„Einen neuen Blick auf die Stadt eröffnen“: Hinter den Kulissen der „Escher Kulturnuecht“

„Einen neuen Blick auf die Stadt eröffnen“: Hinter den Kulissen der „Escher Kulturnuecht“

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Die „Nuit de la culture“, die erstmals 2012 stattfand, hat sich im Laufe der Jahre zu einer stattlichen Veranstaltung namens „Escher Kulturnuecht“ gemausert. So wird auch die 8. Auflage mit einer Vielfalt an Attraktionen für jeden Geschmack und jedes Alter aufwarten. Unter dem Motto „Esch au fil de l’Alzette“ wird am 14. September ab 16 Uhr die Minettemetropole fest im Griff der Kultur sein. Bei gutem Wetter werden an die 10.000 Besucher erwartet.

Von Christiane Wagner

Als wir zum Interview in der Maison Mousset in der Luxemburger Straße eintreffen, herrscht freudige Stimmung beim hier beheimateten „Service Culture“ der Stadt Esch. Soeben sind die handlichen Programmhefte für die „Escher Kulturnuecht“ geliefert worden. „Alles klappt hervorragend“, begrüßt uns Ralph Waltmans. Als Leiter der Kulturabteilung zeichnet er für das Großereignis verantwortlich. „Aufgrund der nationalen Staatstrauer um Großherzog Jean mussten wir die Kulturnacht, die am Begräbnistag stattfinden sollte, verlegen. Obwohl wir die Entscheidung begrüßten, die geplante Veranstaltung aus Respekt vor dem ehemaligen Souverän abzusagen, fuhr uns ein gewaltiger Schreck in die Glieder.

Alles war minutiös geplant, die Künstler fest gebucht, die Werbekampagne angelaufen. Die Stadt Esch und ihre Dienste standen bereit. Nun galt es ein neues Datum zu finden und wieder von vorne anzufangen.“ Festgehalten wurde der 14. September. Und zur Erleichterung und Freude der Organisatoren stellte sich heraus, dass sozusagen alle Künstler und auch die Veranstaltungsorte für diesen Termin verfügbar waren. Dennoch musste vielfach umprogrammiert werden.

Erfolgsgeschichte

Doch wie entstand eigentlich die „Nuit de la culture“? Wie wurde sie zu dem, was sie heute ist, der „Escher Kulturnuecht“? Im Grunde wurde erstmals anlässlich des 50. Geburtstags des Escher Theaters im Jahr 2012 eine Kulturnacht organisiert. Viele Kulturinstitute öffneten ihre Türen für das breite Publikum und warteten mit Gratiskonzerten, Ausstellungen und anderen kulturellen Animationen auf. Die damals noch recht bescheidene Veranstaltung stieß auf großen Anklang. Und es wurde offensichtlich, dass in Esch ein Bedürfnis nach populären, aber hochwertigen Kulturereignissen bestand. Der zuständige „Service Culture“ nahm die Herausforderung an und bewies eine glückliche Hand.

Die Kulturnacht wurde zum festen Bestandteil der Escher Veranstaltungsagenda. Im Laufe der Jahre entwickelte sie sich dann zu einem regelrechten Festival erster Güte. Als der Erfolg die anfängliche Skepsis weichen ließ, stießen ständig neue Partner zur Initiative. Viele Vereine meldeten Interesse an, dann gesellten sich u.a. die Galerie „Schlassgoart“, die „Galerie Schortgen“, das „Centre interrégional de conservation et d’étude du patrimoine sidérurgique“, der Geschäftsverband Acaie, aber auch zahlreiche Sponsoren hinzu. 2014 wurde schließlich die eigenständige Asbl „Nuit de la culture“ gegründet.

Ein Test für Esch 2022

Alle waren sich einig: Die Kulturnacht sollte einen neuen Blick auf die Stadt Esch eröffnen, die in vollem Wandel zur Universitätsstadt begriffen und auf dem bestem Weg zur Wissensgesellschaft ist. Alle Partner sollten gleichberechtigt sein. In stundenlangen gemeinsamen Sitzungen wurde am Konzept gefeilt. Die Stimmung unter den Akteuren war (und ist weiterhin) gut. „Dies ist einer der Gründe für den Erfolg des Projekts „Escher Kulturnuecht“. Da keine Hierarchie besteht, bringen sich alle voll ein. Das gute Miteinander ist der Kreativität sehr förderlich“, bilanziert Ralph Waltmans.

„So entstand auch zusammen die Idee, die jeweiligen Kulturnächte unter ein bestimmtes Motto zu stellen. ‚La nuit et le rêve‘ lautete dieses im vergangenen Jahr, ‚Esch au fil de l’Alzette‘ heißt das Thema diesmal. In der Tat ist die Alzette, auch wenn man sie heutzutage kaum noch sieht, ein wichtiges Element und Symbol Eschs. Letztes Jahr haben wir den Eschern im Rahmen eines großen Feuerspektakels die Industriebrache Esch-Schifflingen symbolisch zurückgegeben, dieses Jahr wird die Alzette, das Wasser also, ebenfalls sinnbildlich allgegenwärtig sein“.

In der Folge jeder Kulturnacht beleuchte ein eigens geschaffenes „atelier d’auto-évaluation“ Ablauf und Konzept kritisch, so Ralph Waltmans. Hinter jeder einzelnen „Escher Kulturnuecht“ stecke ein ganzes Jahr Teamarbeit.

Zusätzlich seien alle Gemeindedienste gefordert. Und die diesjährige Auflage habe im Hinblick auf Esch 2022 eine ganz besondere Bedeutung. Da man Kultur, Kunst und Kreativität in den öffentlichen Raum bringen wolle, biete die „Kulturnuecht“ eine hervorragende Gelegenheit, auszuloten, wie die Stadt Esch ein Großereignis mit Abläufen an sehr unterschiedlichen Veranstaltungsorten meistere. Und nicht zuletzt diene das Topevent dazu, zu ermitteln, wie sich die Zusammenarbeit der einzelnen Gemeindedienste gestalte. Denn von deren reibungslosem Zusammenspiel hänge Erfolg oder Misserfolg eines jeden größeren Vorhabens ab.

Blick auf das Programm

Da das ursprüngliche Konzept inzwischen beträchtlich weiterentwickelt werden konnte und die Veranstaltung weitaus bedeutendere Ausmaße angenommen hat, wurde 2018 die Asbl „Escher Kulturnuecht“ gegründet. Ihr obliegt die Umsetzung der neuen Vorgabe.

Der Veranstaltung einen luxemburgischen Namen zu geben, schien ebenfalls angebracht. Präsidentin der Vereinigung ohne Gewinnzweck ist DP-Gemeinderätin Daliah Scholl, die betont: „Uns ist immer wichtig, ein breit gefächertes und abwechslungsreiches Programm anzubieten. Deshalb legen wir den Begriff Kultur im weitesten Sinn aus. Mit der ‚Escher Kulturnuecht‘ möchten wir alle Sparten und Formen der Kultur und Kunst für jedermann zugänglich machen. Dabei muss aber weiterhin die Hochwertigkeit des Gebotenen eine wichtige Rolle spielen. Jeder Besucher soll etwas nach seinem Geschmack finden und Kultur nach Lust und Laune genießen können. Auch achten wir seit 2017 darauf, dass die Kulturnacht den Anforderungen der Escher Kulturentwicklungsstrategie Rechnung trägt.

Dies ist nicht nur unerlässlich im Hinblick auf Esch 2022, sondern auch um Esch aus einer anderen Perspektive zu zeigen und der Stadt ein zeitgemäßes Image zu verleihen.“
Welche Höhepunkte das Programm bereithält, verrät uns die neu eingestellte Produktionsverantwortliche Léa Rossi. Die langjährige Mitarbeiterin von Emmanuel Vinchon, der die Kulturnacht in den vergangenen Jahren betreute, bringt viel Erfahrung mit.

„Diesmal dreht sich alles ums Wasser“, fasst sie zusammen. „Da möchte ich zuerst den „Parcours aquatique“ erwähnen, der von 16.00 bis 20.00 Uhr mit vielen überraschenden Attraktionen ums Element Wasser über 29 verschiedene Stationen führt. Man hat die Qual der Wahl, welche man ansteuert“. Am besten vielleicht alle, denn überall werden Künstler der unterschiedlichsten Kunstsparten das Publikum mit ganz speziellen Darbietungen begeistern. „Esch on the Beach“, mit zwei kunstvoll arrangierten Stränden, vermittelt nahe der Kufa Urlaubsfeeling und lädt zum Ausruhen ein. Und der kulturelle Spaziergang könnte mit einem Spezialmenü bei einem bekannten Escher Gastronom enden.

Um 20.00 Uhr startet dann die „Parade sous-marine“ vom Brillplatz über die Alzette-Straße zum Laval-Park. Die gigantischen Meeresmonster, lustigen Clowns, fliegenden Fische oder wandelnden Badewannen werden die Besucher verzaubern, doch auch daran erinnern, dass unter der Alzette-Straße ja bekanntlich der gleichnamige Fluss fließt. Der Laval-Park zeigt sich dann einmal in einem anderen Gewand. Er wird von 21 bis 23 Uhr in ein Meer aus Nebelschwaden getaucht sein. Die mystische Atmosphäre wird niemanden unberührt lassen und die Zuschauer in ihren Bann ziehen. „Wer das ganz Besondere sucht, der findet es in der angrenzenden Escher Badeanstalt. Um 18 und um 21 Uhr können Interessenten ein Unterwasserspektakel der Extraklasse genießen: Michel Redolfi und Jean-Marc Barr (der bekannte Schauspieler aus ‚Le Grand Bleu‘) versprechen mit einer Musik- und Leseaufführung unter Wasser ungeahnte Sinneserlebnisse. Hier ist allerdings Anmeldung Pflicht“, erläutert Léa Rossi.

Ab 22.30 Uhr können die Besucher bei einem „Bal musette“ auf dem Sankt-Joseph-Parking unter einem Festzelt das Tanzbein schwingen oder zu späterer Stunde bei sanfter elektronischer, den Wasserklängen nachempfundener Musik, bis in die frühen Morgenstunden weiterfeiern.

edouard collarini
10. September 2019 - 1.16

Na dann viel Spass vive la nuit de la culture grand Cru 2o19 de la Ville d'Esch-sur-Alzette