Direkte Verhandlungen in IstanbulErdogan ruft Russland und Ukraine dazu auf, „dieser Tragödie ein Ende zu setzen“

Direkte Verhandlungen in Istanbul / Erdogan ruft Russland und Ukraine dazu auf, „dieser Tragödie ein Ende zu setzen“
Der türkische Präsident Erdogan erklärte gegenüber russischen und ukrainischen Delegationen, die am Dienstag ihre persönlichen Gespräche wieder aufnehmen wollen, dass „beide Parteien berechtigte Sorgen“ haben Foto: AFP/Turkish Presidential Press Service/Murat Cetin Muhurdaar

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Die russische und ukrainische Delegation kommen erstmals seit fast drei Wochen zu direkten Gesprächen in Istanbul zusammen. Der türkische Präsident Erdogan meint, dass alle von einem Waffenstillstand profitieren würden und ruft beide Seiten dazu auf, „dieser Tragödie ein Ende zu setzen“.

Rund viereinhalb Wochen nach der russischen Invasion in die Ukraine haben sich Delegationen aus der Ukraine und Russland zu einer neuen Verhandlungsrunde in Istanbul getroffen. Die Verhandlungen begannen gegen 09.30 (MESZ), wie die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

Die Delegationen waren zuvor vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im ehemaligen Sultanspalast Dolmabahce empfangen worden. „Beide Seiten haben berechtigte Sorgen“, sagte Erdogan zur Begrüßung der Unterhändler. Er rief sie dazu auf, „dieser Tragödie ein Ende zu setzen“. Von einem sofortigen Waffenstillstand würden alle profitieren. Russische Medien veröffentlichten Fotos, auf denen zu sehen ist, dass auch der Oligarch Roman Abramowitsch bei der Begrüßung dabei war.

Die Gespräche in Istanbul sind die ersten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine seit fast drei Wochen. Verhandlungen auf Ministerebene am 10. März im türkischen Antalya hatten keine konkreten Fortschritte im Bemühen um eine Waffenruhe in der Ukraine gebracht. Seitdem wurden die Gespräche per Videokonferenz fortgesetzt. Beide Konfliktparteien bezeichneten sie zuletzt als „schwierig“.

Erdogan, der gute Beziehungen zu Kiew und Moskau unterhält, hatte sich am Montagabend allerdings optimistisch gezeigt. Die Gespräche in Istanbul sollen bis Mittwoch dauern. Zu den zentralen Themen gehören nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj „Sicherheitsgarantien und die Neutralität“ sowie der Status der Ukraine als „atomwaffenfreier Staat“. Eine Neutralität der Ukraine ist eine der russischen Hauptforderungen. Selenskyj hatte am Sonntag gesagt, seine Regierung werde die Frage „gründlich“ prüfen.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba gab als Minimalziel für die Verhandlungen in Istanbul eine Verbesserung der humanitären Lage in von russischen Truppen belagerten Städten wie dem schwer zerstörten Mariupol aus. Wunschziel sei ein stabiler Waffenstillstand.

Fortsetzung der russischen Angriffe

Ungeachtet der Friedensverhandlungen hat Russland die Fortsetzung seiner Angriffe in der Ukraine angekündigt. „Die russischen Streitkräfte setzen die militärische Spezial-Operation fort“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax.

Durch russische Luftangriffe seien seit Montag 68 ukrainische Militärobjekte zerstört worden, sagte Konaschenkow weiter. Darunter seien unter anderem Flugabwehrraketen-Systeme, zwei Munitionsdepots und drei Treibstofflager gewesen. Auch drei Drohnen seien zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte auch einen Raketenangriff auf ein Treibstofflager im Gebiet Riwne in der Nordwestukraine am Montagabend. Der Treibstoff sei für ukrainische Militärtechnik in Vororten Kiews bestimmt gewesen, hieß es. Ukrainische Behörden hatten am Montagabend über diesen Raketenangriff berichtet.