Extrawurst für Globuli: Regierung will homöopathische Mittel weiter erstatten

Extrawurst für Globuli: Regierung will homöopathische Mittel weiter erstatten

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Homöopathische Arzneimittel wirken nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Das erkennt auch die Luxemburger Regierung an. Dennoch soll die CNS auch weiterhin Kosten für Globuli und Co. erstatten. Die Zahler von Sozialversicherungsbeiträgen kostet das pro Jahr zwischen 50.000 und 60.000 Euro. Vom Ärzteverband AMMD wird Kritik laut.

Lesen Sie zum Thema auch unseren Leitartikel „Zwangsgeld für Eso-Quatsch“.

In Deutschland wird über das Thema derzeit heiß diskutiert, Frankreich hat Mitte Juli schon Tatsachen geschaffen: Von 2021 an werden homöopathische Arzneimittel dort nicht mehr von der Krankenkasse erstattet. Die Entscheidung der französischen Regierung basiert auf einer Einschätzung der obersten Gesundheitsbehörde des Landes. Die hatte 1.200 homöopathische Mittelchen und 1.000 wissenschaftliche Studien unter die Lupe genommen, um die Angelegenheit ein für alle Mal zu klären. Das Resultat: Globuli und Co. wirken nicht.

Die Regierung Luxemburgs hält dennoch an der Erstattung für homöopathische Arzneimittel durch die öffentliche Gesundheitskasse CNS fest: „Das Ministerium für Soziale Sicherheit sieht weder eine Änderung der Rechtsvorschriften noch eine Streichung der homöopathischen Mittel vor“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums am Montag gegenüber dem Tageblatt. 338.105 Euro erstattete die CNS zwischen 2013 und 2018 für homöopathische Arzneimittel. Insgesamt 31.000 Menschen profitierten davon.

Fehlende wissenschaftliche Basis

er Luxemburger Ärzteverband ist damit nicht glücklich. „Es wurde bewiesen, dass die Homöopathie nicht auf einer wissenschaftlichen Basis beruht“, sagt Guillaume Steichen von der“ Association des médecins et médecins-dentistes (AMMD). Er fordert, dass die Erstattung der Arzneimittel eingestellt wird. „Wir waren immer der Auffassung, dass diese auf einer wissenschaftlichen Basis stehen muss“, sagt Steichen.

Das ist in Luxemburg auch normalerweise der Fall. Mit einer Ausnahme: der Homöopathie. Der Sonderfall ist sogar im Sozialgesetzbuch geregelt – und juristisch bitter nötig. Denn eigentlich steht im „Code de la sécurité sociale“ klipp und klar: „Die Leistungen der Krankenkasse dürfen nicht über das Nützliche und Notwendige hinausgehen und müssen in der strengsten Wirtschaftlichkeit erfolgen, die mit der Wirksamkeit der Behandlung vereinbar ist, und sie müssen mit den aus der Wissenschaft und der medizinischen Ethik gewonnenen Daten übereinstimmen.“

Extragesetz für Globuli

Ein sinnvoll klingender Artikel, der mit der Homöopathie absolut unvereinbar ist. Deshalb wurde 2004 die entsprechende Zusatzklausel eingepflanzt. Diese nimmt gewisse homöopathische Mittelchen einfach vom Gesetz aus. Sprich: Alle Medikamente, die von der CNS erstattet werden, müssen Menschen heilen – außer Globuli. „Da das Kriterium des wissenschaftlichen Nachweises der Wirksamkeit fehlt, sieht das Gesetz diese spezifische Ausnahmeregelung vor“, heißt es aus dem Ministerium für Soziale Sicherheit.

Nicht alle homöopathischen Mittel werden von der CNS erstattet. Für Globuli mit tierischen Ursubstanzen – zum Beispiel Schlangengift, Froschschleim oder der Leber einer Moschusente – gibts kein Geld vom Staat. Solche mit pflanzlichen, mineralischen oder chemischen Ursubstanzen können aber eingereicht werden. Die Bedingungen: Die Mittel müssen im europäischen Arzneibuch stehen und dürfen nur einen homöopathischen Wirkstoff enthalten – und der muss streng nach der 200 Jahre alten und an Magie grenzenden Herstellungsmethode des Homöopathie-Erfinders Samuel Hahnemann gewonnen worden sein.

Positivliste umfasst nur Produktgruppen

Welche Globuli und Tinkturen genau über die Luxemburger Apothekentische gehen, ist selbst im Ministerium für Soziale Sicherheit nicht bekannt. „So genau wissen wir das nicht“, sagt die Sprecherin. „Es ist bei homöopathischen Mitteln im Allgemeinen üblich, dass man nicht draufschreibt, wofür sie gut sind.“

Tatsächlich stehen auf der Homöopathie-Positivliste des Gesundheitsministeriums und des Ministeriums für Soziale Sicherheit nur verschiedene Produktgruppen für Präparate der französischen Hersteller Boiron und Lehning – und die maximal erstattbaren Preise. Im Prinzip kann ein Arzt offenbar jedes Homöopathie-Produkt der beiden Unternehmen verschreiben, das die unscharfen Vorgaben aus dem Sozialgesetzbuch erfüllt. Dann übernimmt die Gesundheitskasse 80 Prozent der Kosten.

Es ist ja bewiesen, dass es einen Placebo-Effekt gibt“, sagt AMMD-Mann Steichen. „Den gibt es bei allen Medikamenten – und eben auch bei der Homöopathie.“ Eine gesetzliche Kasse sollte aber nur das erstatten, was eine Wirkung darüber hinaus zeigt. Die Causa Homöopathie sei nicht die größte Sorge der AMMD, was das Luxemburger Gesundheitssystem betreffe. „Aber wir sind ein kleines Land und sollten uns an den Studien der anderen orientieren“, sagt Steichen. Sein Verband wolle die Homöopathie nicht verbieten – „aber macht es Sinn, dass die CNS Sachen erstattet, von denen nicht erwiesen ist, dass sie wirken?“

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Jemp
25. Juli 2019 - 22.30

Wie war das mit Steve JOBS von Apple und alternativer Medizin??? Tödlich! Verfrüht.

Jemp
25. Juli 2019 - 22.28

Sin och vun enger "maladie rare " betraf. Dat éenzeg Medikament, dat fir dei Krankhéet zougeloos ass: Cortison! Get rembourseiert. Ass awer nemen als lescht Hellef ze gebrauchen. Aner Medikamenter, mat maner schlemmen Niewenwirkungen, stin net op der Lescht. Gin net rembourseiert. Och wann ze hellefen! Dei muss een dann selwer bezuelen. Ech hat sou en Medikament, wat gehollef huet. An et ass mir domat gangen wei aneren, ech hun alles selwer bezuelt.

malade rare grave
25. Juli 2019 - 13.57

M. Mme? "Nomi": wat en dommt gesabbels! maladies rares ginn iwwerhapt net vun "engem dr all woch" diagnostizéiert, ma vun dr dr prof an uniskliniken weltweit, nodéms dé kranken heinsdo en halleft liewen op eng complizéiert diagnos gewaard huet! aere commentaire ass eng frechheet fir all betraffenen, seng famill an seng vill gutt drs, e.a. chercheurs weltweit. wann een vun eppes keng ahung huet, hällt ee bessser de bak. informéiert iech mol bei der alan...

Nomi
25. Juli 2019 - 9.53

Ee Medikament ass keen Wonnermettel, mee ee Geft an klengen Dosen. Homeopatie ass ee Geft mat nach mei' klengen Doosen ! D'Pharmaindustrie fabrizei'ert keng Medikamenter fir iech ze heelen, an dono naischt mei' ze verkaafen. Dei' sinn jo och net bloed fir hiren Geschaeftsmodell ze zerstei'eren. Eng gesond an natierlech Ernaehrung, an dir braucht wei'neg bis guer keng Medikamenter mei' ! Vlaicht huet den Dokter iech gesoot dir haett eng rar Krankheet, well der lichtgleweg sidd an sollt all Woch sein Portemonnaie fellen ??

Chimiospatient
25. Juli 2019 - 9.21

Madame Nomi, dir waard wuel nach nie schwéier krank, zb. mat Kriibs... soss géif Dir net sou géint Schoulmedezin hetzen a vun gesond iessen faselen, mat liewensbedrohlesch Krankheeten do brauch een eng chimio, kee spinat, oder et ass een hops. à méditer

cns-kritiker
25. Juli 2019 - 8.21

An der france ginn se net remboursé, an dappland och neméi, vill aner länner och net, vu que datt di globuli weltweit contestéiert sinn, a vun der schoulmedezin net als efficace a sérieux klasséiert sinn, ma als scharlatanismus fir bio-freaken.... cns ennerstetzt dé kabes, a finanzéiert en vun onse cotisatiounen. ma si rembourséiert jo och 100% medikamenter fir femmerten an alkoholiker, mat selbstverschuldet krankhéten. an patienten mat maladie rare grave systémique déi wiirklesch schrecklech krank sinn, par hasard, di mussen hir vill deier medikamenter selwer bezuelen am contraire vun EU-recht! quo vadis letzebuerg?

Zahlen
24. Juli 2019 - 23.38

Natürlich. In Amerika bietet eine Versicherung diesen Schutz an und schon 6000 Leute haben eine Police unterzeichnet.

Jacques Zeyen
24. Juli 2019 - 18.35

Hat dir schon d'Tollwut oder,méi einfach,en richteg Gripp? Nee? Da verloosst iech dann emol op den Heilpraktikus matt séngen Globuli. An déi Statistiken iwwer Käschten an Notzen sin jo och Quatsch. Selbstverständlech ass en Medikament wat soll géint schwéier Krankheeten hëllefen an entwéckelt muss ginn deier. Eng D20 Verdënnung vun engem Arnikakonzentrat matt destilléiertem Waasser ginn ongeféier 500 Flacons,an dat kann een doheem an der Kichen selwer maachen.Trotzdem ass dee Flacon net ganz bëlleg,an notzt eben wéineg oder näischt.An datt een dovun kéng Niewewierkung ze färten huet ass och kloer.

patient à maladie rare
24. Juli 2019 - 18.05

CNS sell mol endlech richteg medezinesch getest medikamenter rembourséieren, wéi zb fir maladies rares. wat de bauer net kennt fresst en net. CNS scheckt den armen schwéierkranken hir factures aptikt eiskal zreck mat " maladie / médicament pas sur la liste" an de kranken bezillt sech domm an dämlech selwer. trotz maladie rare reconnue weltweit vun UNO, EU... am ausland ginn se ouni problém bezuelt, la liste cns.lu ass anscheinend vu virum krich... en hohn! awer zockerpellecher ouni effet prouvé, di gi bezuelt, (pas remboursé F. ,D.,B...) dat ass di schwéier krank mat liewenserweidernd echt medikamenter verascht!

Jemp
24. Juli 2019 - 16.52

Wird man auch entschädigt, wenn man von Außerirdischen entführt worden ist?

Nomi
24. Juli 2019 - 15.55

Mengt die dann am Allereecht datt di Geftmescher aus der Pharmaindustrie iech wellen heelen ? Et geht nemmen em de Goss an wann se gei'fen heelen, geifen se hiren Geschaeftsmodell futti machen an kennten Naischt mei' verdengen ! Also kann di "Scho'ulmedezin" de Mensch nemmen nach mei' krank machen fir nach mei' Goss ze schaeffelen ! Daat beschten Medikament ass eng natierlech an gesond Ernaehrung !

J.C.KEMP
24. Juli 2019 - 8.52

Noch gefährlicher ist, wenn diese Zuckerpillen so lange eingesetzt werden bei heilbaren Krankheiten bis auch die schulmedizin nicht mehr helfen kann. Auch wenn wirksame Behandlungen abgebrochen werden und durch Quacksalberei bis zum Exitus ersetzt werden. Noch schlimmer ist, wenn Eltern das Kindern antun.

Jacques Zeyen
23. Juli 2019 - 17.21

Sie bezahlt ja auch weiter die Seelsorger und Prediger ( Katecheten/innen ) damit sie Leute trösten mit ihrem Jenseitsgelaber. Der Placebo-effekt ist Tatsache. Darum gibt's auch keine schwarzen Pillen. Wenn Scharlatanerei allerdings zu Lasten einer Allgemeinkasse geht,sollte man doch das Geld nicht zum Fenster hinauswerfen das ist der Schulmedizin dringend gebraucht wird. Gefährlich werden Homöopathie und Ersatzmedizin allerdings wenn die Adepten dieses Fachs mit geschüttelten D100-Verdünnungen den Moment verpasst haben,wo die Schulmedizin dann auch nicht mehr helfen kann.