MoutfortGedenktafel im „Wëllemslach“ erinnert an düstere Zeiten

Moutfort / Gedenktafel im „Wëllemslach“ erinnert an düstere Zeiten
Das neue Denkmal in Moutfort Foto: Administration communale Contern 

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestanden in Luxemburg, soweit bislang bekannt, sieben Kriegsgefangenenlager und vier Nebenlager. Eines davon, das Hauptlager, befand sich am „Wëllemslach“ in Moutfort. Am vergangenen Samstag enthüllte der Schöffenrat, pandemiebedingt im kleinen Kreis, eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Lager.

Hitlers Truppen besetzten am 10. Mai 1940 das Großherzogtum. Am 23. Mai 1941 verpflichtete Gauleiter Gustav Simon Luxemburger Jungen und Mädchen der Jahrgänge 1920 bis 1927 zum Reichsarbeitsdienst (RAD). Kurz danach richteten die deutschen Besatzer ein RAD-Lager im „Wëllemslach“ nahe Moutfort ein. Für das etwa 2 Hektar große Lager konfiszierten die Besatzer die Ländereien der Witwe Marx aus Moutfort sowie von Jos Marx, André Jung und Emile Steffen. In dem aus Holzbaracken umzäunten Lager wurden zunächst nur junge Menschen aus dem Elsass, Lothringen und Deutschland gestriezt und gepeinigt. Einheimische Jugendliche hingegen wurden in die RAD-Lager im Osten verschleppt. Die Lager waren anfangs Bestandteil der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland und Teil der ideologischen Erziehung im Nationalsozialismus. Unter schwersten Bedingungen kamen die Jugendlichen im Reichsarbeitsdienst in der Forst- und Landwirtschaft, zum Deichbau sowie für den Autobahnbau zum Einsatz. Später zwangen Hitlers Truppen die jungen Menschen zum Bau militärischer Anlagen.

Während des Kriegs wurde dem RAD-Lager in Moutfort eine neue Funktion zugewiesen. Es diente als Kriegsgefangenenlager für Gefangene aus Osteuropa. Aus dieser Zeit gibt es kaum Informationen und Unterlagen. Am 12. September 1944 trafen die ersten US-Soldaten des 112. Regiments der 28. Infanterie in Moutfort ein. Sie nutzten das Lager erneut als Kriegslager, dieses Mal jedoch mit deutschen Kriegsgefangenen. Die US-Armee blieb mit den Wehrmacht-Häftlingen bis Mitte 1945 im „Wëllemslach“. Nach dem Abzug der US-Streitkräfte übernahm die neu gegründete Luxemburger Armee das Lager. Fortan waren dort deutsche Kriegsgefangene, verurteilte Luxemburger Nazi-Kollaborateure sowie Russen, Polen, Tschechen und Jugoslawen inhaftiert.

Auflösung im Jahr 1951

Nach dem Krieg waren in Luxemburg mehrere Lager für sogenannte „Displaced Persons“ aus anderen Ländern. Diese befanden sich nebst Moutfort unter anderem in Schrassig und Ansembourg. Die Luxemburger Regierung bat das Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte, kurz SHAEF, um Entsendung von 5.000 deutschen Kriegsgefangenen nach Luxemburg. Sie sollten für den Wiederaufbau sowie in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Das Hauptquartier kam der Bitte nach. 5.000 deutsche Gefangene kamen somit nach Luxemburg. Moutfort war das Hauptlager. Andere Lager befanden sich in Schrassig, Echternach, Esch, Martelingen, Ettelbrück, Bettemburg und Consdorf.

Die Regierung war bestrebt, möglichst viele deutsche Gefangene als „freie Arbeiter“ im Land zu beschäftigen. Im September 1947 wurden die ersten Gefangenen Richtung Deutschland entlassen. Viele von ihnen kamen in der Landwirtschaft zum Einsatz. Das Lager war 1946 dem Landwirtschaftsministerium unterstellt. Im November 1946 waren 2.780 deutsche Kriegsgefangene in der Luxemburger Landwirtschaft beschäftigt. Im September 1947 wurde das Lager als reines „PoW-Lager“ (Prisonners of War) offiziell aufgelöst. Es unterstand weiterhin der luxemburgischen Armee und diente nun als Lager für sogenannte „Personnes déplacées réfugiées“. Hierbei handelte es sich um ausländische Personen, welche illegal nach Luxemburg gekommen waren. Meist war unklar, ob es sich um entlaufene Kriegsgefangene oder um Personen handelte, welche eine Arbeit hierzulande suchten. Nach einer Eignungsprüfung und der Feststellung der Identität erhielten sie dementsprechende Arbeitsverträge, falls sie freiwillig in der Landwirtschaft arbeiten wollten.

Die Personen, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten wollten, wurden der Staatsanwaltschaft zwecks weiterer Maßnahmen unterstellt. Im Oktober 1947 weilten noch 45 „Gefangene“ im Lager. Im April 1950 waren es noch 14 sogenannte „Main d’oeuvre allemande“ und drei „Réfugiés I.R.O.“, welche dort von der luxemburgischen Armee beköstigt wurden. Im Januar 1951 wurde das Lager aufgelöst.