LuxemburgGeändertes Abfallgesetz: Kein Mehrwegplastik bei „Fuesbaler“, Burgbrennen und Co.

Luxemburg / Geändertes Abfallgesetz: Kein Mehrwegplastik bei „Fuesbaler“, Burgbrennen und Co.
Tschüss Plastikbecher: Gehörte das durchsichtige Trinkgefäß lange zum gewohnten Bild bei Veranstaltungen, sieht das seit dem 1. Januar 2023 anders aus Foto: dpa/Felix Kästle

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Seit Anfang des Jahres gilt in Luxemburg eine Änderung am Abfallwirtschaftsgesetz: Seitdem darf bei öffentlichen Veranstaltungen kein Einweggeschirr aus Plastik mehr benutzt werden. Wie die Nachfrage bei den Organisatoren kommender Veranstaltungen zeigt, gehen diese auf ganz unterschiedliche Art mit der neuen Gesetzgebung um.

Mit Altweiberdonnerstag ist auch Luxemburg nach Jahren der pandemiebedingten Pause wieder in eine ganz normale Karnevalssaison gestartet: So stehen nicht nur zahlreiche Fastnachtspartys, sondern am Sonntag auch die Kavalkade in Diekirch an. Und wie üblich werden am ersten Wochenende nach Karneval landesweit dann die sogenannten „Burgen“ brennen. Die Dinge nehmen also wieder ihren gewohnten Lauf – fast. Denn wenn die Mitglieder von Vereinen bei den kommenden Veranstaltungen Getränke oder Essen verkaufen, muss in diesem Jahr auf Einwegprodukte aus Plastik verzichtet werden.

Nachdem nämlich bereits seit Juni 2022 bestimmte Einwegartikel aus Kunststoff – wie zum Beispiel Becher, Besteck oder Trinkhalme – in Luxemburg nicht mehr verkauft werden dürfen, gilt seit Anfang 2023 nun ein Verbot von Plastikeinweggeschirr bei öffentlichen Veranstaltungen. Nicht mehr verwendet werden dürfen dann Rührstäbchen, Schalen, Strohhalme, Teller oder Trinkgefäße aus Kunststoff und auch Plastikbesteck ist tabu.

Keine Kontrollen

Mit dem Ziel, Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Dazu heißt es in einem Ende des vergangenen Jahres vom Umweltamt veröffentlichten Leitfaden zu diesem Thema: „Unmengen an Abfall, die nach einem Fest oder einem anderen Event am Ort der Veranstaltung und in seiner Umgebung zurückbleiben, bedeuten für die Veranstalter und Gemeinden hohe Kosten für seine Entsorgung und die Reinigung von Straßen und Plätzen.“ Zudem können unachtsam weggeworfene Becher und Co. laut dem Leitfaden Gullys sowie Straßenrinnen verstopfen, das Wasser von Kläranlagen belasten und allgemein der Umwelt schaden. 

Eben deshalb gilt seit Januar 2023 eine Änderung am Abfallwirtschaftsgesetz. Dessen scheinen sich die Mitglieder von Vereinen allerdings nur teilweise bewusst zu sein – wie die Nachfrage bei Organisatoren von Veranstaltungen in nächster Zeit zeigt. „Wir waren mit vielen Vereinen in Kontakt und die Information ist noch nicht bei allen angekommen“, stellt so der Präsident des Organisationskomitees der Diekircher Kavalkade, Sandro Dimola, fest. Konkrete Anweisungen in puncto Abfall gab es für die Narren, die am Wochenende mit ihren Wagen durch Diekirch ziehen werden, von den Veranstaltern nicht. 

Denn, so Sandro Dimola: „Dafür ist der Gesetzgeber verantwortlich. Sobald uns diese Informationen offiziell mitgeteilt werden, leiten wir sie gerne weiter. Wir sind aber bis heute weder vom Ministerium offiziell darauf hingewiesen worden, noch gab es Hinweise zu Alternativen, die man nutzen kann.“ Dabei existieren diese Materialien: So kann unter der Webseite des Umweltamts environnement.public.lu der Leitfaden „Feiern, Tagen, Kultur und Sport genießen mit weniger Abfall“ heruntergeladen werden. Außerdem gibt es unter „Offäll a Ressourcen“ in der Rubrik „Alternatives aux objets à usage unique“ Informationen zu Ersatzprodukten. Auch unter greenevents.lu gibt es viele Informationen für organisierende Vereine.

Pfandsystem als Alternative

Auf die Tatsache, dass ab Januar 2023 einige Änderungen gelten, ist man beim Organisationskomitee der Diekircher Kavalkade erst etwa Mitte Dezember 2022 aufmerksam geworden – per Zufall, wie Sandro Dimola erklärt. Die Kontrolle des Gesetzes würde nicht im Aufgabenbereich von Veranstaltern liegen, weshalb in Diekirch auch nicht überprüft werden wird, ob dieses eingehalten wird. Vom Ministerium für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung heißt es, dass aktuell die Sensibilisierung und Umsetzung im Vordergrund stehen. Und es nun wichtig sei, die Vereine in der Übergangsphase zu unterstützen. 

In Esch hingegen wird das „Syndicat d’initiative d’Esch-sur-Alzette“ kontrollieren, ob während der Events zur „Escher Fuesent“ das Pfandsystem mit wiederverwendbaren Bechern eingesetzt wird. „Wir hatten mehrere Versammlungen mit den Vereinen, die bei der ‚Escher Fuesent’ dabei sind und haben vorgeschlagen, die Becher zu nutzen. So, wie es die Gemeinde schon seit einigen Jahren macht. Alle fanden das eine gute Idee, diesen Weg zu gehen“, erzählt der Präsident des Syndikats, Pedro Oliveira. 

Wenn auch der Vorschlag von den Vereinen gut aufgenommen wurde, wird das Syndikat laut Pedro Oliveira darauf achten, dass dieser auch umgesetzt wird. Im äußersten Fall könnte ein Stand ansonsten sogar geschlossen werden. Aber, so Pedro Oliveira: „Wir gehen nicht davon aus, dass das vorkommen wird. Es soll ja ein schönes Fastnachtswochenende werden, bei dem sich alle amüsieren können.“ Darüber hinaus werden bei den Veranstaltungen Pommes in biologisch abbaubaren Pappschalen serviert, während Gabeln aus Maisstärke sowie Bioservietten aus recyceltem Material genutzt werden. 

Möglichkeiten zum Ausleihen

Die „Beggener Guiden a Scouten“ werden bei ihrem Burgbrennen am nächsten Wochenende auf mehrfach verwendbare Teller aus festem Plastik setzen. Gegrilltes wird im Brot serviert, denn auch die geschirrlose Ausgabe kann eine Alternative sein. Die „Fueskichelcher“ und Kartoffelpuffer werden in Pappschalen gereicht. Bei den Pfadfindern wurde Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen ohnehin bereits großgeschrieben – deshalb musste jetzt nicht besonders auf die Gesetzänderung reagiert werden.

Bei großen Festen kommen schnell Unmengen an Müll zusammen – was sich durch ein neues Gesetz ändern soll 
Bei großen Festen kommen schnell Unmengen an Müll zusammen – was sich durch ein neues Gesetz ändern soll  Foto: Editpress/Alain Rischard

„Generell servieren wir auf unseren Festen Getränke in Glasflaschen, Gläsern oder Tassen und reinigen diese. Dafür leihen wir beim Service national de la jeunesse (SNJ) oft kostenlos einen Spülwagen aus, nutzen die Maschine in unserem ‚Chalet’ oder spülen per Hand“, erklärt Gruppenchef Thomas Kopf. Für ein Fondueessen Anfang des Jahres wurde bei dem Dienst auch zum Beispiel Geschirr ausgeliehen. In dem Leitfaden des Umweltamts wird – wie es die Pfadfinder zum Beispiel schon tun – zum Rückgriff auf an einem Veranstaltungsort vorhandenes Besteck oder auch Gläser sowie Teller geraten. 

Oder aber den Gästen wird die Möglichkeit gegeben, eigene Behälter und Besteck mitzubringen. Auch kann das Ausleihen von Geschirr eine Alternative sein. Eine Übersicht über Verleihe von Mehrweggeschirr, aber auch Spülmobile, gibt es auf der Seite greenevents.lu. Manchmal macht aber auch das Anschaffen von eigenem Geschirr für den Verein Sinn. Wegen geltender Hygienevorschriften kann der Einsatz von Mehrweg durchaus mehr Aufwand mit sich bringen. Gleichzeitig lässt sich dadurch bei der Müllbeseitigung auch Zeit einsparen. 

Passende Lösungen finden

Ein Verein, der namentlich nicht genannt werden will, wird bei seinem Burgbrennen in diesem Jahr zum Teil noch Plastikbecher nutzen – obwohl man von dem neuen Gesetz weiß. Aber: „Wir werden den Vorrat aus den vergangenen Jahren aufbrauchen. In unseren Augen wäre es auch nicht ökologisch, das alles jetzt wegzuwerfen“, heißt es von einem Verantwortlichen des Vereins. Getränke werden dort zum Teil auch in Glasflaschen ausgegeben werden. Bei einem Burgbrennen ist das möglich – bei Großveranstaltungen dagegen ist Glas aus Sicherheitsgründen keine gute Alternative.

Letztlich gibt es nicht DIE Patentlösung: Je nach Event müssen die Veranstalterinnen und Veranstalter die für sie passende Lösung finden. Das Umweltministerium arbeitet aktuell an einem Merkzettel zu diesem Thema. Zudem sollen Informationsveranstaltungen in den Gemeinden organisiert werden. Ab 2025 dann werden viele Arten von Einweggeschirr bei Veranstaltungen – ganz unabhängig vom Material – sogar ganz verboten. Doch ob nun das Bier aus dem Mehrwegpfandbecher oder Pommes aus der Pappschale: In geselliger Runde werden die Lebensmittel wohl auch weiterhin schmecken.

Münchhausen
17. Februar 2023 - 14.49

Mit dem E-Auto,einem veganen Piknik und Pappbechern zum Burgbrennen,einer Tradition die so notwendig ist wie Mähdrescherrennen usw.

Irma
17. Februar 2023 - 11.35

"Kein Mehrwegplastik bei ...Burgbrennen" Jo, wann een e puer Tonnen Afall verbrennt an eng riseg Mass Fäinstëps generéiert, dat fält de Plastik net an d'Gewiicht, déi fléien an d'Feier, gi vun de Leit ageotemt a landen esou net am Mier.

JJ
17. Februar 2023 - 8.43

Kein Plastik bei Burgbrennen!? Klingt irgendwie irrsinnig. Plastik verboten,aber Feuer erlaubt.