JudoFLAM-Präsident Serge Schaul sieht nach anderthalb Jahren Pandemie „wieder Trend nach oben“

Judo / FLAM-Präsident Serge Schaul sieht nach anderthalb Jahren Pandemie „wieder Trend nach oben“
Noah Trapp (r./Cercle Esch) hatte am Samstag in seiner Gewichtsklasse -60 kg der U21 keinen Konkurrenten und wurde kampflos Landesmeister. Bruder Lucas setzte sich derweil beim jüngeren Jahrgang in allen Kämpfen durch. Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Am Wochenende wurden in der Coque die Landesmeistertitel in sämtlichen Alterskategorien vergeben. Der Andrang hielt sich dabei in Grenzen. Nach anderthalb Jahren Pandemie kämpft der Verband derzeit mit den ersten Konsequenzen. Judo-Präsident Serge Schaul blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft.

Tageblatt: Lockdown gefolgt von Trainingsverbot oder strengen Regeln: Das letzte Jahr war kein leichtes für die nationale Sportwelt. Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf den Luxemburger Judo?

Serge Schaul: Es gibt tatsächlich eine Reihe von Mitgliedern, die wir nicht wiedergesehen haben. Die Menschen haben zwischenzeitlich gemerkt, dass sie diesen Sport nicht unbedingt in ihrem Leben brauchen. Aber wir haben in den vergangenen Monaten auch neue Judokas dazugewonnen. Aber gelitten hat der Judo trotzdem. Sportlich gesehen haben einige ihr früheres Niveau verloren, da sie nicht gewohnt weitertrainieren durften. Bei den Landesmeisterschaften mussten sich viele Schüler kurzfristig abmelden, da die Zahl der Quarantänen in den vergangenen Tagen rasch gestiegen ist. Auch bei den Senioren war die Teilnehmerzahl nicht berauschend. 

Wie haben sich diese Mitgliederzahlen denn entwickelt?

Aktuell gibt es in Luxemburg 1.028 Judo-Lizenzen. Ganz definitiv sind diese Zahlen noch nicht, da wir das Jahr ja noch nicht abgeschlossen haben. Es könnte also noch ein paar Anmeldungen geben. Aber diese Zahl ist deutlich besser als 2020 (973). Vor der Pandemie lagen wir 2019 bei 1.104. Es ist also trotzdem wieder ein Trend nach oben zu sehen, was uns natürlich freut. Es sind vor allem viele junge Sportler dazugestoßen.

Wie erklären Sie sich das?

Besonders in den noch relativ neuen Vereinen sind die Mitgliederzahlen gestiegen. Wir machen ja auch viel Propaganda. Unsere „Semaine des arts martiaux“, bei der wir eine Woche lang in der Belle Etoile präsent waren, hat viel bewirkt. 

Sie haben das Niveau angesprochen, das gelitten hat. Inwiefern hat man das beim Championat sehen können?

Es waren vor allem sehr viele junge Athleten dabei. Bei den Kindern gab es teils noch unerfahrene Judokas, die erst seit wenigen Monaten dabei sind. Sieht man mal von diesen Kämpfen ab, waren trotzdem ein paar sehr interessante Kämpfe dabei. Einerseits waren das Leute, die schon über einen längeren Zeitraum dabei waren. Wer rund ein Jahr pausieren musste, hat ja nicht alles vergessen. Auf der anderen Seite mussten einige, die erst kurz vor der Pandemie ihre ersten Schritte im Judo gemacht haben, nochmal komplett bei null beginnen. Bei der U13 oder U15 waren dennoch auch sehr interessante Leistungen dabei.  

Warum hat sich der Verband entschieden, bei den Senioren diesmal keine Einteilung in „Elite“ und „Honneur“-Meisterschaften durchzuführen?

Wir hatten ganz einfach Sorge, dass wir in beiden Fällen nicht genügend Kämpfer hätten. Nichtsdestotrotz gab es auch Absagen, da es die Trennung nicht mehr gibt. Das sind dann Judokas, die keinen Sinn darin sehen, gegen jemanden aus dem Nationalkader anzutreten. Ob wir jetzt einen größeren Andrang hätten, wenn es getrennt wäre … Schwer zu sagen. Ich weiß nur, dass es derzeit sehr schwierig ist, überhaupt ein Sportevent auf die Beine zu stellen. Wir haben erst im September eine Junioren-Europameisterschaft organisiert und unsere „Bénévoles“ über eine Woche eingespannt. Da gab es auch Rückmeldungen, dass in diesem Jahr zwei weitere Tage für eine Meisterschaft reichen. Das sollte man berücksichtigen. Unser Anliegen als Verband war es, nach so langer Zeit überhaupt wieder ein Championat zu organisieren. 

Muss man sich demnach mit einem Übergangsjahr zufriedengeben?

Es ist ja eher ungewöhnlich, dass wir so spät im Jahr eine Meisterschaft stemmen. Das lag daran, dass wir damit auch ein Zeichen setzen wollten, etwas für die Sportler tun zu wollen. Wir sind damit auch das Risiko eingegangen, dass die Beteiligung eben nicht enorm sei. Die Kinder waren begeistert. Auch für die Trainer war dieser soziale Kontakt nach so langen Monaten wichtig. Einige haben sich monatelang nicht gesehen und sind sich hier mal wieder über den Weg gelaufen. Der Luxemburger Judo ist eine Familie. 

Wie sieht es momentan bei den Spitzenathleten aus?

Ich habe ein paar Wochen mit Claudio dos Santos gewechselt. In vier Wochen geht seine Grundausbildung bei der Armee zu Ende und dann kann er sich voll und ganz dem Sport widmen. Physisch ist er inzwischen top und seinen Judo wird er auch schnell wiederfinden. Er hatte jetzt drei Monate kein einziges Judo-Training und stand deshalb bei den Meisterschaften nicht auf der Matte. Ob er Luxemburger Meister ist oder nicht, ist nicht entscheidend … Er hat andere Ziele. Mit Kenza Cossu (Vize-Europameisterin bei den Cadets) oder Annetka Mosr sind noch zwei bekannte Talente dahinter. Die Arbeit des neuen Trainerteams trägt bereits ihre Früchte. In der Jugend gibt es noch ein paar vielversprechende Leute, auf die wir uns freuen können. 

FLAM-Präsident Serge Schaul
FLAM-Präsident Serge Schaul Archivbild: Editpress

Die Landesmeister

Herren:
-66 kg: Pit Hilgert (Düdelingen), -73 kg: Tom Schmit (Strassen), -81 kg: Samuel Cossu (Bonneweg), -90 kg: Eric Becker (Bonneweg), -100 kg: Erwan Eggermont (Cercle Esch), +100 kg: Constan Boscan (Bonneweg)
Damen:
-63 kg: Annetka Mosr (Befort), -78 kg: Emma Rouart (Bonneweg)

Mannschaften: 

U9: 1. Strassen, 2. Düdelingen, 3. Befort
U11: 1. Strassen, 2. Befort, 3. Differdingen
U13 Jungen: 1. JC Esch, 2. Düdelingen, 3. Befort/Strassen, Bonneweg
U13 Mädchen: 1. Düdelingen
U15 Jungen: 1. Bonneweg, 2. Düdelingen
U15 Mädchen: 1. Strassen/Befort, 2. Düdelingen
U18 Jungen: 1. Bonneweg, 2. Düdelingen/Differdingen
U18 Mädchen: 1. JC Luxemburg
U21/Senioren: 1. Bonneweg, 2. Strassen/Düdelingen
U21/Seniorinnen: 1. Bonneweg, 2. Düdelingen/Differdingen

Medaillenspiegel: 1. Bonneweg (20 Gold, 5 Silber, 3 Bronze), 2. Befort (15, 9, 6), 3. Strassen (10, 8, 7)