Sonntag2. November 2025

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FORMEL 1: Gerard Lopez – Von der Miniatur zum F1-Team

FORMEL 1: Gerard Lopez – Von der Miniatur zum F1-Team

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Gerard Lopez: Einigen Luxemburgern dürfte dieser Name ein Begriff sein. Der Selfmademan aus Esch machte sich einen Namen mit Skype, ist seit 2007 Präsident des Fußball-Traditionsvereins Fola Esch und startete vergangenen Dezember durch in Richtung Weltöffentlichkeit, als er mit seiner Firma Genii Capital die Mehrheit am Renault F1 Team übernahm. / Texte: Claude Clemens

Wer aber ist Gerard Lopez? Das ist schwer zu sagen. Jeder, der ihn kennt, beschreibt ihn als sehr umgänglich und äußerst intelligent, vor allem aber als scheu und diskret, nicht gerne im Blickpunkt des öffentlichen und Medien-Interesses stehend.

Die Interview-Anfragen des Tageblatt betreffend die Formel 1 wies Lopez stets höflich ab; über die Fola sei er gerne bereit zu reden, für die F1 gelte der offizielle Weg über Presse-Mitteilungen seitens des Teams bzw. Genii Capital. Auch dort blieb eine schriftliche Anfrage des Tageblatt allerdings unbeantwortet, und Presse-Mitteilungen gab es seit dem 16. Dezember 2009 – als die Übernahme bekannt gemacht wurde – keine mehr.

Dass Lopez – und niemand anders – der Präsident von Renault F1 ist, musste man einem Nebensatz der Pressemitteilung von letzter Woche entnehmen, als das Team den Deal mit Lada bekannt gab (siehe „T“ vom 5. März).

Damit schließt sich quasi ein Kreis: Von seinem ersten Taschengeld habe er sich einen Miniatur-Lotus-F1 gekauft, wurde Lopez bereits mehrfach zitiert.

Geboren wurde Gerardo Lopez Fojaca, so sein voller Name, am 27. Dezember 1971 in Luxemburg-Stadt, ausgestattet ist er aber weiterhin mit einem spanischen Pass. Aufgewachsen mit seinen jüngeren Zwillingsschwestern ist er in Esch, zuerst in der Alzette-Straße (auf Nr. 104, wo sich im Erdgeschoss die Metzgerei Werdel befindet), später im Escher Neudorf, wo seine Eltern auch heute noch wohnen.

„Escher Jong“

Zur Schule ging Lopez ebenfalls in Esch: „Brillschoul“, „Jongelycée“ und „Lycée technique Esch“ heißen die Stationen. Im LTE machte er seinen Abschluss in der „division administrative“. Nebenbei kickte Gerard Lopez in der Escher Fola, warf aber auch beim AS BBC Lallange (heute Basket Esch) den Ball in den Korb.

Heute lebt Lopez mit seiner rumänischen Ehefrau Cristina nach wie vor in Esch – wenn der Globetrotter nicht gerade irgendwo sonst auf der Welt geschäftlich unterwegs ist (und das ist er fast ständig) –, der Stadt, der sein Herz gehört. 2005 nahm er wieder eine Lizenz bei der Fola (3. Mannschaft), ehe er im März 2007 die Präsidentschaft der „Doyenne“ des Luxemburger Fußballs übernahm.

Der Grundstein zu dem, was Gerard Lopez heute ist, wurde aber in den USA gelegt. Den „déclic“ hatte er, wie er selbst sagt, mit 17. Er hatte sein Interesse an der Informatik entdeckt und für einen Freund seines Vaters ein Programm entwickelt, das auch einige Male verkauft wurde. Zum selben Zeitpunkt gewann er bei einem Wettbewerb der US-Botschaft in Luxemburg eine Studienreise in die USA.

So lernte er die Miami University in Oxford/Ohio kennen, wo Lopez seine Zelte fürs Studium aufschlug. Dieses schloss er ab mit einem „bachelor degree in management information systems and operational management“. Da er sich auch für den technischen Aspekt interessierte, machte er ebenfalls eine Lizenz in Informatik. Heute noch ist Lopez Mitglied des Beirats der Business School der Uni.

Seine berufliche Karriere startete der 38-Jährige, als er das Uni-Diplom noch nicht mal in der Tasche hatte. 1994 gründete Lopez Icon Solutions; ein Unternehmen, das Dienstleistungen im Bereich Internet anbot.
Zurück in Luxemburg, aus familiären Gründen, befand sich Gerard Lopez etwas in der Schwebe. Icon Solutions war von Europa aus nicht mehr zu managen, das Business-Modell allerdings auch nicht auf Europa übertragbar. Vor allem eines stellte Lopez in dieser Zeit laut eigener Aussage fest: in Luxemburg, resp. Europa, fehlte es am nötigen Risiko-Kapital.

Der junge Mann mit dem Unternehmergeist kam dann zur Beraterfirma Arthur Andersen. Dort machte er eine entscheidende Begegnung: Mark Tluszcz, später Mitbegründer von Mangrove Capital Partners; der Risikokapital-Gesellschaft, in der Lopez Erfolg als Unternehmer begründet liegt.

Obwohl er bereits einen Direktoren-Posten bekleidete, verließ Lopez Arthur Andersen. Er half SelecTV auf die Sprünge, ehe die Zeit reif war für das Risikokapital. Davon konnte der Escher auch Tluszcz überzeugen, obwohl dieser bereits „associé“ war.

Mangrove Capital Partners wird offiziell seit März 2000 im Luxemburger Handelsregister geführt. Quasi seit der Gründung (2003) wurde in Skype investiert, die Success Story des Risikokapital-Fonds (siehe auch Tageblatt).

Eine weitere ist SecureWave. Als die an einem toten Punkt angekommen war, nahm Gerard Lopez die Firma als CEO während zwei Jahren selbst in die Hand. 2007 wurde sie dann vom Branchenriesen PatchLink übernommen.

Das Ganze heißt heute Lumension und ist Marktführer im Bereich IT-Sicherheit. Im Vorstand sitzt u.a. Gerard Lopez …