Er ist Friedensgarant und Spaltpilz: Der Euro wird 20 Jahre alt

Er ist Friedensgarant und Spaltpilz: Der Euro wird 20 Jahre alt
Werbung für den Euro im Jahr 1999. Foto: Ferdinand Ostrop/dpa

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Der Euro sollte Europa einen – und sorgt doch immer wieder für Spannungen. Ist die Gemeinschaftswährung ein „Teuro“ oder eine der wichtigsten Entscheidungen des Jahrhunderts? Auch 20 Jahre nach Gründung der Europäischen Währungsunion gibt es manche Baustelle.

Von Jörn Bender und Alkimos Sartoros, dpa

Für 11 der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurde der Euro am 1. Januar 1999 gesetzliches Zahlungsmittel – zunächst elektronisch, ab 2002 dann als Bargeld. Von Beginn an dabei waren Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.

Damals galt eine Urlaubssperre für Tausende Banker. Bei der technischen Umstellung von nationalen Währungen wie deutscher Mark, französischem Franc und italienischer Lira auf die gemeinsame Währung Euro sollte möglichst nichts schiefgehen.

„Der Euro wurde damals mit größter Skepsis begleitet“, erinnert sich Otmar Issing, damals Chefvolkswirt der neu gegründeten Europäischen Zentralbank (EZB). „Aber der Übergang von den nationalen Währungen zum Euro ist so reibungslos vor sich gegangen, wie sich das niemand vorstellen konnte.“

Überhaupt schon bereit?

Allerdings hatte Issing durchaus Zweifel, ob die Europäer schon reif sind für einheitliches Geld. „Schon 1999 zu beginnen mit so vielen Ländern, hielt ich für ein riskantes Unterfangen“, erinnert sich der Ökonom im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

„Die Verwirklichung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist … für uns Deutsche wie auch für die Europäer die wichtigste und bedeutendste Entscheidung seit der Wiedervereinigung Deutschlands“, warb der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im April 1998 im Bundestag. „Ich glaube, dass sie – auf lange Sicht – eine der wichtigsten Entscheidungen des ganzen Jahrhunderts ist.“

In der Tat profitiert die Exportnation Deutschland wie kaum eine andere Volkswirtschaft in Europa von dem erweiterten Binnenmarkt. Knapp 40 Prozent der deutschen Ausfuhren gehen in die Euro-Partnerländer. Kosten für Währungsumtausch und Absicherung von Wechselkursschwankungen fallen dabei weg. Denn die Wechselkurse wurden unwiderruflich fixiert: 1 Euro = 1,95583 D-Mark.

Als zum Jahreswechsel 2001/2002 der Euro in Schein und Münze unters Volk gebracht wurde – die größte Geldtauschaktion aller Zeiten – war die Aufregung groß. Schon am 14. Dezember 2001 konnten in Frankreich und den Niederlanden Probetütchen mit den neuen Münzen erworben werden.

Schlangen vor den Geldautomaten

In der Neujahrsnacht 2002 gab es das neue Bargeld in zwölf Staaten – Griechenland war inzwischen dazugestoßen. Noch als die Böller knallten, bildeten sich Schlangen an den Geldautomaten.

Doch die Ernüchterung kam schnell: Viele hielten den Euro für einen „Teuro“. Doch Issing betont die Stabilität des Euro: In den knapp 20 Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate im Währungsraum 1,7 Prozent. In den 50 D-Mark-Jahren waren es in Deutschland 2,8 Prozent.

Die Anti-Euro-Stimmung jedoch ist populär. „Der Euro wirkt zurzeit eher als Spaltpilz, denn als gemeinschaftsstiftende Einrichtung“, stellt Issing fest. „Am Euro macht sich viel Europafeindlichkeit fest – aus falschen Gründen.“

Jüngstes Beispiel: Italien. Die nun regierende Koalition aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega machte schon im Wahlkampf Stimmung gegen die Gemeinschaftswährung. Selbst mit einem Austritt aus dem Euroraum kokettierten die Parteien – auch wenn ein solcher Schritt rechtlich so gut wie unmöglich ist.

Die Populisten in Italien griffen ein weit verbreitetes Gefühl auf: Seit der Euro-Schuldenkrise, die ab 2010 vor allem Griechenland hart traf, fühlen sich viele Südeuropäer von Brüssel gegängelt.

Problem der verschiedenen Kompetenzen

Aus gesamteuropäischer Sicht bleibt das Hauptproblem die fehlende politische Einheit. Während die Geldpolitik bei der EZB gebündelt wurde, blieb die Wirtschafts- und Haushaltspolitik weitgehend in der Hand der einzelnen Staaten. Das sorgt immer wieder für Konflikte.

Erst wenn die Krise in einem Land schon da ist, bekommen die Euro-Partner größeren Einfluss. Über den Euro-Rettungsschirm ESM können sie als Bedingung für Hilfskredite in die Wirtschaftspolitik eines Landes eingreifen, zum Sparen drängen und Reformen einfordern.

Um Europa besser zu wappnen, legte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Reihe von Vorschlägen vor. Kernelement: ein Milliarden-Budget für die Eurozone. Die EU-Kommission präsentierte weitere Ideen, unter anderem die Einsetzung eines EU-Finanzministers. Fortschritte gibt es jedoch nur in Trippelschritten.

Heute ist der Euro für gut 340 Millionen Menschen in 19 EU-Staaten offizielles Zahlungsmittel. Ginge es nach dem Willen des amtierenden EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, müsste der Euro-Club bald noch größer werden. „Wenn wir wollen, dass der Euro unseren Kontinent mehr eint als spaltet, dann sollte er mehr sein als die Währung einer ausgewählten Ländergruppe“, bekräftigte der Luxemburger im Herbst 2017. „Der Euro ist dazu bestimmt, die einheitliche Währung der Europäischen Union als Ganzes zu sein.“

Die einen wollen ihn – und andere ihn loswerden

In der Tat haben sich die EU-Staaten verpflichtet, den Euro einzuführen, sobald sie die Voraussetzungen wie Preisstabilität und solide Staatsfinanzen erfüllen. Eine Ausnahme von der Regel erstritten sich im Vertrag von Maastricht nur Dänemark und das Vereinigte Königreich – und die Briten wollen nun ganz aus der EU austreten („Brexit“).

Interesse am Euro-Beitritt haben Bulgarien und Kroatien signalisiert. EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis mahnt: Als Lehre aus der jüngsten Krise müsse sichergestellt werden, dass Euro-Neulinge auch innerhalb der Währungsunion erfolgreich sind. Eines sei jedoch klar: „Wenn man misswirtschaftet, wird man in einer Krise enden, egal ob man sich innerhalb oder außerhalb der Eurozone befindet.“

Der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hält den Euro für einen großen Erfolg: „Wir haben eine Währung aus der Taufe gehoben, die praktisch über Nacht zur zweitstärksten der Welt wurde.“ Die Botschaft aus Brüssel und Frankfurt daher: Es ist höchste Zeit, die Währungsunion zu vollenden.

 

Schullerpiir
25. Dezember 2018 - 11.46

Merci un den Här JUNCKER! Wat hat hien eis versprach? "Dir wäert nie 50.- Frang fir 1 Liter Bensin bezuelen". Verspriechen gehaalen!!! Merci Här JUNCKER. ?

Economist
25. Dezember 2018 - 8.38

Die Geldpolitik ist bei der EZB, die Wirtschafts- und Haushaltspolitik in der Hand der einzelnen Staaten! jeder Student der VWL in 2 ten Jahr weis jedoch dass die Geldpolitik mit der Wirtschaftspolitik, beziehungsweise der Haushaltspolitik übereinstimmen muss sonst funktioniert das Ganze nicht.....der Geburtsfehler der Euro:: für einige Länder gut für andere einen Katastrophe....aber, wer hört denn auf die Volkswirte?, die Politiker haben das gebastelt., und einige politischen Zentralbankchefs...

GuyT
23. Dezember 2018 - 20.35

Den Euro ass a Friedensgarant?

Toni3
23. Dezember 2018 - 19.18

‚Eis Praisser si korrekt‘ domat hun d‘Geschäfter demols geteint, an Praisser an Frangen an Euro duergestalt. Haut ass schons lang iwerall alles mat 9,99 hannen. Wei kann dat nach korrekt sin?