Die Gemeinde Niederanven möchte das ehrenamtliche Engagement fördern – vor allem bei jungen Menschen. Damit das möglich ist, braucht Niederanven allerdings erst mal ein paar junge Leute. Doch genau hier hapert es ein wenig, sagt Bürgermeister Fréd Ternes. Das Problem ist laut ihm, dass die Jungen sich aktuell in Niederanven kaum Wohnraum leisten können und deshalb teils in Nachbargemeinden ziehen. Wieder in die Gemeinde zögen sie – wenn überhaupt – erst später wieder als Familie. Auch Senioren könnten sich nicht mehr so häufig eine Wohnung oder ein Haus leisten. Deshalb hat sich die Gemeinde das Projekt „Hei wunne bleiwen“ ausgedacht. Dabei handelt es sich um Wohnungen, die für junge Menschen und für Senioren besser bezahlbar sein sollen – losgelöst vom staatlich geregelten Sozialwohnungsbau, der an andere Bedingungen geknüpft sei.
Und wer nicht in die Projektkriterien passt?
Die Gemeinde Niederanven baut derzeit laut Bürgermeister Fréd Ternes 22 neue Wohnungen im Rahmen des Schaffens erschwinglichen Wohnraums. 20 weitere werden bereits über die Agentur für Sozialwohnungen (AIS) verwaltet. Für diese gelten die regulären, vom Staat festgelegten Kriterien für finanziell schwächer aufgestellte Menschen. Diese Wohnungen sollen Ende 2027 fertiggestellt werden.
„Wir möchten den Menschen aus den beiden Altersgruppen eine Möglichkeit geben, in der Gemeinde wohnen bleiben zu können“, erklärt Ternes im Gespräch mit dem Tageblatt. Deshalb gebe es auch entsprechende Kriterien, mit denen bestimmte Bewerber bessere Chancen auf einen Platz in dem Projekt haben als andere: Menschen, die schon länger in der Gemeinde wohnen, und jene, die sich ehrenamtlich engagieren. Bei beidem gelte: Je länger, desto größer die Chance für den Bewerber. Einkommenskriterien gebe es keine. Es solle allerdings darauf geachtet werden, dass die Wohnungen, in denen die Bewerber bislang wohnen und aus denen sie für das Projekt ausziehen, danach nicht leer stehen, sondern weiter als Wohnraum verfügbar sind.
Die jungen Menschen dürfen laut Ternes für die Teilnahme am Projekt maximal 35 Jahre alt sein, die Senioren mindestens 65 Jahre. Fünf Wohnungen à 80 bis 120 m² gebe es für die Jungen – und ein 47 m² großes Tiny House werde in den kommenden Tagen noch in einem entsprechenden 3D-Drucker gedruckt. Für die Älteren würden derzeit 16 Wohnungen à 60 bis 85 m² gebaut, die Ende 2027 fertig werden sollen, berichtet der Bürgermeister. 12,7 Millionen Euro soll das Projekt insgesamt kosten.

Wie genau die Zusammensetzung der Bewohner später aussehe, ergebe sich im Auswahlprozess. Denn es seien mehrere Konstellationen möglich – junge Familien, Wohngemeinschaften oder auch Paare ohne Kinder. In den fünf Wohnungen und dem Tiny House könnten dadurch insgesamt bis zu zwölf junge Leute unterkommen. In die 16 Seniorenwohnungen sollen pro Wohnung ein bis zwei Menschen einziehen. In der Nähe der Häuser wolle man außerdem mit Vereinen und Start-ups zusammenarbeiten, um die Menschen in die Gemeinschaft und auch ins Ehrenamt zu integrieren. Ein Literaturcafé sei zum Beispiel ebenfalls geplant.
Für die jungen Leute sollen die Wohnungen laut Ternes unter anderem als „Trampolinwohnung“ fungieren. Das heißt, dass sie den Menschen durch die bezahlbare Wohnung die Möglichkeit geben wollen, sich dadurch später zum Beispiel eher Eigentum leisten zu können. Auch deshalb sei die Vermietung in dem Projekt nur zeitlich begrenzt angesetzt. Maximal zehn Jahre sollen die Menschen zu den vertraglich festgehaltenen Preisen dort wohnen können. Danach sollen auch andere Menschen die Chance auf eine bezahlbare Wohnung bekommen, erklärt der Bürgermeister.
Der Preis für die Wohnungen für junge Menschen soll rund 40 Prozent unter dem marktüblichen Preis liegen, wofür man die Baukosten auf einen Zeitraum von 35 Jahren abschreibe. Die Seniorenwohnungen sollen bei einer Abschreibung von 25 Jahren etwa 25 Prozent unter dem Marktpreis liegen. Die genauen Preise für die jeweiligen Wohnungen sollen beim Vertragsabschluss festgelegt werden. Der Bewerbungszeitraum für die Jungen läuft noch bis zum 6. Juni 2025. Ternes sagt, noch vor dem Sommer könnten die ersten einziehen. In einer ersten Pilotphase wolle man nun sehen, wie viel Interesse es gebe, sagt der Bürgermeister. Die Senioren haben noch bis zum 31. Dezember 2025 Zeit, sich auf die Warteliste zu schreiben. Beide Listen können ebenso wie Informationen zu dem Projekt unter niederanven.lu abgerufen werden.
De Maart











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