SerbienEine Tüte Dollars für den Kriegsverbrecher

Serbien / Eine Tüte Dollars für den Kriegsverbrecher
Der Sohn von Serbiens Präsident Aleksandar Vucic (im Bild) hat Umgang mit polizeibekannten Hooligans aus kriminellen Drogenmafia-Kreisen, und der Vater ärgert sich über die Opposition, die dies anprangert Foto: AFP/Ludovic Marin

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Auch Landesväter plagen Vatersorgen. Mit einer großzügigen Morgengabe für einen Kriegsverbrecher sorgt Serbiens Präsidentenspross Danilo Vucic erneut für Schlagzeilen. Vater Aleksandar ist empört – nicht über den Umgang seines Sohns, sondern über die nach der Herkunft der Gelder fragende Opposition.

Über den Empfang bei seiner Rückkehr zeigt sich der reuelose Kriegsverbrecher „Kapetan“ Dragan Vasiljkovic noch stets gerührt. Nur 100 Euro habe er in der Tasche gehabt, als er nach 13 Jahren in australischer und kroatischer Haft im März 2020 endlich wieder in die serbische Heimat gelangt sei, berichtete der 66-Jährige vergangene Woche dem privaten TV-Sender „Balkan-Info“. An der Grenze hätten ihn „echte Patrioten“ erwartet – Fans von Roter Stern und der „Sohn von Präsident Aleksander Vucic“: „Sie gaben mir eine Tüte mit 30.000 Dollar, die Schlüssel für ein Auto und eine Wohnung. Ich hatte das nicht erwartet und war wirklich bewegt.“

Die großzügige Morgengabe für den einstigen Kommandanten der berüchtigten „Knindze“-Einheit im während des Kroatienkriegs (1991-1995) gegründeten Para-Staat der Srpska Krajina stößt bei dem EU-Anwärter jedoch nicht nur auf Beifall, sondern auch auf Befremden. Die Finanzbehörden sollten die Herkunft der Gelder ermitteln, die der Präsidentensohn Danilo Vucic „und seine Freunde“ dem Kriegsschergen geschenkt hätten, fordert die oppositionelle DS.

Verärgert ist die DS auch, dass der von seinen Anhängern als „Held“ gefeierte „Kapetan“ selbst in der Belgrader Fußgängerzone ungestört Unterschriften zur Begnadigung von Zvezdan Jovanovic sammeln kann – dem Mörder des 2003 erschossenen Reformpremiers und DS-Gründers Zoran Djindjic: Es sei „offenkundig“, dass hinter der Kampagne die SNS von Präsident Vucic stehe.

Verbindungen zur Drogenmafia

Die Mitteilungsfreude von Kapetan Dragan hat Danilo Vucic nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen bugsiert. Ob bei der Fußball-WM 2018 in Russland, beim Tag der Republika Srpska im bosnischen Banja Luka oder in Belgrad: Mehrmals wurde der Präsidentenspross in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit in der Begleitung polizeibekannter Hooligans aus kriminellen Drogenmafia-Kreisen gesichtet – und fotografiert.

Kritiker wittern in den engen Banden des Präsidentensohns zu den Hooligan-Halbwelten einen weiteren Beleg für die Verquickung der regierenden SNS mit der Organisierten Kriminalität. Auch Staatschef Vucic zeigt sich empört – allerdings nicht über den zweifelhaften Umgang seines Sohns, sondern über die Opposition. Das Kesseltreiben gegen seine Familie sei Ausdruck von deren „politischen Ohnmacht“: „Danilo ist ein anständiger Junge. Er wird nur ins Visier genommen, weil er mein Sohn ist.“