Lokale OrtsbesucheFerien in Fischbach, dort, wo das erbgroßherzogliche Paar wohnt

Lokale Ortsbesuche / Ferien in Fischbach, dort, wo das erbgroßherzogliche Paar wohnt
1851 wurde die Kirche gebaut. Schloss Fischbach, rechts oben im Bild, ist viel älter. Heute wohnt dort das erbgroßherzogliche Paar mit Sohn „Charel“. Foto: Marco Goetz

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Natur und Wanderwege à gogo gibt es in Fischbach, der Heimatgemeinde des erbgroßherzoglichen Paares und seines erstgeborenen Sohnes Prinz Charles. Die Ausläufer des Müllerthals und die Fischweiher laden zu einem entspannten Aufenthalt ein. Vor allem die neugotische Kirche, die ihre Existenz einer reichen industriellen Vergangenheit verdankt, lohnt einen Abstecher. 

Üppige Natur – wohin man auch blickt. Wer über Angelsberg und Schoos nach Fischbach kommt, versteht auf Anhieb, warum die Gemeinde zu den waldreichsten des Landes zählt. Zwischen den Bäumen sind hohe Sandsteinfelsen zu erkennen. Es sind die Ausläufer des Müllerthals.

Die idyllische Landschaft ist auf vielen Wanderwegen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Streckenlängen zu entdecken. Beste Voraussetzung also, um als Etappe einer „Vakanz doheem“ berücksichtigt zu werden. Neben den lokalen Wanderwegen F1 bis F5 gibt es die „Auto-pédestres“ 1 und 2. Sie zählen mit 8,5 km zu den längeren. Start und Ziel sind auf dem Parkplatz bei der Kirche in Fischbach.

Bevor man loslegt, sollte man sich die Kirche genauer ansehen. Sie stammt aus dem Jahr 1851. Der neugotische Bau, der an der Stelle einer kleinen Kapelle errichtet wurde, thront auf einer Anhöhe über dem Dorf. Irgendjemand hat sie in einer Reisebeschreibung mal als Kathedrale bezeichnet. Die glanzvolle Außen- wie Innenausstattung ist auf die reiche Vergangenheit der Ortschaft zurückzuführen.

Reiches Dorf

Die Wasser- und Holzvorkommen der Gemeinde erlaubten nämlich den Betrieb einer Schmelz in Fischbach. Die Öfen wurden mit Rasenerz aus dem Raum Mersch betrieben. In der Blütezeit zwischen 1768 und 1857 sorgte die Schmelz für Arbeitsplätze, Wohlstand und eine Einwohnerzahl, die mit fast 1.100 Menschen annähernd so groß war wie heute.

Spärliche Reste dieser glorreichen Zeit sind am Ende des Rundwanderweges 2 noch zu erkennen. Es handelt sich dabei um Weiher und Stützmauern der „Al Schmelz“. Sie wird deshalb so genannt, weil die Hochöfen 1836 an den Fluss Ernz verlegt wurden, wo der Produktion in den neuen Schmelzanlagen mehr Wasser zur Verfügung stand. Als die Öfen erloschen, ging es mit der Bevölkerungszahl schnell wieder bergab. 

Heute ist Bürgermeister Fränk Daems wieder „Chef“ einer 1.200-köpfigen Gemeinde. Unzufrieden wirkt er nicht, besonders dann nicht, wenn er aus dem großen Fenster des Sitzungssaals der Gemeinde in die üppig blühende Natur schaut: „Das alles gilt es zu erhalten, es ist unser Kapital.“

Wie wichtig Natur- und Gewässerschutz sind, zeigt sich anhand des interkommunalen Wassernetzes, an dem die Gemeinden Fischbach, Nommern und Fels seit November 2019 gemeinsam arbeiten. Gespeist wird es aus den eigenen Quellen, über welche die drei Gemeinden verfügen und die sie unabhängig von einer externen Zufuhr machen. Damit das so bleibt, müssen Natur und Gewässer geschützt werden. 2022 soll das Netz fertig sein, um lokale Engpässe, beispielsweise bei Dürre, auszugleichen und die Wasserversorgung überall solidarisch zu garantieren. Das Projekt sei übrigens ein gutes Beispiel, wie auch ohne Fusion (gescheitertes Referendum 2014) interkommunale Zusammenarbeit gut funktionieren kann, so Fränk Daems.

Ein Prinz als Bürger

Im Mai bekam die Gemeinde Nachwuchs: nämlich den kleinen Prinzen „Charel“, Charles, der im Mai erstgeborene Sohn von Erbgroßherzog Guillaume und seiner Frau Stéphanie. Erst seit vergangenem September 2019 bewohnt das Paar Schloss Fischbach. „Eigentlich war für den 20. Juni ein großes Fest geplant, eine sogenannte ‚Entrée joyeuse‘, um das erbgroßherzogliche Paar in der Gemeinde willkommen zu heißen“, so Fränk Daems. Wegen Corona musste es abgesagt werden, es soll aber so schnell wie möglich nachgeholt werden.

Das Schloss, das leider nicht zu besichtigen ist, hat seinen Ursprung im 17. Jahrhundert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es zerstört, aber kurz darauf wieder aufgebaut. 1803 wird es vom Stahlhüttenbetreiber Collart erworben. An der Kirchenfassade, rechts vom Eingang, befindet sich eine Gedenktafel an die Industriellenfamilie. 1890 wird das Schloss von Adolphe von Nassau gekauft – dem Ururgroßvater von Großherzog Henri.

Ein Wirtshaus gibt es in Fischbach heute keines mehr. Der einzige Platz, wo man etwas trinken kann, ist die Terrasse des „Chalet“ an den Fischweihern. Ursprünglich sollte an der Stelle ein Campingplatz entstehen, das Projekt erhielt aber keine Genehmigung. So sind 1970 zwei große Weiher entstanden, die mit Quellwasser gespeist werden und wo sich von Donnerstag bis Sonntag von 7 bis 18 Uhr die Angler tummeln. 

Auf der lauschigen Terrasse des „Chalets“ dürfen auch Nicht-Angler sich hinsetzen, Spaziergänger des „Auto-Pédestre“ 1, zum Beispiel, und entspannen, während Petris Jünger eine fette Forelle aus dem Wasser ziehen. Die Fische kann man übrigens auch vor Ort kaufen – als leckeres Souvenir aus Fischbach.

Gemeinde Fischbach

Die Gemeinde Fischbach („Fëschbech“) zählt 1.200 Einwohner und liegt im Kanton Mersch. Sie begreift die Dörfer Angelsberg, Schoos, Fischbach sowie die Weiler Koedingen, Schiltzberg, Weyer und Stuppicht. Das Rathaus befindet sich in Fischbach.

zillerthaal
2. Juni 2020 - 20.15

Nein danke, dann nicht.