Tod durch ZyankaliEx-Polizist wird des Giftmordes an eigener Schwester  verdächtigt

Tod durch Zyankali / Ex-Polizist wird des Giftmordes an eigener Schwester  verdächtigt
Beim Verfahren gegen den Ex-Polizisten, der zwei Menschen mit Zyankali vergiftet haben soll, hängt viel vom psychiatrischen Gutachten ab. Foto: Editpress

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Gravierende Vorwürfe: Ein Polizist soll im September 2016 zwei Menschen vergiftet haben. Am Dienstagmorgen begann der Prozess. In dem Verfahren dürfte viel davon abhängen, wie das Gericht die Persönlichkeit des mutmaßlichen Täters einschätzt. Der psychiatrische Gutachter Dr. Marc Gleis wird einiges zu erklären haben.

Vor der 13. Straf- und Kriminalkammer begann am Dienstag der Prozess gegen den Mann, der seine Schwester und deren Lebenspartner getötet haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 30-jährigen Ex-Polizisten vor, am 25. September 2016 die beiden in seiner Wohnung in Bereldingen mit Zyankali vergiftet zu haben. Die genauen Umstände  sollen nun die Richter der Kriminalkammer des Bezirksgerichtes Luxemburg klären. Das Gericht hat zunächst sieben Verhandlungstermine vorgesehen.

Der Mann sitzt seit dem 30. September 2016 in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung wegen Mord droht ihm eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Vor Gericht gesteht er seine Tat. Allerdings will er keinen grausamen, heimtückischen Mord aus niederen Beweggründen verübt haben. „Eigentlich habe ich ein neurotoxisches Protein, unter dem Handelsnamen Botox, im Darknet bestellt.“ Anstelle von Botox habe man ihm aber Zyankali geliefert“, heißt es in seiner Erklärung vor Gericht.

Die Tat

Was bislang zu dem Fall bekannt ist, erklärte ein Polizist am Dienstag vor Gericht. Er war gegen 14.00 Uhr von der Spurensicherung an den Tatort gerufen worden. Dort lagen zwei Leichen auf dem Boden, die zugedeckt waren. Der Polizist gab zu Protokoll, dass der Bruder den Polizeinotdienst 112 angerufen hatte und später erzählte, dass die Schwester und ihr Lebenspartner am 25. September 2016 an einer IVV-Wanderung in Vianden teilgenommen hätten. Am frühen Nachmittag seien beide in seiner Wohnung in der Cité Grand-Duc Jean in Bereldingen zum Essen verabredet gewesen. Die beiden seien plötzlich apathisch geworden und hätten „orientierungslos“ nach Luft geschnappt.

Den Aussagen des Bruders zufolge hätten die beiden in Vianden einen Nussschnaps zu sich genommen. Bei den notärztlichen Untersuchungen wurden aber keine Giftspuren festgestellt. Der Notarzt konnte nur den Tod der 29-jährigen Frau und ihres 31-jährigen Lebensgefährten feststellen. Der Polizist erklärt, eine besondere Gefühlsregung habe der Bruder nicht gezeigt. Erst als die Polizei ihm das Handy beschlagnahmt und die Wohnung versiegelt habe, sei er in Panik geraten. „Werde ich jetzt beschuldigt?“, habe er gefragt.

Toxikologe und Rechtsmediziner

Da beide zeitgleich gestorben sind, bestand ein Verdacht auf Vergiftung. Ein Toxikologe bestätigte das und stellte fest, dass die beiden Personen mit Kaliumcyanid, also „Zyankali“, vergiftet wurden. 

Zuvor hatte ein Rechtsmediziner mehrere virologische und bakteriologische Analysen durchgeführt. Alle fielen negativ aus. „Als wir alle die Tests gemacht hatten, war es unklar“, betonte dieser. Um Gewissheit über die Todesumstände zu erlangen, wurde eine Obduktion vorgenommen. Aus Erfahrung heraus konnte der Experte anhand der Organveränderungen in wenigen Minuten darauf schließen, dass hier Gift im Spiel war.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.