EU-ImpfstoffversorgungEinige EU-Staaten wetteten auf AstraZeneca – und fordern jetzt die Solidarität der anderen 

EU-Impfstoffversorgung / Einige EU-Staaten wetteten auf AstraZeneca – und fordern jetzt die Solidarität der anderen 
Als die Pandemie kurz besiegt schien: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Premier Xavier Bettel im Juli vergangenen Jahres beim EU-Gipfel in Brüssel – seitdem dominieren die schlechten Nachrichten Foto: AFP/Stéphanie Lecocq

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Einigen EU-Staaten war der Biontech-Impfstoff zu teuer, sie setzten auf AstraZeneca – und haben jetzt ein Problem. Das rührt an Europas Solidarität. Und könnte auch an Luxemburgs Impfplan rütteln. 

Alles sollte so viel Hoffnung geben. Am 27. Dezember, einem Sonntag, starteten die Staaten der Europäischen Union gemeinsam in ihre Impfkampagnen. In Luxemburg wurden die ersten Personen einen Tag später immunisiert. Alle Länder hatten entsprechend ihrer Einwohnerzahl gleich viel Impfstoff erhalten. Ein symbolischer Akt, der das aufkommende Grollen darüber, dass andere Staaten wie Großbritannien oder Israel bereits erfolgreich impften, verstummen lassen sollte. Es kam anders.

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten kommen nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Brüssel wird zu viel Bürokratie bei der Beschaffung der Impfstoffe vorgeworfen, den Staaten Pfennigfuchserei zum falschen Zeitpunkt. Schließlich kosten die Folgen der Pandemie die EU-Staaten mehrere Tausend Milliarden Euro. Besonders die Niederlande, Dänemark, Österreich und Schweden, die sogenannten sparsamen vier, sollen den Finanzrahmen für die EU-Kommission bei der Förderung der Impfstoffproduzenten in ihrer Forschung und auch später bei der Beschaffung der Impfstoffe möglichst tief gehalten haben.

Im vergangenen Sommer war noch nicht absehbar, wann welcher Impfstoff bereitstünde – und die Corona-Krise machte kurz Pause. Damit könnte auch die Dringlichkeit bei der Impfstoffbeschaffung bei den Staats- und Regierungschefs etwas in den Hintergrund geraten sein. Im Frühjahr 2021 aber kämpft der Kontinent mit den Folgen. Auch politisch. Kaum eine europäische Regierung, die wegen des schleppenden Impftempos nicht unter Druck geraten ist.

Stimmt das mit der Solidarität noch?

Lichtblick bei der Beschaffung nach europäischem Modell war immer die gemeinsame Herangehensweise: Jeder Staat sollte aufgeschlüsselt nach Einwohnerzahl dieselbe Menge an Impfstoffen zum selben Zeitpunkt bekommen. Endlich europäische Solidarität in der Bewältigung der Pandemie, nach dem peinlichen Gerangel um Schutzmaterial zu Beginn der Krise, das war die Botschaft aller Beteiligten.

Jedoch haben einige Staaten jetzt, zweieinhalb Monate nach dem Start der europäischen Impfkampagne, mehr Impfstoff als andere – und das Kleingedruckte bei dieser Vereinbarung, obwohl es nie verheimlicht wurde, schlägt seine Wellen, seitdem Österreichs Kanzler Sebastian Kurz vergangenen Freitag das Vorgehen überraschend hart öffentlich kritisiert hatte, indem er von einem „möglichen Basar“ sprach (siehe Text unten). Jeder Staat durfte, musste aber nicht alle ihm zustehenden Dosen aufkaufen. In einer ersten Runde von einzelnen Staaten nicht bezogene Impfstoffmengen gingen zurück in einen Korb – aus dem sich andere Staaten dann in einer zweiten Runde bedienen konnten. Ein vorprogrammiertes Ungleichgewicht, vor allem im Hinblick darauf, dass die bestellten Mengen Lieferfristen haben, die über das laufende Jahr hinausgehen.

Im Mittelpunkt hierbei stand der teure und schwierig zu lagernde Impfstoff von Biontech/Pfizer. Einige Staaten, wie etwa Bulgarien, verzichteten größtenteils auf ihr Biontech-Kontingent. Andere, wie die Niederlande oder Malta, griffen zu. Die Verhandlungen fanden statt in einem der EU-Kommission zur Seite stehenden Lenkungsgremium („Steering Board“) aus von den EU-Staaten entsandten Vertretern. Für Luxemburg verhandelten Beamte aus der „Direction de la Santé“.

Wovon wie viel kaufen, lautete die Frage, die sich den Regierungen stellte – eine Folge war die meist kostenbedingte Wette auf AstraZeneca, der reichere Staaten aus dem Weg gehen konnten. Eine Wette, die nach einer verspäteten EU-Zulassung, den folgenden Lieferschwierigkeiten und schließlich den Bedenken um unerwartete Nebenwirkungen gründlich schiefging; bis zum Dienstag hatten schließlich 16 EU-Staaten die Impfungen mit AstraZeneca vorübergehend ausgesetzt, darunter auch Luxemburg.

Luxemburger Regierung schweigt sich aus

Wie Luxemburg sich in diesen „Steering Board“-Verhandlungen verhalten hat, wird bislang nicht kommuniziert von der Regierung. Diesbezügliche Tageblatt-Anfragen blieben unbeantwortet. Auch die Antworten von Premier Xavier Bettel auf die parlamentarische Anfrage des ADR-Abgeordneten Fernand Kartheiser zu diesem Thema schaffen kaum Aufklärung. Dort heißt es schlicht, Luxemburg trete ein für eine gerechte Verteilung nach dem Prinzip der Proportionalität. Ob Luxemburg demnach mehr Biontech-Impfstoff gekauft hat oder gar weniger als dem Großherzogtum anteilmäßig zustand – man weiß es nicht.

Die Europäische Seuchenbehörde ECDC listet auf ihrer Internetseite alle möglichen Statistiken zu Impfstoffen in der EU auf. Aus diesen Zahlen geht hervor, dass Luxemburg, Stand 14. März, 58.230 Biontech-Dosen erhalten hat. Die Einwohner Luxemburgs machen 1,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung der EU aus. Insgesamt hat BiontechPfizer der ECDC zufolge bislang 38 Millionen Impfdosen an die Staaten der EU geliefert. Laut Bevölkerungsschlüssel hätten Luxemburg davon 53.200 zugestanden. Sollten diese Zahlen stimmen, wäre es ein Indiz für einen Zukauf.

In der EU sieht es nun so aus, dass Staaten, die auf AstraZeneca wetteten, in den Seilen hängen. In Bulgarien wurden fünf von hundert Bürgern geimpft – in Malta mit bereits über 20 von hundert mehr als das Vierfache dessen. Die Regierungschefs aus Österreich, Tschechien, Slowenien, Bulgarien, Kroatien und Lettland fordern nun eine Korrektur, um alle EU-Staaten gleich schnell mit Impfstoffen zu beliefern. Für Luxemburg könnte sich dann eine Frage der Solidarität stellen. Denn wer in dieser Krise in den Seilen hängt, braucht andere, die ihm da wieder hinaushelfen.

EMA stützt Astrazenca

Nach dem Stopp der AstraZeneca-Impfungen in Teilen Europas hat sich die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hinter das Corona-Vakzin gestellt. Sie sei immer noch „zutiefst überzeugt“ von den Vorteilen des AstraZeneca-Impfstoffs im Kampf gegen die Pandemie, sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Dienstag. Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keine Belege für einen Zusammenhang zwischen dieser Impfung und dem Auftreten von Blutgerinnseln. 16 EU-Staaten, darunter Luxemburg, haben die Impfungen mit AstraZeneca vorübergehend ausgesetzt. Der EMA-Ausschuss für Impfstoff-Sicherheit hatte am Dienstag über das AstraZeneca-Präparat beraten und will bis zu einer Sondersitzung am Donnerstag zu einer Schlussfolgerung kommen. 

merissa
17. März 2021 - 20.32

@HTK "Gab es denn bei allen Pfizer-Geimpften KEINE Reihe von Lungenembolien?" Es waren alles Frauen die die Pille nahmen und das ist eine bekannte Nebenwirkung davon. Man untersucht das um sicher zu sein, die Zulassung ist schließlich nur provisorisch und die Hersteller haben volle Immunität auch wenn tausende sterben würden. Normalerweise dauert die Zulassung 10 Jahre und diese Untersuchungen sind exakt das, was in diesen 10 Jahren normalerweise passiert.

d'MIM
17. März 2021 - 18.20

Mir bescheftegen ons mat deene 4 Impfdrengleridioten awer de Skandal ass d'Eu

Till Eule vor dem Spiegel
17. März 2021 - 11.12

Welcher Schelm der Schlechtes denkt, hatten doch wohl die Politiker die auf den Billigimpfstoff AstraZeneca wetteten , eher die Einsparungen gegenüber dem über 10 Euro teueren Biontec/ Pfizer im Visier als das Wohl der Bevölkerung.

Jeff
17. März 2021 - 10.59

Et kéint een sech mol Gedanken driwwer maachen, fir de ganzen Club do, wéinst mise en danger de la vie d'autrui ze Verkloen. Déi Arrogant Politik ass net méi ze toleréieren. Bal iwwerall ginn Zuelen vun den infizéierten erof, an, an der EU klammen se. 

HTK
17. März 2021 - 9.37

Zu teuer wenn's um's Überleben geht? Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.Haben die Nasen in den Führungsgremien nicht verstanden,dass das ein Bumerangeffekt geben könnte? Sollte man nicht vorsichtig sein wenn ein Produkt um ein Vielfaches billiger ist? Wenn sie einen Porsche für 10 000 Euro bekommen dann stimmt etwas nicht. Im Fall AstraZeneca ist "nicht bewiesen,dass die Komplikationen mit Todesfolge vom Impfstoff herrühren". Aha? Gab es denn bei allen Pfizer-Geimpften KEINE Reihe von Lungenembolien? Nein.Anscheinend nicht. Nur bei AstraZeneca sind (plötzlich)nicht mehr Embolien festzustellen als ohne Impfung?! In anderen Worten,man will uns weismachen,dass diese Embolien auch ohne Impfung stattgefunden hätten. Das ist gezielte Irreführung um eine Peinlichkeit aus der Welt zu räumen.Auf Kosten der Menschen.