Freitag14. November 2025

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EschEnde einer Institution: Rias Zeitungsladen im Clair-Chêne war weit mehr als nur ein Kiosk

Esch / Ende einer Institution: Rias Zeitungsladen im Clair-Chêne war weit mehr als nur ein Kiosk
Das war’s: Ria Recht-Engel am Freitag kurz vor der endgültigen Schließung ihres Zeitungsladen, den sie 25 Jahre lang betrieb  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Mit der „Librairie-Papeterie Clair-Chêne“ schließt eine der letzten privaten Zeitungs- und Schreibwarenhandlungen in Esch. Eine Institution im Viertel, mit einer außergewöhnlichen Kundenbindung. Was an Betreiberin Ria Recht-Engel lag.

Wer die heimelige „Librairie-Papeterie Clair-Chêne“ betrat, der fühlte sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Der Geruch von Druckerschwärze und Papier erinnerten an alte Zeiten. An die früher so typische Atmosphäre eines Zeitungsladens, die es heute in Kiosken nicht mehr gibt. Seit Freitag ist der Zeitungsladen, der 35 Jahre lang so etwas wie das Epizentrum des Lebens im Escher Clair-Chêne-Viertel war, Geschichte. Ria Recht-Engel hat um 17.00 Uhr die Rollläden für immer heruntergelassen. Sie geht in Rente.

Am 2. Januar 2000 übernahm Recht-Engel, von so gut wie allen stets mit dem Vornamen Ria angesprochen, das Geschäftslokal. Die früheren Betreiber Maria und Gusty Ewald wollten aus Altersgründen aufhören und fragten ihre Nachbarin Ria, ob sie kein Interesse an einer Übernahme hätte. Zehn Jahre hatten die beiden den Zeitungsladen in der rue Clair-Chêne geführt. „Nach kurzem Überlegen sagte ich Ja. Ich hatte längere Zeit als Buchhalterin gearbeitet und es reizte mich, eine neue Herausforderung anzunehmen“, blickt Recht-Engel zurück. Verändert hatte sie im Laden nichts, was bis zum Schluss den Charme des Geschäfts ausmachte. Hier schien die Zeit stehengeblieben zu sein, ein Ruhepol in einer immer hektischeren Welt.

Nach 25 Jahren ist Schluss, was Ria ganz offensichtlich auch Kummer bereitet, denn es war der Kontakt mit den Menschen, der ihr am meisten Spaß machte. Die Kunden kamen nicht nur zum Kauf ihrer Zeitungen, Lottoscheine, Schreibwaren, Süßigkeiten oder Zigaretten vorbei, sondern oft einfach zum Plaudern. Gerne auch während des Gassigehens mit ihren Vierbeinern. Denn Hunde bekamen bei Ria stets ein Leckerli. Sie werden das urige Zeitungsgeschäft und ihre Chefin genau wie alle anderen Kunden vermissen. 

Nachfolge ungewiss

Verkaufen allein genügt nicht, erzählt Ria, man müsse stets auf den Kunden eingehen, immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen haben. Und dabei schon mal den Kummerkasten geben. „Wir haben viel gelacht und viel geweint. Viele gingen auf dem Weg verloren, sind nicht mehr unter uns“, erzählt Ria, „es gab Höhen und Tiefen, wie das Leben eben so ist.“  

Obwohl sie jeden Tag frühmorgens die Rollläden hochzog, schaffte Ria es stets, Laden und Familie unter einen Hut zu bringen. Als sie im Zeitungsgeschäft anfing, da war ihre Tochter vier Jahre alt, 2001 bekam sie noch ein Mädchen. Beide sind inzwischen erwachsen und stehen auf eigenen Füßen. „Heute kommen Kunden zu mir, die habe ich hier schon im Kinderwagen liegend gesehen. Etwas später kamen sie dann ihre Kamellen kaufen. Und dann sind sie plötzlich erwachsen und geben hier ihren Lottoschein ab. Jedenfalls sage ich allen tausendmal Danke. Es war eine lange, aber eine schöne Zeit.“

Auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende. Für Ria Recht-Engel bedeutet das den Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Sie geht in Rente. Große Pläne hat sie einstweilen nicht. Nur eins ist sicher, sie lässt es ab jetzt ruhiger angehen. „Der Wecker wird jedenfalls morgen nicht um zehn nach fünf klingeln“, sagt sie abschließend. Es folgt ihr typisches Lachen. Was aus dem Ladenlokal wird, steht in den Sternen. Ein Nachmieter ist momentan nicht in Sicht.

Archivbild aus dem Jahr 2020: Hier drehte die Zeit 25 Jahre lang ein wenig langsamer 
Archivbild aus dem Jahr 2020: Hier drehte die Zeit 25 Jahre lang ein wenig langsamer  Foto: Tageblatt-Archiv
Dunord Hagar
28. Juni 2025 - 23.12

Schued, leider erem en Affer vun onserer "effizienter" Zäit, déi alles op Profit setzt, dobäi awer den Charakter an den Charme vun sou klengen Butteker an Épicerien d'Bach erofgoen léisst
Ugangs 2023 huet réischt de Bazar Thiel-Schmit, de "Kutschemisch" genannt, zu Macher missen seng Diren zou machen... no 100 Joeren! Mueres d'Zeitung an eng Klengegkeet kafen, an dann vis-à-vis bei den Bàcker Kaffi drénken. Leit, déi esou Familljebetriber net kannt hun, deenen ass et schwéier dee spezielle Flair vun esou Butteker ze erklären... wann sie dann iwwerhaapt drun interesséiert sin.

CG
27. Juni 2025 - 19.48

"Alles hat ein Ende." Danke für die schöne Zeit. Carlo