CoronaErst Spritze, dann Party: Impfbus fährt bei Events in Luxemburg vor

Corona / Erst Spritze, dann Party: Impfbus fährt bei Events in Luxemburg vor
Impfen und E-Lake: Der Impfbus auf dem Parkplatz vor der Echternacher Basilika: 110 Menschen ließen sich am vergangenen Wochenende dort impfen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Gesundheitsministerium schickt ein „mobiles Impfzentrum“ auf Reisen: Der Impfbus soll unter anderem bei Musikevents im Land Station machen und vor allem Jugendliche zum „Shot“ gegen Corona motivieren. Der ist in dem Gefährt ohne Termin möglich. Beim E-Lake-Festival konnte er bereits 110 Menschen zur Impfung motivieren. 

Tanzen statt Corona-Beschränkungen: Bei rund 2.000 Musikfans stieg beim E-Lake-Festival am vergangenen Wochenende das Dance- und Rock-Fieber. Ob Rap, Pop oder Electronic, bei der etwas abgespeckten Version des „großen E-Lake Festival“ konnten die Gäste sich nach einem Jahr Pause im Echternacher Abteihof an Live-Musik an der frischen Luft erfreuen. Obwohl das Festival traditionell keinen Eintritt kostet, waren alle drei Tage wegen der Covid-Check-Beschränkungen „Sold out“, wie Organisator Frank Rippinger am Mittwochmittag gegenüber dem Tageblatt sagte. Denn: Nur 500 Tickets (mit 25 Euro Mindestverzehr) konnten pro Konzerttag im Voraus reserviert werden. Eine Genehmigung des Gesundheitsministeriums ermöglichte den Verkauf von weiteren Tickets am Abend. „Ein großer Erfolg“, sagt Rippinger.

Neben De Läb, Tuys, Drop an Dowidder gab es aber auch einen heimlichen Star: den Impfbus des Gesundheitsministeriums, der am Samstag und am Sonntag bei der Basilika vor dem Festivalgelände Station machte. 

Medizinisches Personal hat in dem MAN-Bus vor dem Festival insgesamt 110 Menschen geimpft, wie Gesundheitsministerin Paulette Lenert bei einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen berichtete – für die Politikerin ebenfalls ein „Erfolg“. Der Bus selbst ist eingerichtet wie ein echtes Impfzentrum – inklusive Kühlboxen, um die Impfstoffe zu lagern, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber dem Tageblatt sagt. Das Projekt sei fürs Erste bis Anfang September geplant. Es gebe jedoch noch kein konkretes End-Datum und die Kampagne würde verlängert werden, wenn die Resultate positiv ausfallen. Die Impfwilligen könnten sich ohne Termin im Bus ihren „Shot“ abholen – sie müssten aber Impfausweis und „Carte d’identité“ dabei haben, damit ihre Daten vom Impfteam erfasst werden können. „Wenn man Pfizer verabreicht bekommt, muss man nach der Impfung die Hotline anrufen und sich einen zweiten Termin geben lassen“, sagt die Sprecherin. Das sei sowohl im Impfzentrum als auch in der Hausarztpraxis möglich. Minderjährige, die geimpft werden möchten, müssen entweder ein Elternteil mitbringen oder eine schriftliche Bescheinigung der Eltern dabei haben. 

Wie ein echtes Impfzentrum

„Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit sagte am Mittwochmittag gegenüber dem Tageblatt, dass die Vakzine von Biontech, Johnson&Johnson und möglicherweise auch AstraZeneca im Bus zum Einsatz kommen, weil der „Transport und Konservierung für diese Impfstoffe einfacher“ seien. Wie im „echten“ Impfzentrum müssen die Impflinge nach der Verabreichung 15 Minuten warten, um potenzielle Nebenwirkungen zu beobachten. Obwohl das mobile Impfzentrum „auf Jugendliche ausgerichtet“ sei, seien ältere Menschen nicht ausgeschlossen.

Was potenziellen Alkoholkonsum angeht, zu dem es bei Festivals und Konzerten ja kommen könnte, gibt Schmit Entwarnung: Wenn man trotz Impfung Alkohol in gewissen Maße trinken würde, sei das „kein Problem“. Das Impfteam würde aber darauf achten, dass Leute nicht betrunken den Impfstoff verabreicht bekommen. „Eine Person, die ein Übermaß an Alkohol im Körper hat, wird nicht geimpft werden“, sagt Schmit. Man wolle damit auch verhindern, dass Impf-Nebenwirkungen nicht mit übermäßigem Alkoholkonsum verwechselt werden. Schmit glaubt jedoch, dass die Menschen mit einer „gewissen Seriosität“ zum Imfpbus kommen. 

Nach dem E-Lake fuhr der Impfbus am Mittwochabend auch bei der Impfparty „This is your shot!“ beim Atelier vor, wo unter dem Banner „Young, wild & vaccinated“ geimpft wurde. Am Donnerstag steht er auf dem kleinen Parkplatz auf dem Glacis in der Hauptstadt– während der Rapper Sido bei „Glacis in Concert“ auf der Bühne steht. Dann wird neben Gesundheitsministerin Lenert auch Santé-Chef Schmit Teil des Impfteams sein. Obwohl Schmit bis jetzt noch keine Impfungen während der Coronakrise verabreicht hat, sieht er dieser Aufgabe entspannt entgegen: „Ich habe 20 Jahre Erfahrung im Verabreichen von Impfungen“, sagt er. Ein Sido-Fan sei er zwar nicht, trotzdem wolle er von der Atmosphäre am Donnerstag profitieren. Am Samstag steht der Bus von 11 bis 18 Uhr beim Street Food Festival in Remich, weitere Impf-Events werden unter anderem auf der Facebook-Seite des Gesundheitsministeriums angekündigt. 

Lenert zieht erstes positives Fazit

Bis jetzt gibt es nur einen Bus. Santé-Chef Schmit sagt, dass man zuerst auswerten müsse, wie erfolgreich das mobile Impfzentrum ist. Gesundheitsministerin Lenert zog während der Pressekonferenz am Mittwochmorgen aber bereits ein erstes, positives Fazit. Nicht nur wegen der Anzahl der am E-Lake geimpften Personen, sondern auch hinsichtlich der Informationen, die Menschen gegeben werden konnten, die sich für eine Impfung interessieren. „Die Menschen haben großes Interesse, sie haben viele Fragen, die informative Aufgabe des Busses scheint anzukommen”, sagte die Ministerin während der Pressekonferenz. „Es geht uns natürlich darum, ein Maximum an Menschen davon überzeugt zu bekommen, sich vor Ort impfen zu lassen – aber auch die Menschen zu informieren, ist für uns ein Erfolg.“ Wenn jemand noch seine Zweifel habe, habe er durch die Information vielleicht die Tendenz, doch zum Arzt zu gehen und einen Impftermin zu buchen. 

Auch E-Lake-Organisator Frank Rippinger hat sein Urteil über den Impfbus schon gefällt: „Einige Menschen kamen am Wochenende sogar aus dem Süden Luxemburgs, um sich nicht nur von der musikalischen Vielfalt zu überzeugen – sondern auch, um sich impfen zu lassen.“ Der Impfbus sei eine „echt coole Initiative“.