Ukraine-KriegFällt bei Cherson auch das russisch besetzte Ostufer des Dnipro? 

Ukraine-Krieg / Fällt bei Cherson auch das russisch besetzte Ostufer des Dnipro? 
Die beschädigte Antoniwka-Brücke. Die Brücke, der Hauptübergang über den Fluss Dnipro in Cherson, wurde Anfang November 2022 von russischen Truppen zerstört, nachdem sie sich aus der südlichen Stadt zurückgezogen hatten. Foto: Bernat Armangue/AP/dpa

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Hoch oben an einem Strommast flattert eine ukrainische Flagge. Das am Sonntag veröffentlichte Foto stammt aus einem ungenannten Dort am Ostufer des Dnipro bei Cherson. Damit verdichten sich die Anzeichen für eine baldige Offensive der ukrainischen Armee im Osten der Stadt Cherson.

Die Regionalhauptstadt selbst war vor gut drei Wochen zurückerobert worden, nachdem sich die russischen Besatzer größtenteils kampflos ans Ostufer des Dnipro zurückgezogen hatten. Dabei wurden sämtliche Brücken über den größten Fluss der Ukraine rund um Cherson von den abziehenden Russen unpassierbar gemacht. Dies behindert nun den Vorstoß der nachrückenden Ukrainer. Doch der beginnende Winter und die damit gefrorenen Schwarzerdegebiete, Bewässerungskanäle und Sümpfe ermöglichen den vermehrten Einsatz von Panzern in dem flachen Landwirtschaftsgebiet zwischen Cherson und der bereits 2014 von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Militärexperten erwarten nach der ersten Rückeroberung einer Ortschaft am Ostufer des Dnipro nun einen baldigen Vorstoß der ukrainischen Armee Richtung Melitopol, Berdjansk und Mariupol. Die drei besetzten Städte sichern den Russen noch die Landverbindung auf die Halbinsel Krim. Das ganze Gebiet wurde in den ersten Tagen der russischen Invasion beinahe kampflos erobert.  

Dafür, dass auch die Russen mit einem baldigen Vorstoß der ukrainischen Armee rechnen, spricht auch die Evakuierung der russischen Zivilverwaltung aus der 25.000-Einwohner-Stadt Oleschky, rund zehn Kilometer südöstlich von Cherson. Nach Nowa Kachowka, Tawrijsk und Kachowka ist dies bereits die vierte russisch besetzte Stadt am Ostufer des Dnipro, die aufgegeben wird. Weiterin dort stationiert bleiben indes Einheiten der russischen Armee, die vom Ostufer aus die Stadt Cherson beschießen. Innerhalb von zwei Wochen wurden 169 russische Raketen abgeschossen. 19 ukrainische Zivilisten wurden bei solchen Angriffen auf Wohnblocks getötet, 39 wurden verletzt. 

Der russische Terror gegen gewöhnliche Zivilisten führt nun in Kiew dazu, dass die Toleranz auch gegenüber traditionellen Verbindungen zu Russland weiter sinkt. Das nächste Opfer dürfte die so genannte „Ukrainisch-Orthodoxe Kirche“ werden. Der früher kaum an Kirchenfragen interessierte Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj hat inzwischen die Regierung aufgefordert, innerhalb von zwei Monaten ein Verbot „religiöser Organisationen mit Verbindungen zu Russland“ auszuarbeiten und im Parlament zur Abstimmung zu bringen. 

Razzien in Klöstern

Erst im Mai hatte die „Ukrainisch-Orthodoxe Kirche“ den Zusatz „Moskauer Patriarchat“ aus dem Namen streichen lassen. Dieser Glaubensgemeinschaft, der auch das weltbekannte Kiewer Höhlenkloster angehört, fühlte sich vor der russischen Invasion in die Ukraine etwa jeder fünfte ukrainische Orthodoxe verbunden. Inzwischen hat sich die Zahl der Gläubigen mindestens halbiert; viele von ihnen sind inzwischen zu Gemeinden zu der von Moskau kirchenrechtlich völlig unabhängigen „Orthodoxe Kirche – Kiewer Patriarchat“ gewechselt. Insgesamt sind rund 60 Prozent der Ukrainer Mitglieder orthodoxer Kirchen.  

Eine Reihe von Razzien des Inlandgeheimdienstes SBU in Klöstern des Moskauer Patriachats, darunter auch im Kiewer Höhlenkloster, hat zwar nicht wie befürchtet Waffen, doch in den Klostermauern versteckte russische Bürger, teils ausgestattet mit gefälschten ukrainischen Passen, auffliegen lassen.  

Die vom Moskauer Patriarch, Putin-Freund und Kriegstreiber Kyrill I geführte „Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats“ hat eine lange Geschichte der Geheimdiensttätigkeit und besonderer russischen Staatstreue. Der Nationale Sicherheitsrat der Ukraine hat am Sonntag eine Liste von 10 pro-russischen Bischöfen und mit ihnen verbundenen Geschäftsleuten veröffentlicht, deren Vermögen ab sofort eingefroren sind. Darunter befindet sich auch Abt Pawlo des Kiewer Höhlenklosters. Dort sollen in der Uspenski-Kathedrale noch im November Gebete für „Mutter Russland“ gesungen worden sein.

Macron: Müssen Russland bei Friedensgesprächen Garantien geben

Der Westen muss nach Ansicht von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei Friedensverhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs auch auf Sicherheitsbedürfnisse Russlands eingehen. Europa müsse eine neue Sicherheitsarchitektur vorbereiten, sagte Macron in einem Interview des französischen Fernsehens. Er bezog sich dabei auch auf wiederholte Klagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die NATO-Erweiterungen. Das am Samstag ausgestrahlte Interview wurde von dem Sender TF1 nach dessen Angaben während Macrons US-Besuch in den vergangenen Tagen aufgezeichnet.
„Einer der wesentlichen Punkte, auf die wir eingehen müssen, wie Präsident Putin immer gesagt hat, ist die Furcht, dass die NATO an die Türen Russlands heranrückt, und die Stationierung von Waffen, die Russland bedrohen könnten“, sagte Macron. „Dieses Thema wird Teil der Themen für einen Frieden sein. Deswegen müssen wir ausarbeiten, wozu wir bereit sind, wie wir unsere Partner und Mitgliedstaaten schützen, und wie wir Russland Garantien geben, sobald es an den Verhandlungstisch zurückkehrt.“ (Reuters)

Bux /
6. Dezember 2022 - 9.49

@ Phil/ Moskau annektiert ukrainisches Land und das deutsche Wesen trägt die Verantwortung…. interessante These?

Phil
5. Dezember 2022 - 15.01

@Romain C. Genauso ist es. Nur hätte man den Status Quo schon viel früher ohne all die enstandenen Kolateralschäden haben können. Aber Nein, am deutschen Wesen soll ja die Welt genesen!

Romain C.
5. Dezember 2022 - 13.05

Wenn der Dnipro neuer Grenzfluss wird, wird der Krieg zu Ende gehen.Da das mit Selenskyj unmöglich ist, wird der Krieg noch lange weiter geführt werden....Der Westen täte gut daran sich nicht weiter einzumischen!...…