PremiereFlorian Frippiat, der „tolle Typ“, holte die erste Luxemburger Goldmedaille

Premiere / Florian Frippiat, der „tolle Typ“, holte die erste Luxemburger Goldmedaille
Florian Frippiat Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Es war wohl eine glückliche Fügung: Als die Nationalhymne zum ersten Mal bei den Spielen der kleinen Staaten 2023 auf Malta ertönte, stand vor dem Podest ein spezieller Gast. Großherzog Henri hatte nicht nur das schnelle Rennen von Florian Frippiat gesehen, sondern ein paar Minuten später auch selbst das erste COSL-Gold um den Hals des Architekten gehangen. 

„Vielleicht ist das für ihn ein Karrierehöhepunkt, er ist überglücklich“, waren die ersten Worte des technischen Direktors des Luxemburger Schwimmverbands (FLNS), Christophe Audot. Das war jedenfalls nicht zu viel versprochen. Mit einem breiten Grinsen war Florian Frippiat beim Finale der 200 m Schmetterling aus dem Außenbecken in Gzira gestiegen. Immerhin hatte er gerade seine eigene Bestleistung um 30 Hundertstel verbessert (auf 2:05.31). Doch es nicht die Zeit, die auf der Anzeigetafel stand, sondern vielmehr der Trouble der JPEE, der bleibenden Eindruck beim vielseitigen Schwimmer hinterlassen hatte: „Gleich das erste Rennen zu gewinnen, gibt mir sehr viel Power für den Rest.“

Das war (zwischenzeitlich) nicht zu viel versprochen. Auf seinen beiden Paradestrecken, den 200 m Schmetterling und 200 m Lagen, holte der 24-Jährige gleich am ersten Tag nämlich Medaillen, denn es kam noch Bronze dazu. „Ich wollte eigentlich so tun, als wäre es ein ganz normales Rennen. Allerdings habe ich bis eine halbe Stunde vor dem ersten Rennen noch Nachrichten bekommen. Ich habe den Leuten geantwortet, dass ich schon etwas Kribbeln im Bauch wegen der Nervosität verspüren würde. Im Normalfall bereitet mir das keine Probleme, aber hier war das schon ein wenig anders.“

Christophe Audot, gleichzeitig auch Nationaltrainer, war von Frippiats Auftritt begeistert. Denn von der Anspannung war im Wasser nichts mehr zu sehen. „Einfach nur ‚wow‘. Er hat sein Rennen wirklich gut eingeteilt und war derjenige, der am wenigsten gestresst wirkte. Wir wussten, dass eine Medaille drin wäre, allerdings gab es vier Kandidaten, die sich ungefähr auf dem gleichen Level befanden. So würde der Schwimmer, der am ruhigsten bleiben würde und die wenigsten Fehler begeht, das Rennen machen. Das hat den Unterschied gemacht. Es ging schnell weg, die zweite Hälfte war hart. Trotzdem ist er nicht nervös geworden, es gab keine störenden Bewegungen.“

Ob es nun sein Differdinger Vereinstrainer Cyril Menzin oder die Kollegen aus dem Büro waren, die sich beim Schwimmer gemeldet haben, ist nicht bekannt. Fest steht allerdings, dass der Zeichner eines kleinen Architektenbüros bewusst einen Job gewählt hat, der rein gar nichts mit kühlem Nass zu tun hat. „Ich bereite die Pläne der Gebäudestrukturen für die Arbeiter auf den Baustellen vor. Als ich meine berufliche Karriere ausgewählt habe, ging es bewusst darum, etwas zu machen, das rein gar nichts mit Schwimmbad und Sport zu tun hat.“

„Ein toller Typ“

Die Detailversessenheit, die er tagtäglich bei den Zeichnungen haben muss, liegt dagegen im Blut und kann auch nicht abgeschüttelt werden. „Ich wusste schon ein wenig, wie stark die Konkurrenz einzuschätzen wäre. Ich bin jemand, der viel Zeit damit verbringt, mir Ergebnislisten und Bestzeiten anzuschauen und auf dem Laufenden zu bleiben. Ich mag das sehr, das Schwimmen ist mein Leben. Aber im Endeffekt weiß man nie, was im Rennen alles passieren kann … Indirekt darf man aber trotzdem sagen, dass diese Woche gelungen ist.“ 

Und das durfte er gleich am Auftakttag seiner allerersten JPEE sagen. Dass er noch kein großes Turnier für den Verband hinter sich hat, lag nicht am Potenzial, sondern an der Startberechtigung, die er erst vor etwas mehr als einem Jahr erhalten hat. Aufgewachsen ist der 24-Jährige nämlich drei Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt, in Athus. „Meine Großmutter war Luxemburgerin, aber meine Mutter hatte sich damals entschieden, die belgische Nationalität anzunehmen. Als ich dann selbst berufstätig wurde, habe ich mir schon gedacht, dass es ein Plus für mich sein würde, Luxemburger zu werden. Gleichzeitig sollte es dann auch im Sport von Vorteil sein.“

Es war dann auch kein Geringerer als der Großherzog, der ihm die Goldmedaille um den Hals hing. Eine Ehre, die Frippiat nur schwer in Worte fassen konnte. Das gelang Audot besser. „Ich bin glücklich für ihn. Schwimmen ist sein Hobby, er arbeitet 40 Stunden als Architekt. Das ist auch ein Aspekt unseres Sports, dass nicht jeder immer unter den besten Bedingungen startet. So etwas zu leisten, ist sehr stark. Er ist wirklich ein toller Typ.“ (chd)

Max Mannes schlug im Finale der 200 m Rücken nach 2:06.31 Minuten an
Max Mannes schlug im Finale der 200 m Rücken nach 2:06.31 Minuten an Foto: Editpress/Mélanie Maps

Dreimal Gold

Eine knappe Viertelstunde und etwa ein Kilometer Luftlinie trennten die Medaillenübergaben von Florian Frippiat und Sprinterin Patrizia Van der Weken. Die schnellste Dame der FLA ist derzeit nicht aufzuhalten. Sie holte das zweite Gold bei ihrer Paradestrecke, den 100 m. Kurz darauf jubelten die Schwimmer ein weiteres Mal, auf den 200 m Rücken führte kein Weg an Max Mannes vorbei. Besonders hervorzuheben bleibt allerdings auch die Bronzemedaille von Sandra Denis. Mit ihren 50 Jahren kassierte die Squash-Spielerin auf der Insel nur eine einzige Niederlage im Einzel-Wettbewerb. 

liah1elin2
31. Mai 2023 - 8.10

Herzliche Gratulation an all die tollen Sportlerinnen und Sportler, Ihr seid ein Ansporn für viele Jugendliche im Land???