EditorialEinige Sportarten funktionieren nach einem überlebten Wirtschaftsmodell

Editorial / Einige Sportarten funktionieren nach einem überlebten Wirtschaftsmodell
 Foto: dpa/Arne Dedert

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Am Samstag startet die Bundesliga wieder. Dann wird Fußball nicht mehr die schönste Nebensache der Welt, sondern reines Geschäft sein, so die Botschaft vom Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, am vergangenen Samstag im aktuellen Sportstudio im ZDF. Es gehe darum, dass 36 klein- bis mittelständische Unternehmen ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Hier geht es den 36 Vereinen aus erster und zweiter Bundesliga nicht anders als anderen Klubs.

Dass es beim Profifußball vor allem um wirtschaftliche Interessen geht, ist nicht neu, dass die Vermarkter das aber selbst so offen hervorheben, ist eher ungewohnt. Es sind halt Krisenzeiten und die führen dem Profisport in Europa deutlich die eigenen Fehler vor Augen. Wenn einer Fußball-Liga, die mit ihren 18 Vereinen in einer Saison über vier Milliarden Euro Umsatz macht, nach zweimonatigem Stillstand der Kollaps droht, dann läuft etwas schief. Die Vereine wirtschaften über ihren Verhältnissen, was allerdings dem System geschuldet ist. Nur wer es in den Europapokal schafft oder den Klassenerhalt erreicht, dem winkt das mehr oder weniger große Geld. Und so investieren die meisten Vereine, um das eine oder das andere Ziel zu erreichen. Allerdings sind die Plätze begrenzt und somit bleiben einige Klubs auf ihren Ausgaben sitzen, wie Prof. Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln vor Kurzem im Tageblatt erklärte. Der europäische Profifußball wirtschaftet äußerst kurzfristig und nicht gerade nachhaltig. Und dabei ist der deutsche Profifußball noch als einer der wirtschaftlich gesündesten in Europa bekannt.

Aber nicht nur der Profifußball bekommt in der Corona-Krise seine Schwächen aufgezeigt. Ähnlich ist es beim Radsport, dessen Konstrukt bereits in normalen Zeiten auf wackeligen Beinen steht. Hier sind die Teams von einem oder zwei Geldgebern abhängig. Drehen sie den Geldhahn zu und es wird kein neuer Sponsor gefunden, werden die Rennställe aufgelöst. Das ist quasi Jahr für Jahr gängige Praxis. Ohne Radrennen haben die Sponsoren keine Visibilität und ihr Investment lohnt sich nicht. Deswegen versucht man, die wichtigen Rennen nun auf Biegen und Brechen zwischen August und November nachzuholen. Dabei geht es vor allem um die Tour de France, die 70 Prozent der Visibilität von Sponsoren ausmacht. Somit ist es auch kein Wunder, dass der Organisator der Tour, die Amaury Sport Organisation, den Ton angibt und die Radteams blind folgen.

Es wird momentan in einigen Sportarten ums Überleben gekämpft. Da bleibt jetzt auch keine Zeit, sich großartig Gedanken über Reformen zu machen. Das Problem ist allerdings, sollte irgendwann wieder Normalität einkehren, Fernseh-, Sponsoren- und Antrittsgelder fließen, droht der Reformwille wieder schnell zu verschwinden und der Profisport wird weiter nach einem überalterten System funktionieren. Bis zur nächsten Krise wird das aber nur die wenigsten interessieren.

brauhaus
15. Mai 2020 - 13.15

@Unterschicht "Darf ich fragen was der Herr aus der Oberschicht dann als Sport bezeichnet?" Millionären bei der Arbeit auf dem Rasen zusehen, wie sie alles versuchen um sich bloß nicht zu verletzen, sicherlich nicht. Sport ist Leibesertüchtigung, vom Zuschauen funktioniert das nicht.

Unterschicht
14. Mai 2020 - 18.36

Darf ich fragen was der Herr aus der Oberschicht dann als Sport bezeichnet? Ich vermute Fahrrad mit edler Montur wird es sein.

brauhaus
14. Mai 2020 - 11.54

Kein Sport sondern reines Unterschichtenamusemang.