Total League HerrenEttelbrück oder Esch? Details werden im Entscheidungsspiel den Unterschied machen

Total League Herren / Ettelbrück oder Esch? Details werden im Entscheidungsspiel den Unterschied machen
In seinem vierten Spiel für die Escher seit seiner Rückkehr aus den Niederlanden hat Ben Kovac erstmals wieder so richtig ins Kollektiv gefunden Archivbild: Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach der Last-Minute-Niederlage am Sonntag (79:80) meldete sich der Basket Esch in der zweiten Partie der „Best of three“-Halbfinalserie am Mittwochabend gegen die Etzella Ettelbrück eindrucksvoll ins Meisterschaftrennen zurück (102:81). Im Duell der Basketball-Meister 2019 und 2020 dürften am Freitagabend im Entscheidungsspiel Details den Ausschlag geben. Das Tageblatt nimmt die ersten beiden Partien deshalb einmal genauer unter die Lupe.

Play-off-Erfahrung: Die Etzella weiß, wie man eine Play-off-Serie gewinnt, dies unterstrich das Team von Trainer Kresimir Basic in der ersten Halbfinalpartie auf eindrucksvolle Art und Weise. Denn es war Routinier Jairo Delgado, der mit der Schlusssirene den entscheidenden Drei-Punkte-Korb versenkte und seiner Mannschaft den wichtigen Heimsieg sicherte. Dabei war der Korb clever herausgespielt: Aufbauspieler Philippe Gutenkauf zog wie gewohnt mit hohem Tempo unter den Korb, doch anstatt die Verlängerung zu suchen, kam der präzise Pass heraus auf Delgado, der den Ball souverän aus der Distanz versenkte. Es ist diese Kaltschnäuzigkeit, die eine Mannschaft erlangt, wenn sie schon einmal durch diesen ganzen Play-off-Prozess gehen musste, um den Titel zu gewinnen. 2019 siegte Ettelbrück, nach einem Freilos im Viertelfinale, im Halbfinale souverän mit 3:0 – damals wurde nach dem Modus „best of five“ gespielt – und schließlich in der Finalserie mit 3:1 gegen Düdelingen. Esch stand im letzten Jahr bei Abbruch der Saison hingegen auf dem ersten Platz, musste demnach nicht durch die Play-offs. Eine Tatsache, die Joé Biever und Co. in diesem Jahr liebend gerne ändern würden, um zu beweisen, dass sie auch hier bestehen können.

Ben Kovac: Nach drei Spielen Eingewöhnungszeit ist der Rückkehrer spätestens seit Mittwoch wieder komplett in Esch angekommen. Es ist kein Geheimnis, dass der 21-Jährige in seiner ersten Profisaison in den Niederlanden eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen hat. Bei den Den Helder Suns, die zum Schluss der Spielzeit arg von Verletzungsproblemen geplagt waren, musste der Rookie bereits mehr Verantwortung übernehmen als eigentlich vorgesehen war, war in den letzten Partien meistens der Spieler, der die meiste Einsatzzeit bekam. In der zweiten Halbfinalbegegnung gegen die Etzella war es dann auch Kovac, der den Unterschied machte. Dies mit 19 Punkten, vier Rebounds und drei Assists, bei einer Spielzeit von rund 29 Minuten. 

Jairo Delgado: In seiner letzten Saison kommt der 35-Jährige, der aus beruflichen und familiären Gründen bekanntlich nicht mehr bei jeder Trainingseinheit dabei sein kann, meist von der Bank in die Partie. Doch von einem sechsten Mann eines solchen Kalibers können andere Mannschaften nur träumen. Vor allem in der ersten Begegnung gegen den amtierenden Meister bewies der Routinier einmal mehr, dass er weiterhin zu den stärksten Verteidigern der Total League gehört und mit seinen Distanzwürfen eine Partie entscheiden kann – es war übrigens der einzige Korb, den Delgado in dieser Begegnung verwandelte. Auch am Mittwoch, als die Etzella eine ihrer schwächsten Saisonleistungen zeigte, gelang es Jairo Delgado, immerhin noch zehn Punkte zu erzielen. Es ist der Routinier, der am Freitagabend ebenfalls den Unterschied machen kann.

US-Spieler: Dass Clancy Rugg und Miles Jackson-Cartwight nicht ihre erste Saison in Luxemburg bestreiten, ist zweifelsohne ein wichtiger Pluspunkt für den Basket Esch. Das US-Duo kennt sich, harmoniert hervorragend. Während Rugg Ettelbrück am Mittwoch unter den Brettern immer wieder vor Probleme stellte und eine hervorragende Defensivarbeit leistete, hielt Jackson-Cartwright wie gewohnt das Tempo hoch. Der 29-Jährige scheint nach seinen Verletzungsproblemen der vergangenen Monate pünktlich für die entscheidende Saisonphase seinen Rhythmus wiedergefunden zu haben. Und dreht der Guard einmal auf, ist er nur schwer zu stoppen.

Philippe Gutenkauf: Er ist wohl der beste Aufbauspieler, den Luxemburg zurzeit aufbieten kann. Philippe Gutenkauf ist inzwischen nicht nur bei der Etzella, sondern auch bei der Nationalmannschaft gesetzt. Doch kommt der Motor nicht richtig ins Rollen, dann stockt auch das Ettelbrücker Spiel. Den Beweis gab es am Mittwoch, als der Point Guard auf gerade einmal vier Zähler und drei Assists kam. Im ersten Spiel waren es noch 21 Punkte und drei Assists. Doch 2019 war es gerade „Sticky“, der in der letzten Finalbegegnung, nach einigen schwächeren Partien, im richtigen Moment zur Stelle war und der Etzella den Meistertitel sicherte.

Bank: Der Klub aus dem Norden des Landes ist für seine tief besetzte Bank bekannt. Neben Jairo Delgado kommen auch Kapitän Frédéric Gutenkauf, Drei-Punkte-Spezialist Dominique Benseghir oder auch Gilles Polfer, der nach langer Verletzungspause zurück ist, als Auswechselspieler in die Partie. Alle haben bereits in der Vergangenheit unterstrichen, dass sie eine Partie zugunsten der Etzella entscheiden können. Gerade diese Tatsache macht die Etzella für den Gegner oft unberechenbar.

Kollektiv: Die Escher kennen sich seit Jahren, so standen die Biever-Brüder Joé und Pit sowie Alex Rodenbourg bereits in den Jugendkategorien gemeinsam auf dem Parkett. Ben Kovac kann man fast schon als kleinen Bruder bezeichnen und Clancy Rugg sowie Miles Jackson-Cartwright harmonieren hervorragend mit der Mannschaft. Dass die Stimmung in Esch so besonders ist, zeigt auch die Tatsache, dass der ehemalige US-Spieler Jordan Hicks nach dem Ende seiner Saison in Frankreich zu Besuch in Esch war und so auch kurzfristig zum Ende der regulären Saison für den verletzten Jackson-Cartwright einsprang. Dieser Mannschaftsgeist zeichnete die Escher besonders am Mittwoch aus und sorgte dafür, dass sich der Meister 2020 so eindrucksvoll zurückmelden konnte.

Turnovers: 25 Ballverluste, eine Zahl, die man bei der Etzella Ettelbrück nur sehr selten zu sehen bekommt. Doch in der zweiten Partie der „Best of three“-Halbfinalserie passierte dem Meister von 2019 genau das. Dies wussten die Escher um ihren schnellen US-Spieler Jackson-Cartwright eiskalt auszunutzen.

Offensive: Ettelbrück besitzt den stärksten Angriff in der Total League. In den 22 Partien der Qualifikation erzielten Gutenkauf und Co. im Schnitt 89,1 Zähler. Allein in dieser Saison kam man im Norden elfmal auf mehr als 90 Punkte. 80 bzw. 81 Punkte, wie am Sonntag und Mittwoch, ist somit für die Etzella fast schon eine Ausnahme. Wollen die Escher ins Finale einziehen, müssen sie demnach den starken Etzella-Angriff erneut unter Kontrolle halten.

Heimrecht: Die Etzella ist bekannt für ihre Heimstärke, nur eine einzige Partie verlor das Team von Coach Kresimir Basic in dieser Saison in der eigenen Halle. Dass der Tabellenerste der regulären Saison heute im Entscheidungsspiel Heimrecht besitzt, ist somit sicherlich ein Vorteil. Doch im Norden sollte man sich nicht zu sicher sein, denn der einzige Gegner, der in der laufenden Saison in Ettelbrück gewann, hieß ausgerechnet Basket Esch, der Delgado und Co. in der Rückrunde mit 88:82 bezwingen konnte.

Die Etzella braucht eine starke Leistung von Aufbauspieler Philippe Gutenkauf (in Blau), wenn sie ins Finale einziehen will
Die Etzella braucht eine starke Leistung von Aufbauspieler Philippe Gutenkauf (in Blau), wenn sie ins Finale einziehen will Archivbild: Jeff Lahr

Im Überblick 

Play-off-Halbfinale („best of three“):
Spiel 1: 

Ettelbrück – Esch 80:79
Walferdingen – Düdelingen 68:94

Spiel 2: 
Esch – Ettelbrück 102:81
Düdelingen – Walferdingen 93:76

Entscheidungsspiel:
Freitag, 11. Juni:

20.00: Ettelbrück – Esch