USAFrau reicht in Epstein-Affäre Klage gegen Prinz Andrew wegen sexuellen Missbrauchs ein

USA / Frau reicht in Epstein-Affäre Klage gegen Prinz Andrew wegen sexuellen Missbrauchs ein
Selbst seine Freunde wissen nicht gerade Schmeichelhaftes über den 61-jährigen Prinz Andrew zu erzählen Foto: AFP/John Thys

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Seine Freundschaft mit Sexualverbrecher Jeffrey Epstein bringt den britischen Prinzen Andrew erneut in die Schlagzeilen.

Paukenschlag zum Jahrestag: Zwei Jahre nach dem Tod des Sexualverbrechers Jeffrey Epstein in einer New Yorker Gefängniszelle hat eines seiner prominentesten Opfer Zivilklage gegen Epsteins Freund Prinz Andrew eingereicht. „Ich ziehe Prinz Andrew für seine Taten zur Rechenschaft“, teilte Virginia Guiffre mit. „Für die Reichen und Mächtigen gibt es keine Ausnahme.“ Der Neunte der britischen Thronfolge soll die damals 17-Jährige vor zwanzig Jahren sexuell missbraucht haben.

Dem Lieblingssohn von Königin Elizabeth II. hängen die Vorgänge um die Jahrhundertwende seit mehr als einem Jahrzehnt nach. Damals hatte ihn eine frühere Flamme, die mondäne Ghislaine Maxwell, bei ihrem damaligen Lover, dem Millionen-schweren Finanzjongleur Jeffrey Epstein, eingeführt. Dieser versammelte mit Vorliebe Prominente in seinem Umkreis, darunter auch die Ex-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump, und umgarnte sie mit kostenloser Gastfreundschaft auf seinen diversen Anwesen in Manhattan, Florida und in der Karibik.

Dass dort junge Mädchen und Frauen ein und aus gingen, will der Prinz nie bemerkt haben. Die Zeugenaussagen der Opfer sprechen eine andere Sprache: Dutzende wurden den Ermittlungen der Polizei zufolge zum Geschlechtsverkehr gezwungen und zu „Sex-Sklavinnen“ abgerichtet. Der deshalb bereits 2008 zu einer kurzfristigen Freiheitsstrafe verurteilte Epstein wurde 2019 erneut verhaftet und starb kurz darauf, am 10. August, 66-jährig in einer Gefängniszelle. Das Todesermittlungsverfahren sprach von Selbstmord, die Umstände blieben dubios, in jedem Fall für die Gefängnisbehörden peinlich.

Vielleicht ist dies der Grund, warum Ghislaine Maxwell in ihrer eigenen, mittlerweile 13 Monate dauernden Untersuchungshaft lückenlos überwacht wird. Der jüngsten Tochter des legendären Medienzaren Robert Maxwell wirft die New Yorker Staatsanwältin die systematische Abrichtung junger Frauen, „Verführung Minderjähriger“ sowie Meineid vor. Die sechs Anklagepunkte beziehen sich auf die Jahre 1994 bis 1997 und könnten 35 Jahre Strafhaft zur Folge haben – es sei denn, Maxwell legt den Strafverfolgern ihre Kenntnisse über Epsteins Machenschaften offen. Die Beschuldigte beteuert ihre eigene Unschuld, der Prozess soll im November beginnen.

Andrew und Maxwell bestreiten Vorwürfe

Maxwell spielt auch in den vermeintlichen Kontakten zwischen Giuffre und dem Prinzen eine entscheidende Rolle. Denn das unbedarfte Mädchen gab eigenen Angaben zufolge mehrmals Maxwells Drängen nach und hatte mit dem „stark schwitzenden“ Prinzen, damals 41, Geschlechtsverkehr. Sowohl Andrew selbst wie Maxwell haben dies stets bestritten. In einem katastrophalen längeren Interview mit der BBC beteuerte der Herzog von York 2019, er habe „keinerlei Erinnerung an ein Treffen mit dieser Lady“. Ein Foto, das die beiden gemeinsam zeigt, bezeichnete er als Fälschung. Und als Indiz für seine Wahrhaftigkeit führte der ehemalige Hubschrauberpilot an, er habe damals keine Schweißabsonderung gehabt, „weil ich im Falkland-Krieg beschossen worden war“. Solche und ähnliche Aussagen („ich habe die Tendenz, besonders ehrenhaft zu sein“) führten zu einem Sturm öffentlicher Entrüstung. Thronfolger Charles, Andrews älterer Bruder, ordnete deshalb dessen Rückzug von allen öffentlichen Funktionen an.

Sein Ruf als unbesonnener, arroganter Trottel kommt nicht von ungefähr

Vassi Chamberlain, Society-Journalistin

In der britischen Öffentlichkeit wird Andrew zunehmend bestenfalls als etwas dümmliche Lachfigur, schlimmstenfalls als sinistrer Genießer royaler Privilegien wahrgenommen. Sogar seine Freunde würden einräumen, berichtete die Society-Journalistin Vassi Chamberlain vergangenen Sommer in der Times, der Prinz sei zur fraglichen Zeit „unentwegt auf Sex aus“ gewesen: „Sein Ruf als unbesonnener, arroganter Trottel kommt nicht von ungefähr.“

Freilich stellen eine starke Libido und übermäßige Selbstverliebtheit keine Straftatbestände dar. Giuffres Anwälte haben ihre Klage auf der Grundlage eines erst 2019 erlassenen Gesetzes zum Opferschutz von Kindern und Jugendlichen formuliert. Dessen Wirksamkeit läuft im notorischen Fall des Epstein-Opfers am kommenden Samstag ab. Ziel der Klage dürfte eine Geldzahlung sein, wie sie die Mutter von drei Kindern, heute 38, auch schon von Maxwell sowie aus Epsteins Nachlass erhalten hat. In Medienberichten war von mehreren Millionen Dollar die Rede. In der BBC bat sie schon vor anderthalb Jahren die Öffentlichkeit um Hilfe: „Bitte helfen Sie mir in meinem Kampf. Dies ist keine Schmuddelsex-Geschichte; es geht um Menschenhandel und Missbrauch.“