Gedenkfeier zum Generalstreik von 1942: Redner in Esch warnen vor wieder salonfähigem Rechtsextremismus

Gedenkfeier zum Generalstreik von 1942: Redner in Esch warnen vor wieder salonfähigem Rechtsextremismus

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Am 31. August 1942 um 18.02 Uhr hängte der deutsche Antifaschist und Arbeiter der Esch-Schifflinger Schmelz Hans Adam einen Hammer an die Sirene des Werkes. Mit ihrem Aufheulen begann der Generalstreik gegen Zwangsrekrutierung und Nazi-Herrschaft. Die mutige Arbeitsverweigerung wurde in ganz Europa, ja sogar weltweit, beachtet.

Am 11. September wurde Hans Adam durch das Fallbeil hingerichtet. Als Deutscher bleib ihm das Erschießungskommando erspart, mit dem insgesamt 20 seiner Luxemburger Kampfgenosssen standrechtlich umgebracht wurden.

2.000 Arbeiter des Stahlwerkes, Arbeiter der Wiltzer Lederfabrik „Ideal“, Eisenbahner, einige Geschäftsleute, Lehrer und Schüler folgten dem Streikaufruf, 40 Schüler der Belvaler „Léierbud“ verweigerten am 2. September den Hitlergruß und wurden später deportiert. Seit Kriegsende wird der Streikenden gedacht, so auch am Samstag wieder auf Initiative des OGBL vor dem Escher Resistenzmuseum.

Wahlerfolge der AfD

Die Veranstaltung, die jahrzehntelang auch den Anspruch hatte, „den Anfängen zu wehren“, also ein Zeichen gegen den neu aufkommenden Faschismus zu setzen, wurde zumindest in dem Sinne von der Aktualität überholt, wie der Präsident der lokalen OGBL-Sektion Nando Pasqualoni und Frédéric Krier vom Vorstand der Gewerkschaft in ihren jeweiligen Ansprachen unterstrichen.

Nicht zuletzt die Wahlerfolge der AfD in östlichen deutschen Bundesländern verdeutlichten, dass es nicht mehr die Anfänge sind, denen sich entgegenzustellen gilt, sondern ein wieder real existierender Rechtsextremismus mit seinen unappetitlichen Symptomen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Judenhass. Dass diese Interpretation nicht übertrieben ist, ging aus einigen Beispielen hervor, die Frédéric Krier nannte: So rief noch vor kurzem ein AfD-Vertreter dazu auf, das Fallbeil für die „Linken“ wieder zu nutzen.

„Menschen wechseln die Straßenseite, wenn sie mich sehen“

An der Zeremonie nahm auch eine starke Delegation des DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) teil und legte einen Kranz für die Opfer des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten nieder. Ihr Sprecher, James Marsh, ein dunkelhäutiger Deutscher, berichtete über eigene Erfahrungen.

Noch vor 20 Jahren sei er wie jeder andere Trierer behandelt worden. Jetzt würde er jedoch schon ab und zu merken, dass Menschen die Straßenseite wechselten, wenn er ihnen entgegenkomme. Die rechte Angstmacherei habe demnach bereits Auswirkungen und treibe erste Blüten. Auch ein Vertreter der jüngeren Generation, der Gewerkschafter Ben Muller, warnte vor der Gefahr eines neuen Faschismus.

Die Zeremonie mit Kranzniederlegungen, an der Vertreter mehrerer demokratischer politischer Parteien teilnahmen, fand ihren Abschluss mit der „Sonnerie aux morts“ und der „Heemecht“, die von der gewerkschaftseigenen Big Band gespielt wurden.

Jek Hyde
1. September 2019 - 17.42

These days vigilance is important and appropriate. Fascists are all around and never die. They just go to hell and regroup.

Christophe
1. September 2019 - 12.58

Alerta Alerta Antifascista!