnehmern (lässt man den Gastgeber außen vor …) steht die große Bühne für „ungehorsames Verhalten“ zur Verfügung. Wie hart will der Internationale Fußballverband in den nächsten Wochen gegen die – aus seiner Sicht – politischen Verstöße vorgehen? Je größer und zahlreicher die Zeichen auf dem Platz sein werden, umso kleiner wird für die FIFA der Spielraum für harte Sanktionen und Sperren. Die Nationen haben es selbst in der Hand.

Dass diese WM-Vergabe ein katastrophaler Fehler war, steht außer Frage. Die Hoffnung besteht aber, dass der einzelne Profifußballer sein Rampenlicht ausnutzt, um der FIFA-Exekutive von damals zu zeigen, dass eine Grenze überschritten wurde.

Nicolas
16. November 2022 - 9.44

Den Präsident vun der FIFA , den Infantino, kruet vum Katar en Appartement zu Doha geschenkt, wou hien och schon dran wunnt. Dohier wärt deen och alles maan dass keng Equipe eppes negatives bei der WM ennerhölt.