Homeschooling ENAD: Lehrer ziehen Zwischenbilanz aus den Coronaferien

Homeschooling  / ENAD: Lehrer ziehen Zwischenbilanz aus den Coronaferien
Die Technik macht es möglich: Im digitalen Home-Office betreut David Draut, Deutschlehrer an der ENAD, seine Schüler Foto: privat

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Seit über einer Woche ist in Luxemburg Homeschooling angesagt. Zwei Lehrer der ENAD ziehen eine Zwischenbilanz. Manche Schüler blühen in den Coronaferien auf, andere befinden sich auf Tauchstation. Wichtig sind nun die Vorbereitungen für das Abitur.

An der ENAD („Ecole nationale pour adultes“) befinden sich Schüler, die irgendwo im normalen Schulsystem gescheitert sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Insbesondere im Tagesunterricht brauchen die jungen Erwachsenen eine intensive Betreuung. In den Coronaferien sind sie auf sich allein gestellt. Das bringt Probleme mit sich. Jene, die in den Abendkursen eingeschrieben oder Berufsauszubildende sind, sind dagegen sehr autonom.

David Draut, Deutschlehrer an der ENAD, sagt, dass die Schüler des Tagesunterrichts eben wegen dieses engen Rahmens in dieser Schule eingeschrieben sind. „Sie haben einen Lehrmeister, den sie einmal pro Woche für eine halbe Stunde sehen“, so Draut. Die Abwesenheitsquote sei recht hoch. Kritisch werde es ab einer Quote von 10 Prozent, an der viele Schüler kratzen würden.

„Wenn man diesen Schülern jetzt sagt, du musst jetzt von zu Hause aus arbeiten, dann kann man sich vorstellen, dass das nicht bei jedem funktioniert“, so der Lehrer. Im normalen Schulbetrieb bekommen jene Schüler keine Hausaufgaben, weil man davon ausgehe, dass der Großteil sie eh nicht machen würde. „Diese jungen Erwachsenen haben keine Betreuung zu Hause.“ Deshalb sei es eine Illusion, nun zu erwarten, dass sie autonom daheim arbeiten würden. Man könne höchstens erwarten, dass möglichst viele Schüler noch weiter funktionieren.

Lehrer müssen umplanen

Bei den Klassen, die sie im Tagesunterricht betreuen, müssen die Lehrer am meisten umplanen. „Für die Abendkurse habe ich ein Lernvideo aufgenommen, wo ich die Aufgaben, die anstehen, für die Schüler eingespielt habe“, so Draut. „Die Abendkurse laufen im normalen Alltag eh schon zu über 50 Prozent als Fernunterricht.“

Eine Schülerin von Draut ist alleinerziehend. „Da die Betreuungseinrichtungen für Kinder alle geschlossen haben, muss sie sich selbst um ihr Kind kümmern.“ Da werde es schwierig, noch etwas für die Schule zu machen. Der Lehrer zeigt Verständnis für die Situation. Auch für Lehrpersonal mit Kindern sei es nicht einfach, beides unter einen Hut zu kriegen. Er selber müsse sich ebenfalls zu Hause um seinen Nachwuchs kümmern – und daneben die Schüler digital betreuen.

Wir können unseren Kurs umformulieren und digital anbieten, aber wenn die Schüler nicht darauf reagieren, können wir nicht eingreifen, wie dies in der Schule der Fall wäre. Wir können nicht zaubern.

David Draut, Deutschlehrer

Draut berichtet von Schülern, die in regelmäßigem Kontakt zu ihm stehen und ihre Aufgaben fristgerecht einreichen würden. Bei anderen gebe es eine regelrechte Blockade. Trotz Anweisungen und Material würden sie zu Hause nichts tun. „Wir können unseren Kurs umformulieren und digital anbieten, aber wenn die Schüler nicht darauf reagieren, können wir nicht eingreifen, wie dies in der Schule der Fall wäre. Wir können nicht zaubern“, so Draut.

Im Homeschooling aufblühen

Andere dagegen würden im Homeschooling regelrecht aufblühen. „Sie funktionieren besser und schneller als im Unterricht.“ Draut erklärt sich das dadurch, dass diese Schüler einfach nicht gut in einer Gruppe, wie es die Konstellation im Klassenraum offenbart, funktionieren.

„Heute (Montag, Anm. d. Red.) ist ein wichtiger Tag für mich“, sagt der Deutschlehrer. Er habe viele Aufgaben auf eine Woche ausgelegt und heute sei der Tag, an dem die Frist abläuft. Er nennt als Beispiel eine Aufgabe, die er einer Klasse der Berufsausbildung erteilt hat. Bis jetzt haben etwa zwei Drittel die Frist eingehalten und die Aufgabe eingereicht. Ein Drittel habe nichts eingereicht. Eine Schülerin habe ihm gesagt, sie könne die Aufgabe nicht machen, da sie sich nun in der Corona-Krise als Freiwillige für ältere Menschen einsetze. Sie erledige Einkäufe für die gefährdeten Personen. Draut zeigt Verständnis dafür. „Dagegen kann ich nichts sagen.“

Der Deutschlehrer betreut auch DAES-Klassen („Diplôme d’accès aux études supérieures“). Dabei handelt es sich um alternative „Premières-Klassen“. Das Diplom ist mit einer normalen „Première“ gleichgesetzt und ermöglicht es den Schülern, danach zu studieren. An der ENAD sind rund 40 DAES-Schüler eingeschrieben. „Was richtig gut geklappt hat, ist die Verteidigung der persönlichen Arbeit in den DAES-Klassen.“ Es wurde eine Videokonferenz geschaltet, jeweils zwei Lehrer und ein Schüler. Auf diese Weise wurden die mündlichen Examen gemacht. Dies zeige, dass man Examen nicht zwingend vor Ort machen müsse, es funktioniere auch per Videokonferenz. „Diese Examen zählen auch für die Endnote.“

Diese Woche stehen weitere mündliche Prüfungen im Fach Deutsch an. „Es ist wichtig, weil es die letzte mündliche Prüfung vor den Examen ist. Und das mündliche Examen ist in der Woche nach den Osterferien“, so Draut. Dies bedeute, dass die Schule nach den Osterferien wieder anfängt und die Schüler sofort ins Examen müssen. Deshalb wäre es nicht gut, wenn diese Prüfung in den Coronaferien nicht durchgezogen würde. Denn sie zählen weniger als das eigentliche Examen und seien eine gute Übung dafür.

Man muss als Lehrer viel mehr aufsuchende Arbeit leisten und sicherstellen, dass die Schüler mitmachen und verstehen, was zu tun ist

Jos Bertemes, Mathematiklehrer

Jos Bertemes ist Direktionsmitglied und Mathematiklehrer an der ENAD. Er betreut ausschließlich DAES-Klassen. Für ihn ist das Wort „Ferien“ im Begriff „Coronaferien“ nicht zutreffend. „Man muss als Lehrer viel mehr aufsuchende Arbeit leisten und sicherstellen, dass die Schüler mitmachen und verstehen, was zu tun ist.“ Normale Interaktionen in der Klasse würden wegfallen: kurze Frage des Schülers, Antwort des Lehrers. Die Möglichkeit sei zwar über Chat gegeben, doch habe er beobachtet, dass Schüler über die digitale Plattform nicht die direkte Tendenz hätten, nachzufragen. Auch das Einsammeln von Aufgaben, die auf verschiedenen elektronischen Wegen hereinkommen, sei komplizierter und aufwendiger als bei einem Blatt Papier. Teils müsse man die Dateien konvertieren und dann ein Feedback dazu geben.

Hauptziel ist nicht das Diplom

Bei den Abendkurs-Schülern gebe es keine großen Probleme mit dem digitalen Arbeiten, da diese es gewohnt seien, so Bertemes. Die Tageskurse auf den DAES-Stufen seien einigermaßen gut ausgestattet. Mit einigen Schülern habe man allerdings Probleme. „Von manchen haben wir noch nichts gehört. Wir sind dabei, diese aufzusuchen“; so Bertemes. Ein besonderer Fall seien die Schüler der Berufsausbildung. „Sie sind mehr im beruflichen, also im handelnden Prinzip verankert als im Fernunterricht“, so der Mathelehrer. Man sei nun dabei, alle möglichen Informationen einzusammeln, und ziehe demnächst ein Fazit, was man anders und besser machen könne, um den Unterricht weiter zu gewährleisten. Wie die praktischen Tests in der Berufsausbildung durchgeführt werden, wisse man noch nicht. Dazu habe man noch gar keine Informationen.

Man habe auch festgestellt, dass manche Schüler nur über ein Handy verfügen. Als das Homeschooling angekündigt wurde, haben die Lehrer bei den Schülern nachgefragt, wer keine Internetmöglichkeit hat. Diese bekommen ihr Material direkt mit der Post über das Sekretariat geschickt.

Bildungsminister Claude Meisch hatte in einem YouTube-Video angekündigt, dass in den „Premières-Examen“ nur der Lernstoff abgefragt wird, der bis zum 16. März in den Abiturstufen behandelt wurde. „Darauf basieren wir uns“, so Bertemes. „Wir gehen also davon aus, dass wir die schriftlichen Examen im Juni bzw. Ende Mai durchziehen können. Wir müssen die Schüler auf das Diplom vorbereiten, aber unser Hauptziel ist nicht das Diplom.“ Auch wenn nur das geprüft werde, was bis zum 16. März behandelt wurde, müsse man trotzdem die Schüler so vorbereiten, dass sie später auf der Uni funktionieren können.

„Unser Hauptanliegen vor Beginn des Homeschooling war es, Möglichkeiten zu finden, wie wir den Rhythmus, den wir mit den Schülern aufgebaut haben, beibehalten können, um sie fit fürs Examen zu machen“; so Bertemes.

Jos Bertemes, Mathematik-Lehrer an der ENAD, in seinem Home-Office
Jos Bertemes, Mathematik-Lehrer an der ENAD, in seinem Home-Office Foto: privat
Anonym
4. April 2020 - 10.12

Wei dei Studeiert Pädagogen, hei Schoul an hier Schüler hei duerstellen, fannen ech net professionnel. Wei kennen sie behaapten Schüler wären am normalen Schoulsystem gescheitert? Da muss een sech och Froo stellen wisou. Vleit hun se ee Wee ageschloen, wou se gemierkt hun, dass et net daad ass wat se fir hier Zukunft wellen maachen, oder sie hun am (normalen) Schoulsystem , ee Wee versprach kritt , wou se dono net dierfen maachen. Da soen ech Respekt fir dei Schüler dass se erem an Schoul gin. Dobei muss ech nach soen , dei Här Pädagogen, der stellt net nemmen Schüler an ee schlecht bild, mais och Schoul, ären Aarbechtsplaatz. An wann Schüler net all Aufgaben maan, an deser schweierer Zeit, leit et vleit net nemmen um Schüler, sie gin bombardeiert mat Aufgaben, an vleit an deem een oder aaneren Fach , breichten sie hellef, tjo wann do kee Prof virun engem steet an erklärt, ma sollen se dann iirgendeppes dohin schreiwen. Entweder der Här Pädogogen iwwerdenkt dier är Aussoen, oder der dierft net mei (bei esou enger Schoul ) Couren gin, der ennerriicht jo och bestemmt nach an aaner Schoulen. An do heiren ech daad selwecht, dass Schüler och net emmer alles oofgin , wat ze maachen ass. Ech kann nemmen guddes vun der Schoul soen, awer Här Pädagogen ,esou wei dier hei iwwer Leit wou dier Geschicht net kennt urdeelt, ass alles awer net proffessionnel. Op mannst eng Entschellegung öffentlech, vun ärer Seit der Här Pädagogen, vis a vis , der Schoul an den Schüler wier ubruecht. Merci

Eng Mamm
4. April 2020 - 8.47

Ech muss soen, deen Pädagoge huet den Schoulsystem net verstaanen. Schüler sin net gescheitert. Sie hun missen een aaneren Wee anschloen, well se eppes geleiert hun, wou se herno dann awer net können maachen, vleit well et dann awer net daad ass wat sie sech virgestallt hun. Theoretesch als studeierten Pädagoge , misst een grad esou Schüler wertschätzen, an net diskrimineiren. An durch dei Aussoen, setzt dier net nemmen Schüler an ee schlecht Bild, mais och äer Schoul. (Aarbechtsplatz) Ech muss soen, kann nemmen positives vun der Schoul do soen. Leiw Schüler an all Proffen dier macht super Aarbecht. An un deen Pädagoge wg Monsieur, schreift dem Tageblatt eng Berichtigung vun deem Artikel, dier hutt net nemmen Schüler diskrimineiert, mais och Schoul Merci

Anonym
3. April 2020 - 20.07

Man könnte das ja dann richtig stellen oder selbst sich genau informieren oder es unter den Text vom Lehrer schreiben. Sollte dass die Meinung eines Lehrers sein , unterrichtet dieser vielleicht an der falschen Schule . Leider ist unser aktuelles Schulsystem so aufgebaut dass 1 Beispiel Man entscheidet sich für eine von den neuen Modulklassen G. Civile . Auf 12ième bemerkt man dass dieses doch nich das ist was man später machen will ( durch die Stagen die man absolvieren muss ) oder man hat zu viele nicht erfolgreich absolvierte Module ( man zwar auf eine 13 ième kann und doch kein Examen schreiben darf ) muss man leider wieder auf einer 10 ième starten ( wie bei dem Würfelspiel mit den Leitern ) Gut dass es dann die ENPA gibt wo man dann wieder neu starten kann. 2 Beispiel Man absoviert eine Techniker Klasse zb Commerce mit Abschlussexamen , will doch auf eine Uni . Auch hier gut dass es diese Schule gibt und man dann die 1ier nochmal absolvieren kann um später studieren zu können. Es gibt nicht nur lauter Fælle die es nicht in den anderen Schule schaffen wûrden , sondern die durch Umstænde zu alt sind um in den andren Schulen angenommen zu werden. Oder nicht mehr in unsere Ach so gutes Schulsystem passen. Ich finde es nicht normal dass in unserem so reichen Land es soviele gibt die keine Ausbildung haben : genauso wie unser so eingespartes Krankensystem. Ich hoffe darauf dass der Direktor selbst drauf noch reagiert , damit die Schule nicht nur negatif in den Kœpfen der Leute bleibt. Ich bin mir sicher auch auf den anderen Elitenschulen gibt es welche die nur das Nötigste machen . Stay save

Anonym
3. April 2020 - 19.46

Ech sin seit 5 joer schülerin an der ENAD an ech sin richteg frou an dankbar dofir dei chance krut ze hun. Ech muss awer nach dobeifügen dass ech et eng frechheet fannen wei verschidden Pädagogen d'Schüler aus der schoul duerstellen! Et ass schon net einfach schüler an deser schoul ze sin vuque dass d'leit dei des schoul net richteg kennen een direkt oofstempelen an mengen mir wieren all do an der schoul well mir eng kriminell vergaangenheet hun, waad absolut net stemmt. Vill Schüler sin net iergentwou am Schoulsystem gescheitert mee hun sech fir een aaneren wee décideiert an wellen desen wee an der ENAD maachen. Wann dproffen sech desst net bewosst sin dann sin se definitiv an der falscher schoul! Mengen wann ech den ganzen daag naischt geif futeieren wier ech elo keng 5 joer an der ENAD. Wann verschidden proffen wierklech mengen mir geifen naischt op dreih kreien geif ech et mei fair fannen wann se eis daat geifen an d'gesiicht soen an net öffentlech fir dass mir Schüler an och d'Schoul nach mei schlecht do stinn wei mir et souweisou schon sin.

Tom Haas
3. April 2020 - 16.28

Bei dem Artikel handelt es sich nicht um den Meinungsbeitrag eines Journalisten des Tageblatts, sondern um einen Bericht. Die Aussage "An der ENAD („Ecole nationale pour adultes“) befinden sich Schüler, die irgendwo im normalen Schulsystem gescheitert sind." stammt von einem Lehrer der Schule. Freundliche Grüße aus der Redaktion

Anonym
3. April 2020 - 15.24

An der ENAD („Ecole nationale pour adultes“) befinden sich Schüler, die irgendwo im normalen Schulsystem gescheitert sind. Also dat doten ass awer eng Frechheet... do sinn NET nemmen Schüler die gescheitert sinn, mee och einfach nemmen do an der Schoul sinn, well se erausfond hun, dasse hier Karriere em änneren wellen, an elo Chance hun hieren Draamjob ze leieren, auszeüben... Ech sinn selwer Schülerin do, an sinn frou dass ech die Chance hun do fier Educatrice ze léieren. Dt heescht net dass ech gescheitert sinn fierdrun, mee ech hun mein Diplom als Graphiker am LTAM mat Bravo ofgeschloss. An gemierkt , dass et awer net dat ass fier mech... Mir ginn hei durchgestallt an der Schoul als geifen mir nie eppes maachen, dass mir faul sinn an dohem souweisou nix futeieren.... Schlemm dassen d`Leit dann eseu ein Bild von eis vermittelt kréien!! Iwerleet mol wat der hei schreiwt! Sou an elo gedd weider geleiert ,well ech souweisou néicht aneres méi machen wei nemmen dat.