„Esch 2022“ geht zurück auf Los: Projektaufruf für die Europäische Kulturhauptstadt gestartet

„Esch 2022“ geht zurück auf Los: Projektaufruf für die Europäische Kulturhauptstadt gestartet

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Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate wurde am Donnerstag in der „Halle des poches à fonte“ in Belval endlich der Projektaufruf für die Europäische Kulturhauptstadt gestartet. Fünf Monate lang haben Privatpersonen, Gemeinden, Vereine und Institutionen Zeit, ihre Ideen auf der Internetseite esch2022.lu einzureichen. Ein „Comité de pilotage“ wird die Auswahl der Projekte vornehmen. Vom 22. Februar bis 22. Dezember 2022 soll in der luxemburgischen Südregion und der französischen „Communauté de communes Pays Haut Val d’Alzette“ die Europäische Kulturhauptstadt ausgetragen werden.

Bis zum 31. Juli dieses Jahres dürfen Privatpersonen, Vereine, Gemeinden, Institute, Schulen, Stiftungen und Bürgergruppierungen ein Projekt für die Europäische Kulturhauptstadt einreichen. Diese Projekte werden zur Hälfte von „Esch 2022“ finanziert, die andere Hälfte müssen die Initiatoren selber auftreiben, sei es mithilfe von Sponsoren oder staatlichen Zuschüssen, aus eigener Tasche oder mit der Unterstützung von kulturellen Partnern, wie die Generaldirektorin von „Esch 2022“, Nancy Braun, gestern darlegte.

Voraussetzung ist aber, dass die Events auf dem Gebiet der Kulturhauptstadt ausgetragen werden. Dazu gehört neben dem Territorium der elf Pro-Sud-Gemeinden auch die französische Grenzregion „Communauté de communes Pays Haut Val d’Alzette“ (CCPHVA). Nach der Einreichung werden die Projekte von einem „Comité de pilotage“ evaluiert. Anschließend entscheidet es, ob das Projekt angenommen wird oder nicht. In diesem Komitee sollen Mitglieder des Verwaltungsrats von „Esch 2022“, aber auch externe Berater vertreten sein. Wer diese Personen sein werden, müsse noch geklärt werden, hieß es gestern.

Lustige Schnapszahlen

Die Einreichung selbst darf nicht mehr auf Papier, sondern nur noch online erfolgen. Dazu muss der Antragsteller sich auf der Homepage esch2022.lu ein Konto einrichten. Danach muss er sein Projekt vorstellen und begründen, wieso er an der Europäischen Kulturhauptstadt teilnehmen will. Dann folgt ein ausführlicher Katalog, in dem der Antragsteller einen Zusammenhang zwischen seinem Projekt und den europäischen Werten herstellen muss und Fragen zu Innovation, Partizipation, seinen Partnern, seinem Publikum sowie Zeitraum, Budget und Finanzierung beantworten muss. Bis wann er mit einer Antwort rechnen kann, ist noch unklar.

Man werde versuchen, die Interessierten „so schnell wie möglich“ über die Entscheidung des „Comité de pilotage“ zu informieren und diese Entscheidung auch zu begründen, meinte Nancy Braun. Doch ihr Team müsse erst noch wachsen. In den kommenden Wochen soll es durch einen Kommunikationsbeauftragten, einen Fundraiser und zwei weitere Mitarbeiter ergänzt werden. Eröffnet werden soll die Europäische Kulturhauptstadt am 22.2.2022, am 22.12.2022 soll dann die Abschlussfeier stattfinden.

Die Künstler, die bereits mit ihrem Projekt im Bid Book stehen, werden sich erneut bewerben müssen, wie das Tageblatt bereits am vergangenen Dienstag berichtet hatte. Wie Nancy Braun gestern betonte, seien diese Projekte nur „Pisten“ gewesen, um zu zeigen, was man im Süden machen könnte. Diese „Ideen“ seien zum Teil noch nicht entwickelt und auch die Kostenfrage sei noch nicht geklärt gewesen. Man habe jedenfalls genug Argumente, um der Jury der Europäischen Kommission notfalls zu erklären, weshalb diese Projekte eventuell nicht stattfinden werden, erläuterte Braun.

Gute Miene …

Wegen der vielen negativen Schlagzeilen, die „Esch 2022“ in den vergangenen Monaten geschrieben hatte, gaben die Verantwortlichen sich gestern Mühe, ein positives Bild abzugeben. Mit Ausnahme des Künstlerischen Leiters Christian Mosar zeigten sich alle überrascht, dass rund 100 Politiker, Kulturschaffende, Vereinsmitglieder und andere interessierte Bürger der Einladung gefolgt und zum Startschuss für den Projektaufruf gekommen waren.

Der Escher CSV-Bürgermeister und Präsident von „Esch 2022“, Georges Mischo, freute sich über das große Interesse an diesem Super-Projekt und die grüne Kulturministerin Sam Tanson staunte („Wow“), bevor sie sich anhörte, was das neue Team sich ausgedacht hat. Die Ministerin sprach sich explizit für den Erhalt der Gebläsehalle aus, die Braun und Mosar sich zuletzt wiederholt als Headquarter für die Kulturhauptstadt gewünscht hatten. Wie und in welcher Form die Gebläsehalle erhalten bleiben soll, sei aber noch unklar, meinte Sam Tanson, die daran erinnerte, dass heute Nachmittag ein Workshop über die künftige Nutzung des Gebäudes in Belval stattfinden wird.

Die Ministerin mahnte an, dass eine Kulturhauptstadt nachhaltige Auswirkungen auf die kulturelle Entwicklung einer Region haben müsse, wie das bereits 1995 und 2007 der Fall gewesen sei. Wichtig sei es auch, allen Bevölkerungsschichten den Zugang zur Kultur zu ermöglichen.

„Esch 2022“ verfügt über ein Budget von insgesamt 57 Millionen Euro, wovon 37 Millionen in kulturelle Projekte fließen. Der Rest wird für die Löhne der Angestellten verwendet. 40 Millionen des Gesamtbetrags übernimmt der Staat, die Stadt Esch soll sich mit 10 Millionen beteiligen. Ob bereits Sponsorengelder zur Verfügung stehen, blieb gestern noch offen.

Mephisto
1. März 2019 - 14.03

Das ist aber ein Haufen Knete, 57 Millionen Euro, mein Gott. Weit über 2 Milliarden guter, alter luxemburgischer Franken. Und das für ein paar Stelzenläufer sowie diverse Gaukler. Dieser prall gefüllte Geldtopf wird so manchen Filou und Beutelschneider im Pseudo- Kulturgewand anlocken um sich die Taschen zu füllen.

Laird Glenmore
1. März 2019 - 11.38

Tolle Vorsätze die wahrscheinlich nur zum Teil umgesetzt werden können, wenn Esch doch so viel Geld für dieses Event ausgibt, dann sollten die Verantwortlichen vielleicht mal einen Teil des Geldes zur Renovierung und Instandhaltung der Innenstadt abzweigen und nicht wieder alles für Belval investieren.