Horesca-SektorErholung von der Coronakrise wird dauern

Horesca-Sektor / Erholung von der Coronakrise wird dauern
„Vakanz doheem“, so ein Vorschlag der Horesca zum Entschärfen der wirtschaftlichen Krise in der Branche: Etwa im „Cigalon“, das 2018 zudem von schweren Überschwemmungen getroffen wurde. Foto: Editpress

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Kein Treffen im Café, kein Mittagessen im Restaurant, keine Reisen … der Tourismus, einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren, liegt global brach. Der Luxemburger Gaststättenverband findet zwar Lob und Anerkennung für die Krisenarbeit der Regierung, verlangt aber weitere Maßnahmen und erwartet eine nur langsame Erholung der Branche. 

Drei Wochen dauert die verordnete Schließung der Gaststätten nun schon an und dieser Zustand wird wohl noch eine Weile so bleiben, sagt François Koepp, Generalsekretär der „Fédération nationale des hôteliers, restaurateurs et cafetiers du Grand-Duché de Luxembourg“. Nach den Umsatzverlusten, die das Rauchverbot in den Cafés bedeutete, und der Erhöhung der Mehrwertsteuer sind zahlreiche Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Auch wenn die sanitäre Krise vorbei sein wird, so Koepp, wird sie in der Branche nachwirken. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Menschen schnell wieder im gewohnten Rhythmus auswärts essen gehen oder sich in Cafés treffen werden. Der Fremdenverkehr, Reisen in andere Länder, wird vorerst wohl auch nur in einem sehr bescheidenen Maß laufen. 

Der Generalsekretär des Gaststättenverbandes unterstreicht, dass zurzeit immerhin einige Zimmer – er schätzt 350 bis 400 an der Zahl – von der Regierung angemietet wurden, um Grenzgängern, etwa aus dem wichtigen Krankenhaussektor, den Weg über die Landesgrenzen zu ersparen, Ursprünglich sei die Idee, Hotelzimmer im Rahmen der Krise zu nutzen, von der Horesca selbst an die Regierung herangetragen worden; Infizierte mit schwachen Symptomen oder andere Menschen in Quarantäne hätten hier komfortabel und gut versorgt betreut werden können, die gastronomische Versorgung wäre gewährt gewesen, bequeme Zimmer mit WLAN, Fernseher, sanitären Anlagen hätten zur Verfügung gestanden, so ein Vorschlag zu Beginn der Krise. Das Gebot, zu Hause zu bleiben, machte diese Überlegungen einer Strategie der Quarantäne in Hotels wohl überflüssig, immerhin können einige Betriebe nun aber von der staatlichen Anmietung der Zimmer profitieren. Weitere der insgesamt 7.800 Hotelzimmer im Land sind langfristig an Unternehmen (wie etwa die Cargolux) vermietet, rund 800 bis 1.000 Zimmer sind besetzt, so Koepp.

Dies bedeutet nicht, dass die 225 Hotels des Landes in der Krise viel besser da stehen als die etwa 800 Cafés und die 1.500 Restaurants, von denen nur wenige die Möglichkeit nutzen können, einen Lieferservice anzubieten. 

Die Perspektiven sind – wie oben beschrieben – alles andere als rosig. 

„Vakanz doheem“ aus Solidarität

Es sei kaum damit zu rechnen, dass es eine Erholung in diesem Jahr gibt, so François Koepp. Der Tourismus werde wohl noch eine längere Periode brauchen, um wieder einigermaßen in Schwung zu kommen. Der Vertreter der Gaststätten Luxemburgs regt an, die Bewohner sollten dieses Jahr nutzen, um „Vakanz doheem“ zu machen, die einheimische Gastronomie zu zelebrieren, die lokalen Museen zu entdecken, die hervorragenden Einrichtungen der Hotels zu nutzen. Ein solcher Akt der Solidarität könne der Branche helfen.

Und Hilfe brauchen die Betriebe. Zwar begrüßt der Verband die unterstützenden Maßnahmen für die Betriebe, die schnell beschlossen und umgesetzt wurden. Zahlreiche Unternehmen hätten in kürzester Zeit die 5.000 Euro zur Aufstockung der Liquidität erhalten. Auch seien die versprochenen Rückzahlungen der Mehrwertsteuer schnell erfolgt, dies erlaubte es einer ganzen Reihe von Unternehmen der Branche, sich über den Monatswechsel zu retten. Die Kurzarbeit („chômage partiel“) helfe ebenfalls sehr; allerdings hoffe die Föderation, auch im Interesse des Personals, dass dieser Zustand nicht lange anhalten werde.

Koepp geht davon aus, dass der Staat recht genau über die existentiellen Probleme des Sektors informiert ist, und lobt insbesondere den zuständigen Minister für den Mittelstand, Lex Delles, als auch Gesundheitsministerin Lenert. Im Vergleich mit anderen Ländern sei im Rahmen der Krise eine hervorragende Arbeit geleistet worden; jetzt müssten allerdings noch einige Maßnahmen angepasst, sprich verbessert werden. 

Wie diese Anpassungen genau aussehen sollen, das formulierte die Horesca am Abend in einer Pressemitteilung. Der Verband verweist auf das aktuelle Risiko einer Überschuldung der Betriebe. Die direkte und nicht rückzahlbare Hilfe für Gastbetriebe mit weniger als neun Angestellten sei begrüßenswert, ebenso wie die Kreditangebote. Allerdings würden die Kredite die dramatischen Probleme der Unternehmen nur zeitlich verschieben. 

Gelder für mittelgroße Unternehmen

Auch mittelgroße Betriebe sollten eine nicht-rückzahlbare Geldspritze erhalten, wie dies in anderen Ländern der Fall sei, so die Position der Föderation, die ebenfalls verlangt, dass verschiedene Krisenmaßnahmen, wie etwa der „chômage partiel“ (Teilzeitarbeitslosigkeit) angesichts der voraussichtlich länger andauernden schwierigen Periode für die Branche auch nach diesem Ausnahmezustand gelten sollen. 

François Koepp verweist abschließend noch auf die soziale Bedeutung der Cafés. Viele Gemeinden hätten in den letzten Jahren viel Geld in kommunale „Bistrots“ auf dem Lande investiert. Erst als die letzte Gaststätte im Dorf geschlossen hatte, haben die zuständigen Politiker gemerkt, wie sehr eine solche Infrastruktur fehle.

Es wäre traurig, würde das Virus weitere dieser traditionellen Begegnungsstätten zum Aufgeben zwingen …