SchifflingenEndlich eine Zukunft: Bestgen-Mühle soll sozialpädagogisches Zentrum aufnehmen

Schifflingen / Endlich eine Zukunft: Bestgen-Mühle soll sozialpädagogisches Zentrum aufnehmen
So soll die Bestgen-Mühle in einigen Jahren aussehen. Rund 10,5 Millionen Euro dürfte die Instandsetzung heutigen Berechnungen zufolge kosten. Das angegliederte Café-Restaurant bleibt erhalten. Foto: weisgerber-architecte-sa

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Bildungsministerium und Gemeinde sichern die Zukunft der Bestgen-Mühle ab. Nach umfangreichen Umbau- und Instandsetzungsarbeiten wird das „Centre socio-éducatif“ von „Telos Education“ in das rund 220 Jahre alte Gebäude in Schifflingen einziehen. In vier Jahren dürfte es so weit sein. Kostenpunkt: 10,5 Millionen Euro.

„Endlich Licht am Horizont“, so schrieben wir vor rund 10 Monaten über die Zukunft der Bestgen-Mühle in Schifflingen. Am Donnerstag wurde es noch heller. Da hieß es, dass der Gemeinderat der Südkommune heute einem Projekt zustimmen dürfte, welches das Bestehen des gut 220 Jahre alten Gebäudes definitiv absichere.

Ein „Centre socio-éducatif“ von „Telos Education“ soll in der Mühle unterkommen. Es wird eine Tagesstruktur für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, welche aufgrund diverser Schwierigkeiten ein alternatives Schulangebot brauchen.

Geschichte der Mühle

1803 wird die Mühle gebaut, zumindest ist das die Jahreszahl, die im Türstein eingemeißelt ist. Erster Mühlenbesitzer, laut Kataster von 1824, ist Nicolas Olinger, ein Landwirt aus Lallingen. Später folgen ihm sein Sohn Jakob und dessen Frau Marie Eleringer. Damals heißt die Mühle noch Schifflinger Mühle. Von verschiedenen wird sie auch „Frantzen-Millen“ genannt. Damals hatte die Alzette einen anderen Verlauf, und zwar floss sie genau unter der Mühle hindurch. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Das alte Flussbett ist zugeschüttet.

In einem Informationsblatt der Schifflinger Gemeinde wird darauf hingewiesen, dass zwischen 1892 und 1905 umfangreiche Modernisierungsarbeiten durchgeführt werden. Auslöser ist höchstwahrscheinlich ein Brand. Turbinen ersetzen die Wasserräder.

Nach der Heirat der Müllerstochter Elisabeth Cäcilia Müller mit Nicolas Emile Bestgen 1899, taucht der Name „Bestgen-Mühle“ auf. 1930 wird der Mahlbetrieb eingestellt.

Nach einer kurzen Wiederinbetriebnahme während des Zweiten Weltkriegs kommt 1947 das endgültige Aus für den Mahlbetrieb. Die Mühle dient fortan als Lager für Futtermittel und chemischen Dünger.

1985, nach dem Tod von Arwin Bestgen, überlassen die Erben dem Staat das alte Mühlengebäude.

Ab 1988 wird es zunächst von der Vereinigung „Action locale pour jeunes“ und anschließend bis zum Jahr 2013 vom „Objectif plein emploi“ (OPE) genutzt.

Seit Februar 2018 ist die Mühle ein historisch geschütztes Gebäude.

Bevor das vom Bildungsministerium unterstützte Projekt starten kann, muss die Mühle allerdings erst vollumfänglich umgebaut und instandgesetzt werden. Viele Vorarbeiten seien bereits abgeschlossen, sodass es kaum größere Überraschungen geben könne. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass die Arbeiten in rund einem Jahr beginnen und dann drei Jahre später, also Ende 2026, abgeschlossen sein könnten. Kostenpunkt: rund 10,5 Millionen Euro. Die Gemeinde übernimmt die Vorfinanzierung, ein Großteil erstattet der Staat zurück.

Unter anderem werden zwei Anbauten aus jüngerer Zeit entfernt und durch neue Strukturen ersetzt. Es kommt zu einer Neueinteilung der Nutzfläche, die Küche wird vergrößert und das alte Mühlwerk, das eigentlich intakt erhalten ist, wird durch Glasscheiben geschützt.

Alles in allem gehe es darum, das altehrwürdige Gebäude mit seinen historischen Elementen zu erhalten, es den heutigen Anforderungen von Sicherheit und Komfort anzupassen und es so fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen, so der zuständige Architekt Louis Weisgerber.

Man habe viele Möglichkeiten ausgelotet, viele kleine Schritte unternommen, um das national geschützte Gebäude nicht nur zu erhalten, sondern mit Leben zu füllen. Das jetzige Projekt dürfte im Interesse aller liegen, so Bürgermeister Paul Weimerskirch: „Was lange währt, wird endlich gut.“

Der Schifflinger Schachclub im Erdgeschoss wird sich im nächsten Herbst allerdings ein neues Lokal suchen müssen. Das Café-Restaurant „El Molino“ mit seiner Chefin Julia wird an seinem Standort bleiben, muss aber während des Transformationsprozesses schließen, auch weil es selbst renoviert und küchentechnisch auf Vordermann gebracht werden muss.