Doctena„Kein Sprint, sondern ein Marathon“: Luxemburger Medizin-Plattform in sechs Ländern aktiv

Doctena / „Kein Sprint, sondern ein Marathon“: Luxemburger Medizin-Plattform in sechs Ländern aktiv
Ein paar Mal tippen auf dem Handy, schon ist der Termin beim Arzt ausgemacht Foto: Editpress

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„Arzttermin per Mausklick“, so titelten wir am 24. September 2013, als wir die neue in Luxemburg entwickelte Online-Plattform www.doctena.lu vorstellten. 50 Ärzte waren zu dem Zeitpunkt bei der Start-up-Gesellschaft registriert, heute sind es rund 11.000 in sechs verschiedenen Ländern. Mit Alain Fontaine, CEO seit September 2020, blicken wir zurück und auch nach vorn.

„Als mein Vater seinen ersten Computer für die Firma kaufte, war ich sechs Jahre alt und war sofort von der Informatik fasziniert“, so Alain Fontaine. Und obwohl sein Vater, Besitzer einer Brauerei in Wiltz, den Sohn liebend gern in seinen Fußstapfen sehen wollte, entschied sich der junge Mann nach dem Abitur (auf einer B-Sektion am klassischen Lyzeum in Diekirch) für ein Informatik-Studium an der Universität in Lüttich.

Als Informatiker bei der Firma „athome“ lernte er Patrick Kersten kennen, Gründer u.a. der Online-Plattformen athome.lu oder auch monster.lu. Als die Plattform für Immobilienankauf und -verkauf von einer australischen Firma aufgekauft wurde, entschied sich Alain Fontaine, zusammen mit Patrick Kersten und Marc Molitor, der damals bereits gute Kontakte im Pharmabereich hatte, der Gesellschaft den Rücken zu kehren und ein neues Start-up-Unternehmen zu gründen. Die Idee war damals, eine Plattform zu entwickeln, die Patienten und Ärzte zusammenbringen sollte.

Startkapital: 35.000 Euro

So ging doctena.lu 2013 an den Start. Das Startkapital, so erinnert sich der heute 47-jährige Alain Fontaine, lag bei etwa 35.000 Euro. „Mit drei Klicks einen Arzt finden und einen Termin anfragen“, damit warb die neue Webseite in Luxemburg. Sie sollte das Aussuchen eines Arztes erleichtern und die Möglichkeit bieten, sofort einen Termin festzulegen, der kurze Zeit später vom Arzt bestätigt werden sollte.

Die ersten Schritte von doctena.lu seien sehr mühsam gewesen, so der CEO weiter. „Wir boten einigen Ärzten die Dienste unserer Plattform gratis an, um so in diesen Kreisen bekannt zu werden. Dann nahm das Ganze seinen Lauf und das Start-up-Unternehmen wuchs schnell aus den Kinderschuhen heraus. Im Jahr 2015 streckten wir unsere Fühler nach Belgien und in die deutsche Grenzregion aus, ein Jahr später wurde unser Appetit immer größer und wir peilten die führende Position in Europa an, was unser Marktsegment anbelangte.“

Zwischen den Jahren 2016 und 2018 konnte das Unternehmen verschiedene private Investoren für sich gewinnen. Der Erfolg machte auch bei verschiedenen Banken Türen auf, und so kam es, dass Doctena S.A. gleich mehrere Konkurrenten in Belgien, Deutschland, Österreich und in Luxemburg schlucken konnte, so zum Beispiel DocBook, doxter, Terminland, Sanmax und Mednanny.

Doctena soll die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten vereinfachen
Doctena soll die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten vereinfachen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Zwei schwere Jahre

„Die Firma wuchs aber nicht so schnell, wie wir es erhofft hatten“, gesteht Fontaine heute. „Von den insgesamt 90 Angestellten war rund die Hälfte im Verkauf tätig. Diese Verkäufer taten sich überaus schwer, in Kontakt mit der potenziellen Kundschaft zu gelangen bzw. ihnen unser Produkt schmackhaft zu machen. Diese Kundschaft entscheidet sich zudem nicht von heute auf morgen, es braucht sehr viel Überzeugungskraft und Zeit, sprich Geduld.“

Mit bitterer Miene spricht Fontaine über die Unternehmensjahre 2019 und 2020. Es sei eine überaus schwere Zeit gewesen. Zahlreiche Mitarbeiter mussten aus finanziellen Gründen entlassen werden. Wie erwähnt, lief der Verkauf nur sehr schleppend. Dazu sollte man wissen, dass die Plattform für den Patienten kostenlos ist, die Ärzte sowie Physio- oder Psychotherapeuten – um nur diese zu nennen – die Dienste jedoch bezahlen müssen. Die Kosten liegen je nach Paket (siehe doctena.lu) bei bis zu 200 Euro im Monat.

Was die Unternehmensstrategie anbelangte, so positionierte man sich vor zwei Jahren grundlegend neu. „Sowohl der Verkauf unseres Produktes als auch die Werbung geschehen nun online. Wir weiteten unsere Geschäfte auf den gesamten Benelux-Raum sowie auf ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz aus. Heute haben wir rund 11.000 User, doch es gibt im genannten Wirkungsraum noch etwa 500.000 potenzielle Kunden, die wir erreichen wollen und werden. Der Strategiewechsel war erfolgreich“, so Alain Fontaine.

Auf unsere Frage, wie es denn mit der Konkurrenz aussehe, gab unser Gesprächspartner zu verstehen, dass doctena in Deutschland mit drei bis vier großen und ebenso vielen mittelgroßen Konkurrenten zu kämpfen hat. In Belgien sehe es ähnlich aus. Im Moment sei man im deutschen Nachbarland unter den Top 3 der Anbieter, in Belgien führe man das Feld an. In Zahlen ausgedrückt: In Luxemburg zähle das Unternehmen 1.300 registrierte Kunden, in Belgien und Deutschland je 4.000, in Österreich und der Schweiz zusammen etwa 1.700. „Wir sind nicht in einem Sprint unterwegs, sondern in einem Marathon.“ Damit will Fontaine zu verstehen geben, dass es einen langen Atem braucht, um in diesem Marktsegment weiter expandieren zu können. „Wir sind mit einem hochmodernen Produkt unterwegs, doch wir dürfen uns nicht darauf ausruhen, was heißt, dass wir andauernd an unserem Produkt weiterarbeiten müssen, damit wir konkurrenzfähig bleiben.“

2021: Umsatz von 5,8 Millionen Euro

In jedem Land, in dem doctena heute aktiv ist, gibt es eigene Unternehmensstrukturen, doch der Standort der Muttergesellschaft Doctena S.A. ist Luxemburg. Von den heute 60 Angestellten arbeiten 51 in Luxemburg, acht in Berlin und einer in Österreich.

Die Herausforderungen für die Zukunft fasst Fontaine wie folgt zusammen: „Einerseits muss unser Produkt ständig ,up to date‘ und das beste auf dem Markt sein, andererseits müssen wir auf ein gesundes Wachstum unseres Unternehmens achten. Die Wachstumsrate liegt zurzeit bei jährlich 20 Prozent, angestrebt werden aber 30 bis 40 Prozent pro Jahr.“

Aus dem von drei Personen gegründeten Start-up-Unternehmen von 2013 wurde nach Berg- und Talfahrten in Zwischenzeit eine Gesellschaft, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,8 Millionen Euro machte. Patrick Kersten zog sich im September 2020 aus dem aktiven Bereich der Firma zurück, blieb aber stiller Teilhaber, Marc Molitor hingegen ist noch immer in der Verkauf- und Marketingabteilung tätig.

Im September 2020 übernahm Alain Fontaine den Posten des CEO von Patrick Kersten
Im September 2020 übernahm Alain Fontaine den Posten des CEO von Patrick Kersten Foto: Roger Infalt

Das Angebot

Das volle Paket, das doctena.lu heute seinen Kunden anbieten kann, umfasst Folgendes:

– einen digitalen Praxiskalender inklusive Teamverwaltung und Verwaltung mehrerer Praxisstandorte;
– an die Behandlungsart angepasste Buchungshinweise;
– personalisiertes Praxisprofil und Benachrichtigungen im Praxisdesign;
– Hilfsmittel- und Räumeverwaltung;
– Wartezimmerverwaltung;
– Überweiser-Funktion inklusive direkter Buchung bei anderen Behandlern;
– Kalender-Synchronisierung und Anbindung an zusätzliche Praxisverwaltungssoftware;
– automatisierte und gesicherte Online-Zahlung für Patienten;
– integriertes Modul der Videosprechstunde.