SommerzeitFluch und Segen: Zeit ist, was wir draus machen 

Sommerzeit / Fluch und Segen: Zeit ist, was wir draus machen 
Der Zeitsprung bedeutet immerhin eine Konstante in Corona-Zeiten Foto: Pixabay

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In der Nacht von Samstag auf Sonntag kommt die Sommerzeit. Sie wird begrüßt oder verteufelt, von den meisten aber wohl unaufgeregt zur Kenntnis genommen. Fakt ist, dass es eh wieder mal passiert: Um zwei Uhr ist es bereits drei. Luxemburg macht übrigens seit 1977 bei der Zeitumstellung mit. An ihrem Ursprung steht die Idee, Energie und Rohstoffe zu sparen. Wissenschaftlich überprüft wurde das nie.

Dafür oder dagegen? Oder ist Ihnen die Zeitumstellung egal? Wie auch immer. Es wird wieder passieren. Sie werden es nicht verhindern können. Kommende Nacht. Manuell oder wie von Geisterhand, sprich Funksignal, werden wir von heute auf morgen eine Stunde in die Zukunft katapultiert. Wenn es zwei Uhr schlägt, heute Nacht, ist es im selben Augenblick bereits drei. Wie hat ein Spaßvogel auf Facebook geschrieben: „Dann werden wir am Sonntag nur 23 Stunden im Haus verbleiben müssen.“

Ende der Sommerzeit

Die Zeitumstellung ist nicht unumstritten. Ein Ende aber ist nicht wirklich absehbar. Daran ändert auch eine Abstimmung im Europäischen Parlament vor rund einem Jahr nichts. Mehrheitlich haben die Abgeordneten sich im März 2019 dafür ausgesprochen, dass ab 2021 die Uhren im Frühling oder Herbst nicht mehr um eine Stunde vor- oder zurückgedreht werden. Der Vorschlag dazu kam damals von der Europäischen Kommission.

Die hat sich ihrerseits auf eine EU-weite Bürgerkonsultation berufen, bei der rund 80% der Antworten gegen das Umstellen der Uhren waren. Klingt nach viel, ist es aber nicht unbedingt. Es handelt sich nämlich „nur“ um 80% von 4,6 Millionen. Abgesehen davon, dass die Bevölkerung der EU bei weit über 500 Millionen liegt, kamen die meisten Antworten aus Deutschland. In anderen Ländern fand die Frage wenig Beachtung.

Trotzdem hat der damalige Kommissionspräsident Juncker 2019 das nahe Ende der Zeitumstellung verkündet. Problem: Die EU-Staaten sollten einerseits individuell darüber entscheiden können, ob sie künftig dauerhaft Sommer- oder Winterzeit haben wollten. Andererseits sollten sie ihre Entscheidungen aber auch so abstimmen, dass der Binnenmarkt reibungslos funktionieren kann. Resultat: Es bleibt, vorerst bei Sommer- und Winterzeit. Denn wirklich entscheiden mag sich scheinbar niemand.

Die Auswirkungen der fehlenden Stunde werden erst am Sonntagmorgen sichtbar. Wer seinem Biorhythmus folgend aufwacht und sich ans Fenster begibt, wird keinen Unterschied feststellen, außer dass seine Uhr eine Stunde mehr anzeigt. Wer allerdings jetzt wie gewohnt früh am Morgen aufstehen möchte, dem wird die Welt draußen am Sonntag leicht dunkler vorkommen.

Aber keine Angst: Die etwas spätere Morgenröte, die ungewohnte Helligkeit am Abend und die vielleicht leicht veränderten Verhaltensweisen bei Kleinkindern oder Haustieren – all das wird sich in den nächsten Tagen einpendeln, wenn die Tage insgesamt länger und die Nächte kürzer werden. Wer stärker darunter leidet, dem bleibt heute und bis auf Weiteres nichts anderes übrig, als das Ganze wie eine Art kleinen Jetlag zu ertragen.

Fixpunkt in Krisenzeiten

Wie auch immer. Besonders in Krisenzeiten, so könnte man positiv anmerken, tut es gut, eine Konstante zu haben. Die Zeitumstellung sozusagen als Fels in der Brandung eines aufgepeitschten Meeres. Ein Fixpunkt. Ein augenscheinliches und unmissverständliches Zeichen, dass die kältere Jahreszeit hinter uns liegt und die wärmere vor uns. Dass daran auch das hartnäckigste Virus dieser Welt nichts ändern kann, gehört zu jenen kleinen Erkenntnissen – und Genugtuungen, die man wohl nur in Ausnahmesituationen zu schätzen weiß.

Doch statt die Stunde geschenkten Tageslichts zum Beispiel auf der romantischen Terrasse des Lieblingsitalieners zu genießen, wird man, keine Ahnung wie lange, die Zeit zu Hause verbringen müssen. Eigentlich ein Unding.

Vom Ursprung der Umstellung

EU-weit gibt es die einheitliche Zeitumstellung erst seit 1996. Doch sie reicht weiter zurück in die Vergangenheit.
Aufgrund der Ölkrise von 1973 wurde nach einer Möglichkeit gesucht Energie zu sparen. Die Verschiebung der Tageszeit um eine Stunde schien eine gute Idee, um die Helligkeit am Abend besser nutzen zu können. Frankreich, zum Beispiel, führte die Sommerzeit 1976 ein, Luxemburg 1977, Deutschland und Österreich folgten 1980, 1981 dann sogar die Schweiz.

Der Wunsch, Energie und Rohstoffe zu sparen, stand auch an der Wiege, als das Deutsche Reich im Weltkrieg 1916 eine spezielle Sommerzeit einführte. Weitere Länder folgten.
Bereits damals gab es Zweifel, ob diese Maßnahme wirklich zu einer Energieeinsparung führen könnte. Heute scheint es klar, dass dem nicht wirklich so ist.

Wohl dem, der jetzt einen Garten oder mindestens einen größeren Balkon hat. Zum Glück gibt es noch genügend Möglichkeiten, damit Menschen, die in bescheideneren Wohnungen leben, sich draußen die Füße vertreten können. Selbstverständlich auf Distanz zu anderen Spaziergängern, nicht in Gruppen, und gemeinsam nur mit jenen Menschen und Tieren, mit denen man sowieso zusammenlebt.

Eselsbrücken

Nicht jeder schafft es, auf Anhieb die Zeitumstellung richtig einzuordnen. Plus eine Stunde oder … äh doch nicht? Zum Glück gibt es Eselsbrücken. Zum Beispiel: Im Sommer rücken wir die Gartenmöbel raus, also VOR die Tür. Im Winter nehmen wir sie wieder ins Haus ZURÜCK. Im Sommer also die Uhr eine Stunde vorrücken und im Winter wieder eine Stunde zurück.

Dann gibt es noch den 232 Merksatz. Im März von 2 auf 3 nach vorne und dann im Oktober wieder von 3 auf 2 zurück. Einen dritten noch: Im Sommer ist es wärmer, also plus und im Winter kälter, folglich minus.

Mal sehen, wie die Welt am kommenden 25. Oktober aussehen wird. Dann haben wir wieder Winterzeit oder Normalzeit. Bis dahin darf man sich gepflegt über den praktischen Nutzen der Zeitumstellung austauschen, auch darüber, ob das bescheidene Hin und Her gut oder schlecht für die Volksgesundheit ist.

Ob aber nun eine Stunde mehr oder weniger über das Wohlbefinden der Menschen entscheidet, wird sich wohl nie zur Zufriedenheit aller beantworten lassen. Eigentlich ist es auch egal. Denn letztendlich hängt es einfach nur davon ab, was wir aus unserer Zeit machen.

Momo

Es gibt viele lesenswerte Bücher zum Thema Zeit. Eines, das alle Generation gleichermaßen ansprechen dürfte, ist „Momo“ von Michael Ende. Es ist die Geschichte des kleinen Mädchens Momo, das sich einer üblen Bande von Zeitdieben erfolgreich in den Weg stellt. „Momo“ ist ein Buch über den Wert von Zeit, Freundschaft und Menschlichkeit.

Vegetarier
31. März 2020 - 0.31

Ech hunn d'Pensioun. Mir ass et wurscht wivill Auer et ass, sou laang ech weess wat fir en Datum ass, fir dass den Alzheimertester mech net kann uschäissen ass mir dat egal.

cmjulie.t
30. März 2020 - 17.49

Viirwat iwwerhaapt emmer Alles wêllen änneren Séit d'Welt besteet, hun d' Mênschen sech un déi "normal" Zäit gehaalen, do koumen mir "Genie'en" a wêllen hei an do änneren et wär, a mengen Aae besser, et géif mol no de richtege Problemer gekuckt gin, awer nee, êmmer gêt geännert, iirgendwou ass do nach eng Ös op, déi bis elo nach kee fond hat wupps, dat muss geännert gin Fiir waat nêt déi "aal" oder "normal" Zäit rem aféieren, dat wär den Déieren, de Kanner an och den Erwuessenen vu Viirdeel. Et muss net nach Owes um 22 Auer hell dobausse sin fiir am Summer ze grillen, dat ass ee schwacht Argument a wat een Zäitobwand fiir Alles mussen 2Mol am Joer vun der Base un an ze stellen fiir dat et fonktionnéiert, huet scho mol EEN sech de Kapp zerbrach wat dat Alles weltwäit kascht, vun Zäit a vu Geld.

DanV
29. März 2020 - 14.35

"Europa ist groß: So würde etwa im Nordwesten von Spanien die Sonne im Winter erst nach 10 Uhr aufgehen." Ja klar. Spanien hat sich ja auch für die falsche Zeitzone entschieden, um sich den Ländern in der CET-Zone anzupassen. In Spanien sollte im Winter GMT (+0) herrschen und nicht CET (GMT +1), denn das Land liegt auf auf den gleichen Längengraden wie Grossbritannien. Das gleiche Problem hat übrigens der Osten von Deutschland sowie Italien und Österreich. Dort sollte im Winter GMT +2 sein und nicht GMT +1. Wir werden diesem Dilemma nur entkommen, wenn wir akzeptieren, dass Europa in verschiedenen Zeitzonen liegt und es dementsprechend einteilen. CET ist nicht die europäische Union. CET ist nur eine Zeitzone.

Nomie
29. März 2020 - 11.00

@ Tun : Mat Zeitemstellung oder ohni gett den Zeitennerscheed an der EU (vun Ost bis West) net mei' gro'uss an och net mei' kleng. Daat leit un der Zeit dei eis Eerd an engem Johr em d'Sonn drei'nt !

Jacques Zeyen
29. März 2020 - 10.06

Warum ist normal nicht mehr gut genug,zumal wenn das Anomale nichts bringt? Da wird es wohl Leute im EU-Thinktank geben die nicht eingestehen wollen,dass das Ganze Unfug war.

Kruz
29. März 2020 - 9.46

Weil wir sowieso nicht alle in einer und derselben Zeitzone sind, würde es Sinn machen, wenn die einzelnen Staaten selbst entscheiden (und es gibt keinen EU-Vertrag, der dies verhindert), zu welche Zone sie gehören. Ich persönlich war immer klar dafür, dass wir hier zu Lande das ganze Jahr „Sommer“zeit haben. Das wäre ein Win-Win sowohl im Sommer als auch im Winter.

stark
28. März 2020 - 20.27

@Frank Goebel "Wir stehen als Berichterstatter hier vollkommen neutral. Wir wollten nur einen Hinweis geben, welche konkreten Auswirkungen eine dauerhafte “Normalzeit” hätte." Ich glaube der Tun wollte damit sagen, dass es keine "Normalzeit" gibt, die für die ganze EU gilt oder gelten würde.

Frank Goebel
28. März 2020 - 18.54

Wir stehen als Berichterstatter hier vollkommen neutral. Wir wollten nur einen Hinweis geben, welche konkreten Auswirkungen eine dauerhafte "Normalzeit" hätte. - Ihre Redaktion

Tun
28. März 2020 - 18.16

@Redaktion "Europa ist groß: So würde etwa im Nordwesten von Spanien die Sonne im Winter erst nach 10 Uhr aufgehen." Andere Länder in der EU haben auch eine andere Zeit. Wie z.B. Bulgarien Estland Finnland Griechenland Lettland Litauen Rumänien

trotinette josy
28. März 2020 - 17.52

@Frank Goebel. Danke für die Erklärung. Wenn europaweit, dann bei der "Winterzeit" bleiben. Aber dann werden wir wohl das gleiche Problem im Norden haben.

brauer
28. März 2020 - 16.57

@Jacques Zeyen / "Wer abends am Tresen kleben will..." Ich würde ja gerne aber ich darf nicht, das darf nur der Wirt allein.

Frank Goebel
28. März 2020 - 16.18

Europa ist groß: So würde etwa im Nordwesten von Spanien die Sonne im Winter erst nach 10 Uhr aufgehen. - Ihre Redaktion

trotinette josy
28. März 2020 - 13.57

Weshalb die " Sommerzeit " nicht das ganze Jahr beibehalten?

Jacques Zeyen
28. März 2020 - 9.15

Unfug der nichts gebracht hat ausser Spesen.Den Hühnern ist es Wurscht und die Sonne hat seit der Zeitmessung immer um 12.00 am Zenit gestanden.Wer abends am Tresen kleben will kann das auch wenns schon dunkel ist.Kein Argument für diese Prozedur.Wenn dieser Schmarrn irgend etwas gebracht hätte stünde die Abschaffung ja jetzt nicht zur Diskussion.