KarateFünf Ringe im Visier: Letzte Olympia-Chance für vier Luxemburger Karatekas

Karate / Fünf Ringe im Visier: Letzte Olympia-Chance für vier Luxemburger Karatekas
Jenny Warling will in Paris ihre letzte Olympia-Chance nutzen Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Vier Luxemburger Karatekas haben ein gemeinsames Ziel: In Paris wollen sich Jenny Warling, Kimberly Nelting, Pola Giorgetti und Jordan Neves für die Olympischen Spiele qualifizieren. Dort findet ab heute das letzte Qualifikationsturnier vor Tokio 2021 statt.

Jenny Warling, Kimberly Nelting, Pola Giorgetti und Jordan Neves haben ein gemeinsames Ziel: Die vier Luxemburger Karatekas haben die fünf Ringe fest im Visier und kämpfen am Wochenende in Paris um die letzten freien Plätze bei den Olympischen Spielen. Im „Stade Pierre de Coubertin“ findet das letzte Karate-Qualifikationsturnier vor Tokio 2021 statt. Viele Plätze werden allerdings nicht mehr vergeben, denn in jeder der acht olympischen Karate-Disziplinen gibt es nur noch Olympia-Tickets für die Top 3. Von den 480 Athleten, die in Paris antreten, werden sich also nur noch 24 für die Sommerspiele qualifizieren. 

Für die Karatekas ist es gleichzeitig die erste und auch die letzte Olympia-Chance. Denn Karate feiert in Tokio Premiere und gehört dort erstmals zum olympischen Wettkampfprogramm – 2024 wird die Kampfsportart aber schon wieder aus dem Ringe-Programm gestrichen und muss zugunsten von Breakdance weichen.

Nur Top-Athleten 

Diese einmalige Gelegenheit wollen auch vier Luxemburger Karatekas nutzen: Mit Jenny Warling (Kumite -55 kg), Kimberly Nelting (Kumite -61 kg), Pola Giorgetti (Kumite +61 kg) und Jordan Neves (Kumite -75 kg) steigen in Paris nämlich auch vier Athleten aus dem Großherzogtum in vier verschiedenen Kategorien auf die Matte.

Die erfahrungsbedingt größte Hoffnung auf ein olympisches Ticket darf sich wohl die ehemalige Europameisterin Jenny Warling machen. Die erfahrenste Athletin der FLAM-Delegation nähert sich immer weiter ihrer Topform, nachdem sie sich über den Winter von einem Mittelfußbruch erholen musste. Bei den Europameisterschaften im kroatischen Porec erreichte sie im Mai den siebten Platz – ihr Hauptaugenmerk richtete sie aber schon damals auf das nun beginnende Qualifikationsturnier in Paris.

„Natürlich will hier jeder die Chance nutzen, um sich noch für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, das macht es umso schwieriger“, so die 27-Jährige. Immerhin haben in Paris alle 480 Karatekas das gleiche Ziel. In der Kategorie -55 kg, in der Warling antritt, sind 58 Athleten vertreten – am Ende lösen nur drei von ihnen das Olympia-Ticket. Doch die Luxemburgerin ist zuversichtlich: „Während der Europameisterschaften habe ich mich schon gut gefühlt, dieses Gefühl versuche ich nun mit in diesen Wettbewerb zu nehmen.“

Jeder, der hier mitkämpft, kann auch gewinnen

Jenny Warling, über die Konkurrenz im Qualifikationsturnier

Dieses Gefühl ist aber nicht selbstverständlich, denn durch die Pandemie und die Verletzung gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Unterbrechungen. „Es war auf mentaler Ebene nicht immer einfach. Wenn ich bei einem Turnier nicht gut abschnitt, dann hat das auch immer die Stimmung getrübt. Seit der EM läuft es aber gut“, erzählt Warling.

Neue Situation

Die mentale Stärke wird auch in Paris eine Hauptrolle spielen, denn dort treten nur die weltbesten und erfahrensten Athleten an: „Jeder, der hier mitkämpft, kann auch gewinnen. Auf diesem Niveau ist nämlich jeder technisch und taktisch gut. Deshalb wird es auf die mentale Stärke ankommen. Natürlich muss auch die Tagesform stimmen und man braucht auch ein bisschen Glück in der Auslosung“, erklärt Warling. 

In Tokio wird es lediglich sechs Kumite-Gewichtsklassen geben, der Qualifikationswettbewerb in Paris ist bereits in die gleichen Kategorien eingeteilt. Die Karatekas, die üblicherweise in den Kategorien -55 kg und -50 kg antreten, sind beispielsweise in einer gemeinsamen Klasse vereint – in dieser tritt auch Warling an.

„Ich habe bisher noch nie gegen eine Gegnerin unter 50 kg gekämpft, es ist wirklich für jeden von uns eine neue Situation. Ein solches Turnier hat es zuvor noch nicht gegeben“, sagt die Luxemburgerin. 

Von der starken Konkurrenz will sie sich aber nicht ablenken lassen, am heutigen Freitag gilt es, alles auszublenden – und die letzte Chance auf ein olympisches Ticket zu nutzen. „Ich versuche, das Turnier nach dem gleichen Prinzip wie auch alle anderen Wettkämpfe anzugehen. Im Unterbewusstsein weiß man natürlich, dass es um mehr geht. Ich versuche aber, mich auf meine Erfahrung zu verlassen, nicht nervös zu sein und das bestmögliche Resultat zu erzielen“, so Warling, die es die letzten Tage etwas ruhiger angehen ließ, um sich auf das Qualifikationsturnier zu fokussieren: „Natürlich wird es sehr schwer. Ich will meine Kämpfe vor allem genießen, danach sehen wir, was dabei herauskommt. Es wäre aber ein Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen.“

Den gleichen Traum haben auch Kimberly Nelting, Pola Giorgetti und Jordan Neves. Alle vier wollen die letzte Chance auf ein Olympia-Ticket nutzen – sie haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass, wenn an einem Tag alles passt, Luxemburg ganz vorne mitspielen kann. 

Den Auftakt der Luxemburger Delegation in Paris macht Warling heute, die K.o.-Runde in der Kategorie Kumite -55 kg findet ab 9.00 Uhr statt: In der ersten Runde trifft die Luxemburgerin auf Widad Draou aus Algerien. Am Samstag stehen ab 9.00 Uhr die Kumite-Wettbewerbe von Nelting (-61 kg) und Neves (-75 kg) auf dem Programm. Nelting trifft in Runde eins auf die Britin Nathalie Williams, während Neves gegen Ivan Korabau (Belarus) ran muss. Giorgetti kämpft erst am Sonntag ab 10.00 Uhr in der Kategorie Kumite +61 kg – sie trifft in der ersten Runde auf Amina Dione (Senegal).

Der Turniermodus

In einer ersten Phase treten die Karatekas in ihren jeweiligen Gewichtsklassen in einem K.o.-System gegeneinander an. Die beiden Athleten, die am Ende im Finale stehen, sind aber nicht automatisch für Olympia qualifiziert. Im „Repêchage“ treten die Karatekas – die zuvor gegen einen der beiden Finalisten verloren haben – noch einmal gegeneinander an. Die zwei besten Kämpfer aus dem „Repêchage“ treten am Ende des Tages im „Round-Robin-Prinzip“ – also jeder gegen jeden – noch einmal gegen die zwei Finalisten an. Lediglich die drei Besten dürfen sich anschließend über ein Ticket nach Japan freuen. „Das bedeutet sehr viele Kämpfe an einem Tag“, fasst Jenny Warling zusammen.
In Tokio dürfen in den acht verschiedenen Kategorien jeweils zehn Karatekas antreten. Für Olympia qualifiziert sind bereits die vier ersten Athleten der jeweiligen Weltranglisten, in Paris können pro Gewichtsklasse drei weitere Karatekas ihr Ticket lösen. Ein weiterer Platz ist für Gastgeber Japan reserviert, die zwei letzten Tickets werden anhand von Wildcards vergeben.