Nach Regierungswechsel in Australien Freiheit für die Familie Murugappan nach Jahren der Einwanderungshaft

Nach Regierungswechsel in Australien  / Freiheit für die Familie Murugappan nach Jahren der Einwanderungshaft
Läuft jetzt alles glatt, kann die jüngste Tochter Tharnicaa ihren fünften Geburtstag in drei Wochen wieder zu Hause feiern – es wäre ihre erste Feier in Freiheit Foto: Facebook

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Der Regierungswechsel in Australien hat vor allem eine Familie zu Tränen gerührt: ein tamilisches Paar mit seinen zwei kleinen Töchtern, das die australische Einwanderungsbehörde vor vier Jahren aus seinem Heimatort in Queensland gerissen und für lange Zeit in einem Lager eingesperrt hatte.

Australiens Einwanderungs- und Asylpolitik ist streng, das weiß die Welt nicht zuletzt seit der Saga um den serbischen Tennisstar Novak Djokovic. Eine tamilische Familie, die sich in Biloela, einer Kleinstadt in Zentral-Queensland, niedergelassen hatte, wurde die volle Härte der australischen Flüchtlingspolitik bereits vor vier Jahren zuteil. Damals klingelten Grenzschutzbeamte die Familie Murugappan einst früh am Morgen aus ihrem Haus in Biloela und transportierten sie in ein Lager für Asylsuchende in Melbourne. Zuvor war das Visum der Mutter abgelaufen und der Antrag des Mannes auf Flüchtlingsstatus abgelehnt worden.

Wenig rechnete die liberalkonservative Regierung unter Morrison – die bei der Wahl am Wochenende nun eine herbe Niederlage einstecken musste – damit, wie emotional große Teile der ländlichen Gemeinde reagieren würden. Zahlreiche Menschen kämpften über Jahre hinweg für die beiden Tamilen und ihre zwei kleinen Töchter. Das Thema war zum Schluss in der australischen Gesellschaft so emotional aufgeladen, dass es sogar zum Wahlkampfthema wurde. Noch als Oppositionsführer versprach der neue Premierminister Anthony Albanese, dass er im Falle eines Wahlsieges dafür sorgen werde, dass die Familie in ihr Zuhause nach Biloela zurückkehren könne.

Als Albanese mit seiner sozialdemokratischen Labor-Partei am Samstag als Wahlsieger aus den australischen Parlamentswahlen hervorging, war die Freude vor allem bei der tamilischen Asylbewerberfamilie groß. Videoaufnahmen auf Facebook zeigen, wie das Ehepaar sich tränenüberströmt, aber strahlend in die Arme fiel.

Der erste Geburtstag in Freiheit

Auch die Aktivisten und Freunde der Familie, die vier Jahre dafür gekämpft hatten, die vier wieder zurück nach Biloela zu holen, waren erleichtert. „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich die Worte finden kann, um es zu erklären“, sagte Angela Fredericks, eine Freundin der Familie, die federführend in der Unterstützung der Familie war, dem australischen Sender ABC. 

Die Eltern Priya und Nades waren 2012 und 2013 unabhängig voneinander aus Sri Lanka geflohen und per Boot nach Australien gekommen. Damit gelten sie nach dem Migrationsgesetz als sogenannte „irreguläre Ankünfte auf See“. Sie erhielten Überbrückungsvisa, während sie sich in Biloela ansiedelten, wo der Mann in einem Schlachthof arbeitete und Freiwilligenarbeit leistete. 2015 heiratete das Paar. Wenig später kam ihr erstes Kind Kopika zur Welt. Die zweite Tochter Tharnicaa wurde 2017 geboren. Ein Jahr später wurde die vierköpfige Familie in Einwanderungshaft genommen und sollte abgeschoben werden. Doch dies konnte dank einer gerichtlichen Verfügung gerade noch rechtzeitig gestoppt werden. Stattdessen wurden die vier auf die Weihnachtsinsel gebracht und landeten damit in einem der berüchtigtsten australischen Auffanglager für Asylsuchende. Aktuell leben sie in Perth in sogenannter „Community Detention“.

Unter der Regierung von Scott Morrison hatte das Innenministerium wiederholt erklärt, dass der Fall der Familie über die Jahre hinweg umfassend geprüft worden sei. Dabei sei festgestellt worden, dass sie die Schutzverpflichtungen Australiens nicht erfüllte. Anfang des Jahres errang die Familie dann erstmals einen juristischen Sieg. Damals urteilte ein australisches Gericht, dass die Entscheidung der Bundesregierung, drei Familienmitgliedern die Beantragung weiterer Überbrückungsvisa zu verweigern, „verfahrenstechnisch unfair“ gewesen sei.

Mit dem Wahlsieg der Sozialdemokraten sollte der Rückkehr der Familie nach Biloela nichts mehr im Weg stehen. Am Montag hieß es, dass der Plan sei, dass die jüngste Tochter Tharnicaa ihren fünften Geburtstag in drei Wochen wieder zu Hause feiern könne. Es wäre ihre erste Feier in Freiheit.